Montag, 23. Juli 2012

Tour des Vins 2012: Letzte Depesche...


Mit der Tour de France 2012 endet auch Tour des Vins für dieses Jahr. 41 Posts zu den Themen Wein, Frankreich und Radsport haben der Priorat - Hammer und der Weindeuter diesmal hier platziert. Und es hat Spaß gemacht, mal wieder mit dem Finger auf der Landkarte und einem Glas in der Hand die Schleife durch Frankreich zu verfolgen. Obwohl man das ja heute mit Google Earth macht, da gab es ein schönes plug-in mit allen Etappen incl. Höhenprofil. Das Beste wäre es natürlich, einmal direkt die gesamte Strecke mitzumachen, schön gemütlich mit Wohnmobil, incl. Verkostungen und Winzerbesuchen vor Ort. Mal sehen, was die nächsten Jahre bringen...

Sportlich ist der Blick auf die Tour zwiegespalten. Beklagt wird generell eine gewisse Spannungslosigkeit durch Dominanz des Sky-Teams. Ist natürlich schon blöd, wenn die beiden stärksten Fahrer in einer Mannschaft sind. Eine Wachablösung á la Riis/Ulrich 1997 war hier nicht zu erwarten. Und nachdem Contador erst nächstes Jahr wieder mitfahren  darf, Andy Schleck ausfiel, Cadel Evans einbrach und auch der Hai von Messina unter Beißhemmung litt, lief es auf dieses Ergebnis im Gesamtklassement hinaus. Der Kurs begünstigte mit zwei Einzelzeitfahrten außerdem den Briten, in dieser Disziplin scheint er als Ex - Bahnprofi unschlagbar.

Auf jeden Fall wars schön, wieder das kämpferische Temperament von Thoma Voekler zu erleben, der hat verdient das Gepunktete bekommen. Außerdem bauen sich ja immer wieder vielversprechende Newcommer auf, wie Peter Sagan (drei Etappensiege und Grünes Trikot) und Thibaut Pinot (ein Etappensieg). Auch André Greipel war großartig.

Vielleicht im nächsten Jahr dann auch wieder mit einem "Deutschen Team", Alpecin/Trek ("Doping für die Haare") steht ja in den Startlöchern. Gerüchteweise dann mit Jens Voigt als Silberrücken und mit Andy Schleck als Klassementfahrer.

Man muß die Tour 2013 abwarten, das ist dann die Ausgabe 100. Neues Spiel - neues Glück.





Sonntag, 22. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Rambouillet – Paris

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen



Zum gestrigen Streckenverlauf konnte sich so rein gar keinen Tipp abgeben, daher gab es von mir zur gestrigen Etappe nichts.

Vom heutigen Streckenverlauf kenne ich einen kleinen Abschnitt – und dazu komme ich noch mal auf jene Jahreswechseltour von 2001 auf 2002 zurück, die ich schon erwähnte, als es oben an der La Manche Küste entlang ging.

Mein damaliger Reisekumpel, der Holzwurm Steffen war noch nie in Paris und wünschte sich natürlich, dass wir dort auch hin fahren. Über Rouen und Mantes kamen wir auf Paris zu und benutzten für das an Paris „vorbeigehen“ auch die D191, auf die die Fahrer heute relativ zu Beginn der Etappe vor St. Hubert kommen. Auch durch Auffargis und Cernay la Ville sind wir seinerzeit gefahren. Mit seinem Waldreichtum war mir der Abschnitt damals auch positiv aufgefallen, die Gegend ist nicht umsonst zum regionalen Naturpark erklärt worden. Angehalten haben wir aber hier nicht, denn es war bereits kurz vor dem Dunkelwerden und wir brauchten noch eine Bleibe für die nächsten zwei Nächte, möglichst in einem Ort, der bahnmäßig über das RER – System mit Paris verbunden ist, um dann nach Paris mit dieser Vorortbahn rein fahren zu können.

In Cernay la Ville sind wir dann in Richtung Limours weiter gefahren, während die Radprofis hier heute Kurs auf St. Remy la Chevreuse nehmen. Wir hätten auch weiter auf solch kleinen Straßen fahren sollen, aber wir machten dann den Fehler, auf die autobahnähnliche N 104 zu fahren und schwupps saßen wir im Stau. Die Autobahnringe und ähnliche Straße rings um Paris verdienen den Namen „Schnellstraße“ nicht wirklich.

Wir sind damals in St. Michel sur Orge fündig geworden, ein einfaches Hotel in Bahnhofsnähe, aber mit hoteleigener Tiefgarage. Was es mir im Übrigen auch wert war, denn wir befinden uns hier schon in den Suburbs...

So gehts heute durch Paris

Die Radprofis überqueren heute zwischen Meudon und Boulogne Billancourt die Seine und dann geht es zunächst immer an der Seine entlang.  Die erste Pariser Sehenswürdigkeit von Rang ist hier das Palais de Chaillot. Dessen Museen für Völkerkunde hab ich mir bislang noch nicht angesehen, denn ich fand den Platz immer eher abstoßend. Hier wie auch am gegenüber liegenden Eiffelturm lungern immer hunderte aufdringliche afrikanische Straßen“händler“ rum, die versuchen, einem irgend einen Nippes anzudrehen und mein Sicherheitsbedürfnis ließ mich instinktiv hier immer ein wenig schneller werden... Dagegen fühlte ich mich in China – Town oder selbst in dem von Arabern dominierten Viertel um den Boulevard de la Villette immer recht sicher, aber das sind ja auch keine  touristischen Plätze wie bei Chaillot – Tour de Eiffel.

Es geht dann bis zum Tuilerien – Garten – und der Rest ist dann wie immer...

Und damit verabschiede ich mich dann für dieses Jahr und danke allen einmal mehr fürs Mitlesen.


Etappe 20: Rambouillet - Paris Champs-Élysées 120 km


Abschluß der Tour de France 2012 - die Tour d ´Honneur nach Paris. Da dann die Runden über die Champs-Élysées, großes Ritual, da passiert heute nix mehr. Nur die Positionskämpfe der Sprinter sorgen für sportliche Spannung. Im Klassement hat Wiggins ja schon gestern endgültig alles klar gemacht - den ersten britischen Toursieg ever...
Zur Analyse seiner Dominanz in diesem Jahr hier ein Text aus SPON, dem ich nur beipflichten kann:

"Im Zeitfahren legte Wiggins bei dieser Tour den Grundstein. Als dreimaliger Olympiasieger auf der Bahn war sein Körper fürs Tempofahren prädestiniert. Es gelang ihm in den vergangenen Jahren, die vorhandenen Kapazitäten auf die Straße zu transferieren. Und das Profil dieser 99. Tour de France kam seiner Athletik entgegen. Der Matchplan von Sky lässt sich auf eine zweigeteilte Strategie herunterbrechen: Auf den insgesamt 101 Zeitfahrkilometern sollte Wiggins seine maximale Leistung bringen. Die verbliebenen 3.396 Kilometer konnte er zur Verwaltung seines Vorsprungs nutzen. Das hat funktioniert. Das Team Sky kontrollierte nach der Eroberung des Gelben Trikots jede Etappe, definierte mit einem gleichmäßigen hohen Tempo die Fahrweise des Feldes. Die Konsequenz: Gerade die Etappen im Hochgebirge sorgten für wenig Spannung. Die Equipe rund um Wiggins fuhr zu dominant. Den Kapitänen der anderen Mannschaften blieb kaum Kraft für eigene Akzente. Und die wenigen Attacken der Klassementfahrer konterte Sky stets problemlos. Ebenso problemlos soll Wiggins nun am Sonntag in Paris zum Triumph rollen. Die anschließende Party findet dann über den Wolken statt. Der Privatjet Richtung London wartet schon."





Der Wein zum großen Abschlußspektakel kann natürlich nur ein Schäumer sein. Sowas wird ja auch heute sicher wieder auf dem Rad genippt, auch das gehört zum Ritual. Und auf dem Podium wird womöglich gespritzt, in Formel 1 Manier. Einen Champagner gabs hier allerdings schon zur 6. Etappe von Épernay nach Metz /klick.

Darum stattdessen einen Cremant de Limoux. Der hat es doppelt verdient, heute geöffnet zu werden, denn Limoux war Startort der 14. Etappe in diesem Jahr. Außerdem ist ein guter französischer Cremant immer eine Alternative zum "Original" aus der Champagne. Wobei sich hier ja gefragt werden kann, was das Original und was die Kopie ist. Schließlich wurde in Limoux schon lange vor dem Siegeszug des Champagners der Blanquette de Limoux erzeugt, der "älteste Schaumwein der Welt (klick). Die Entdeckung des Verfahrens wird einem Mönch (des Benediktinerklosters Saint Hilaire) zugeschriebens. Das aber schon im Jahr 1531, über 100 Jahre vor Dom Pérignon in der Champagne.



Vorreiter ist hier die Cave de Sieur d´ Arques, eine der besten Genossenschaften Frankreichs mit hohem Qualitätsstandard. Aus diesem Hause verkostet ein Crémant, der das denkwürdige Datum sogar im Namen führt.
Grande Cuvée 1531 Crémant de Limoux Aimery Sieur d Arques(12% /13€ / Chardonnay 60%, Mauzac 20%, Chenin Blanc 20%) Diese Cuvée wurde vor ein paar Jahren bei einem Stern  - Schaumweintest bekannt als "Champagnerkiller" (Platz 6 von 176 Schaumweinen - darunter Champagner, Crémants, Winzersekte, Cavas und Franciacortas aus allen namenhaften Regionen). Duftig, feine Birne, Blüten, etwas weiße Schokolade, im Mund frisch, dichte Perlung, hinten Zitrusnote.



Samstag, 21. Juli 2012

Ja denn...

Etappe 19: Bonneval - Chartres 53.5 km



Das Spannendste gestern war der Zielsprint in Brive la Gaillarde, unglaublich wie der Cavendish da von hinten durchgebraust ist (klick). Heute fährt jeder für sich und gegen die Uhr, Zeitfahren über 53 Kilometer südlich von Paris.
Ob sich da am Spitzenranking noch mal ändert ist unwahrscheinlich, Wiggins und Froome sind in dieser Disziplin top. Vincenzo Nibali liegt nur ein paar Sekunden hinter Froome, ist aber nicht so ein überragender Zeitfahrer. Und Cadel Evans hat sich ja in den letzten Tagen einen enormen Rückstand eingefahren, über 7 Minuten. Das ist auch mit einem Zeitfahrturbo nicht rauszuholen. Es sei denn, einer der Vorderen stürzt, beim Zeitfahren ist alles möglich.
Eingeführt wurde das Contre-la-Montre individuelle übrigens 1934 bei der 28. Tour de France. Da ging es über 90 Kilometer in Richtung Nantes. Der Deutsche Ludwig Geyer wurde Dritter, mit einem Stundenschnitt von 34,18.




1.WIGGINS B.SKY83h 22' 18''
2.FROOME C.SKY02' 05''
3.NIBALI V.LIQ02' 41''
4.VAN DEN BROECK J.LTB05' 53''
5.VAN GARDEREN T.BMC08' 30''
6.EVANS C.BMC09' 57''
7.ZUBELDIA H.RNT10' 11''



Freitag, 20. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Blagnac – Brive la Gaillarde

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen



Die heutige Etappe ist nochmals eine, deren Etappenverlauf mir bestens in weiten Strecken bekannt ist. Grob gesagt ist es eine Strecke, die ich häufig fahre, um in die Pyrenäen bzw. ins Priorat zu kommen  oder entsprechend zurück.

Der Schlüssel, auf diese Strecke zu kommen, ist die ab Vierzon bis etwa Cressensac mautfreie A20, die, wie auch die Zentralmassivautobahn, in den 90ern gebaut wurde. Ich kenne die Gegend abschnittsweise noch aus der Zeit vor dieser Autobahn – dann ging alles recht schnell – in einer Zeit, die man benötigt, um in Deutschland 30 km Autobahn über plattes Land zu bauen, entstanden hier fast 300 km Autobahn und zwei Drittel führen durch Mittelgebirgsgegenden – wir überqueren die Ausläufer des Zentralmassivs. Will man sich die Maut dann weiterhin sparen, muss man vor Cressensac runter und auf die parallele D820 – sprich die frühere N20. Und schon ist man mittendrin in der heutigen Etappe.

Da auch diese Strecke sehr gut ausgebaut ist, geht es hier ebenfalls annehmbar schnell vorwärts – zudem ist die Gegend reich an Sehenswürdigkeiten natürlicher und kultureller Art. Und damit nicht nur als Transitstrecke geeignet, sondern auch als Zielgebiet. Entsprechend bin ich hier auch schon des öfteren auf kleinen Straßen unterwegs gewesen, um mir etwas anzuschauen.

Den Startort Blagnac, nachdem auch der Flughafen von Toulouse benannt ist, kenne ich nur von den Schildern an der Stadtringautobahn von Toulouse. Um diesen Ring nicht verkehrt herum zu fahren (was einem leicht passieren kann), orientiere ich mich von Montauban (oder auch von Albi) kommend gern am Schild Blagnac mit dem Flughafenzeichen. Der Ort selbst ist einer der Schlafstädte, die nahtlos an Toulouse angrenzen, ob es auch entsprechend ein Problemort ist, kann ich nicht sagen, denn ich hatte nie Grund, dort rein zu fahren. Aber generell meide ich derartige Vorstädte der großen Zentren aus genau solchem Grund – zumal, wenn da nicht mal irgendwelche Sehenswürdigkeiten locken wie auch hier wohl nicht viel sein sollte.

Es geht dann auf kleinerer Straße schnell raus aus dem Großraum Toulouse und schon in Grenade sind wir im ländlich provinziellen Raum.

Der Ort ist als typische Bastide angelegt und in seiner Ursprünglichkeit sehenswert, die Kirche und die Markthalle lohnen einen Blick wie auch der Bummel durch die Gassen und über die Plätze mit den alten Häusern. Hier kommen wir auf die Strecke in die Pyrenäen, die ich vor einigen Tagen schon mal erwähnte.

Bis dann kurz vor Cahors die D820 erreicht wird, werden erst mal kleine Straßen im Hinterland genutzt, allerdings welche, auf denen ich bislang nicht unterwegs war, wenn es schnell gehen soll. Fahre ich von Grenade auf Montauban zu, dann auf der kostenfreien Autobahn um dieses drumherum und dann über Realville und an Caussade vorbei in Richtung Cahors.

In Cahors selber habe ich selbstredend schon Halt gemacht, am ausführlichsten im Jahr 2002 auf dem Weg in die Pyrenäen im Sommerurlaub. Damals haben wir einen ausführlichen Bummel durch die Altstadt gemacht, das Palais Duèze und die wehrhafte Brücke Pont Valentre über den Lot besucht und die reich geschmückte Kathedrale St. Etienne besichtigt. Und am Ende durfte auch der Wein nicht zu kurz kommen.

La ville de Cahors

Die meisten Winzer des Weinbaugebietes Cahors liegen in der Region weit verstreut und gut versteckt.  Aber in der Stadt findet man nahe des Lot–Ufers einige Winzer, die einen Laden haben und bei denen man auch verkosten kann – so war ich zum Beispiel bei Château Lagrezette, dessen Weine allerdings preislich gegenüber anderen Cahors–Winzern arg abgehoben scheinen. Die Qualität der Weine ist zwar auch entsprechend gut, aber bei anderen findet man dieselbe Qualität deutlich günstiger.

Ich hatte auch noch einen sehr schönen kleinen Laden mit einer sehr guten Auswahl an Cahors-Weinen gefunden, lauter kleine Erzeuger, deren Weine allesamt regelmäßig im Guide Hachette ausgezeichnet werden. Da ich mit dem Auto da war, musste ein buntes Kistchen mit Einzelflaschen mit, die zum Teil noch immer bei mir im Keller liegen.

Letztlich brauchen Cahors Weine Reifezeit. So plädiere ich dafür, derzeit 1995, 1996 oder 1998 zu trinken, bei Weinen mit einer 2 vorne dran vergibt man sich noch zu viel. Wildhase, Wildschwein, Fasan, auch Ente sind dann gute Partner für diese Weine. An der gesamten D820 gibt es auch die sogenannte Atrium Kette – einige Winzer haben sich hier zusammengeschlossen und an der D820 mehrere Läden aufgemacht, wo sie ihre Weine verkaufen – inclusive Probiermöglichkeit. Man findet einen Laden in Souillac, aber auch in Cahors oder zwischendrin einfach so an der Straße. Ein Stopp lohnt sich, besonders auch wegen der Weine des Château les Rigalets, die u.a. hier verkauft werden. Die Cuvée La Quintessence lohnt in guten Jahren immer, dies ist einer meiner Lieblingsweine im Cahors.

Es wird auf der D820 geblieben, ein Abschnitt, der dünn besiedelt ist und gut ausgebaut. Die Straße führt an einigen alten Schlösschen vorbei, an einem Denkmal bei einer alten Windmühle, das an die französische Résistance erinnert, an mehreren Farmen, bei denen man gute Foie Gras und andere Geflügelprodukte kaufen kann. Ansonsten dominiert die Landschaft – weite Blicke, Wälder, kleine Täler, es ist malerisch, auch wenn sich die A20 hier durchschlängelt und viel verändert hat.  An der Abfahrt ins Tal der Dordogne gibt es einen schönen Picknick – und Biwakplatz, den ich schon des öfteren genutzt habe – in beide Richtungen. Wunderschön sind die Blicke auf das Tal der Dordogne, grad wenn morgendliche Nebel aufsteigen, wie auch dieses Jahr Anfang Mai, als wir hier auf dem Weg ins Priorat nächtigten. Wer lieber in Gesellschaft zeltet, der findet vor der Brücke nach Souillac einen hübschen Zeltplatz, an dem ich auch schon Halt gemacht habe.

Blick in das Tal der Dordogne

Biwakplatz an der D 820 mit Traumblick

Auch in Souillac sollte man nicht immer nur durchfahren. Das hübsche und schön gelegene Städtchen will entdeckt werden, nicht zuletzt wegen der alten Abteikirche Ste. Marie mit bedeutenden Skulpuren aus der Romanik. Das Atrium für den Weinliebhaber  erwähnte ich bereits.

Bis Cressensac geht es weiter auf der D820 über eine dünn besiedelte Hochebene, dann nehme ich lieber die Zufahrt der dann freien A20, um schneller nach Norden zu kommen. Ich habe allerdings auch einmal eine kleine Nebenstraße nach Brive la Gaillarde genommen, allerdings eine andere als die, die heute gefahren wird. Angesehen hab ich mir leider nichts, ich hatte damals lediglich einen Supermarkt mit billiger Möglichkeit zum tanken gesucht. Es gibt halt auch an Strecken wie dieser immer noch Reserven.


Etappe 18: Blagnac - Brive-la-Gaillarde 222.5 km


Heute eine lange aber relativ flache Etappe, Erholung nach den Pyrenäenenpässen. Es geht nach Norden in die hügeligen Ausläufer des Zentralmassivs. Angriffe auf das Gelbe Trikot sind nicht zu erwarten, auch wohl nicht ein so zweifelhaftes Hin und Her wie zwischen Wiggins und Froome gestern (dazu hier was bei Eurosport / klick). Stattdessen ein Sprintfinale, vielleicht kommt André Greipel noch mal zum Zuge...


Pont Valentré in Cahors, diese Brücke über den Lot
ist für die Tour aber heute zu eng.
Es geht direkt nebenan über die Pont Louis Philippe

Und durch den Wein geht es heute auf jeden Fall - erst ist die AOC Gaillac dran, dann weiter nördlich die AOC Cahors. Das Städtchen Cahors wird direkt durchfahren, da überquert man den Fluss Lot, an dessen Ufern westlich der Stadt die Rebhänge liegen. Historisch legendär ist der Schwarze Wein im Mittelalter, bereitet aus Trauben, die vor der Gärung im Ofen getrocknet und dann bis zu zehn Jahre lang in Fässern ausgebaut wurden.
Nun, so geht man da heute natürlich nicht mehr vor. Trotzdem benutzt wird die Bezeichnung Vin Noir als Marketinglabel genutzt. Erzeugt werden aus der Malbec-Traube, häufig ergänzt um Merlot und Tannat, farbintensive, gerstoffbetonte Weine, die sich in der Jugend zuweilen etwas abweisend und kantig geben. Ein traditioneller Cahors verlangt Reifezeit..


Vieles davon wird in Frankreich selbst getrunken, passend zur herzhaft-deftigen Küche des Südwestens. Hier bei uns begegnet einem ein Roter aus Cahors eher selten. Zu den bekannten Betrieben gehören Clos de Gamot, Château de Mercuès, Château du Cèdre, Clos La Coutale, Cosse-Maisonneuve u.a.

Zur Etappen(vor)verkostung trat an: Chateau de Mercuès Malbec 2008 Georges Vigouroux  / Cahors (14% / 16€) Erst in den 1980er Jahren wiederbelebtes Weingut auf beeindruckendem Schloß, mit edlem Hotel und Restaurantbetrieb. Bickdicht-dunkles Rot, schöne Schlierenbildung am Glas. In der Nase zunächst verhalten, wirkt tintig und spröde, auch am Gaumen. Das Thema ist hier bei so einem noch relativ jungen Cahors Luft und nochmals Luft. Am zweiten Tag erst Öffnung, es entwickelt sich ein schönes Duftspiel zwischen der Frucht kleiner Wildbeeren, rauchigen Noten und Graphit. Sehr feingewoben, aber präsent. Im Mund weicher als am ersten Tag, eine Mischung aus Fruchtsüße und anregend-frischer Säure. Die ganze Stilistik holt eher den Bordeauxtrinker ab, Freunde sonnensatter Syrah - und Grenacheweine des Südens könnten enttäuscht sein. Wäre aber sicher ein Fehler, denn gerade diese regionalen Gewächse mit Charakterprägung sind des Genusses wert...



Donnerstag, 19. Juli 2012

Tour des Vins 2012...

...biegt auf die Zielgerade, noch drei Etappen bis Paris.

Torstens Genusskommentar: Bagneres de Luchon – Peyragudes

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Noch einmal wird heute eine Schleife gefahren, bei der man am Ziel luftlinienmäßig nicht weit vom Start weg ist.

Ich bin von Bagneres de Luchon meist immer über den Col de Portillon weiter nach Spanien gefahren. Man wollte aber sicher die Fahrer nicht mit einem sofortigen Anstieg schocken – 10 hinter dem Start wäre man dann schon auf dem 1293 m hohen Col de Portillon gewesen, der zugleich die Grenze zu Spanien markiert – 9 km später ist man schon wieder unten – im Aran – Tal

Dieses zu Spanien gehörige Tal ist dennoch eher französisch geprägt – kein Wunder, denn seitdem das Gebiet im mittelalterlichen Pyrenäenfrieden Spanien zugesprochen wurde dauerte es noch Jahrhunderte, bis es eine Infrastruktur gab, die das Val d´ Aran tatsächlich mit Spanien verbindet.

Die einzige Zufahrtsstraße kam von Frankreich her hoch – denn da blieb man im Tal, die Pfade über die Hochpyrenäen waren gefährlich, beschwerlich und nur kurze Zeit des Jahres begehbar. Somit hat sich hier über die Jahrhunderte eine eigene Kultur erhalten. Das hübsche Bosost wirkt auch heute noch von der Architektur her französischer und auch das Aranés als eigene Sprache ist mehr dem französischen als dem Katalanischen oder gar Spanischen verwandt.

Heute kommt man vom Hauptort des Aran – Tals Vielha in zwei Varianten über die Hochpyrenäen – über den Port de Bonaigua (zugleich höchster spanischer Pyrenäenpass) oder durch den Tunnel von Vielha. Beides hab ich inzwischen unzählige Male im Auto bei allen Witterungsbedingungen gemacht, erstmalig aber 1996 mit dem Rad. Damals kamen wir von Sort her über den Paß und sind dann durch den Tunnel (grusel!) weiter...

Vielha im Aran - Tal

Doch das nur am Rande, den die Tour fängt heute gemächlicher an. Es wird das Vallée du Luchon ausgenutzt – einmal, als am Col de Portillon gesperrt war, mussten wir auch so um den Berg herum fahren, um nach St. Beat ins Aran Tal zu kommen.Bei dieser Gelegenheit hatten wir uns dann gleich das verträumte Städtchen etwa 10 km vor der Grenze nach Spanien angeschaut. Dass es dort wie in der offiziellen Tourbeschreibung erzählt, viele Geschäfte gäbe, davon merkten wir nichts, es war alles zu und der Ort wirkte wie ausgestorben. Kleine Geschäfte gibt es zwar, auch Kneipen, aber wenn alles dicht ist und nur stundenweise offen, dann nützt einem das wenig. Besser also im nahegelegenen und schon erwähnten Bosost einkaufen, so wie es alle tun. Und weil in Bosost so viele Franzosen ein Einkaufsparadies sehen, ist es wohl hier in St. Beat auch so eine Wüstenei.

Dennoch, der Ort und vor allem die Kirche ist sehr schön anzuschauen und lohnt einen kleinen Stopp zum Füße vertreten.

Auf unserem diesjährigen Weg zur Fira nach Falset wollten wir nach der Besichtigung von St. Martory eine alternative Strecke über einen Pass ausprobieren. Ich hätte ja, da wir kaum noch Sprit im Tank hatten (in St. Martory war wegen Mittagspause zu) zur Sicherheit den niedrigeren Col d´ Ares gewählt, aber meine Abenteuer liebende Partnerin am Steuer setzte sich durch und so ging es über den deutlich höheren Col de Mente. Somit kenne ich die nächsten Kilometer der Strecke auch, wenngleich auch von der Gegenrichtung. Es wird steil – hoch, wie runter... - Der Col de Mente ist durchaus nicht ohne Reiz – bei der fast menschenleeren Strecke mit den Minidörfern kamen wir uns vor wie am Ende der Welt. Meist sind aber diese Weltenden landschaftlich äußerst reizvoll wie auch hier. Die Straße, auf der heute runter gefahren wird, wurde im Anfang Mai frisch gebaut.



Die LKW´s mit dem Baumaterial waren auch fast das einzige, was uns begegnete, außer natürlich den wirklich fleißigen und freundlich – umsichtigen Bauarbeitern, die uns zumeist sofort passieren ließen wie auch die LKW- Fahrer, die uns stets bei nächster sich bietender Gelegenheit vorbei ließen. Es geht halt auch ganz anders als im Straßenbau in Deutschland, wo oft monatelang nichts vorwärts geht... Vielleicht – und sicher wurde die Straße auch wegen der anstehenden Tour saniert. Was bei uns ein Zwei Jahres Vorhaben ist, wurde dort in zwei Monaten bewältigt und dabei weder mit lästiger riesiger Umleitung noch mit unflexiblen ewigen Ampeln. Nur ganz unten in Couledoux gab es eine Baustellenampel, während der gesamten Passfahrt wurde „menschlich reguliert“, wie man das auch von Spanien her kennt – mit Posten am Anfang und Ende jeden Bauabschnittes.

In Senguagnet wird dann auf für mich unbekanntes Terrain abgebogen. Lediglich bei der Querung der Hauptstrasse hinter Barbazan kann ich noch mal kurz winken. Meist fährt man von St. Beat nämlich direkt hier auf Montrejeau bzw. auf St. Gaudens zu bzw. kommt von dort.



Die ganze weitere Strecke von hier bis nach St. Aventin ist für mich unbekanntes, noch irgendwann zu entdeckendes Neuland, erst den Anstieg bis auf den Peyresourde – Pass kenne ich dann selbstredend wieder. Und natürlich bin ich auch schon mal in die kleine Bar auf dem Gipfel eingekehrt, die mit den historischen Fotos von den diversen Touren de France. Und die bereits gestern erwähnte Straße hoch zum heutigen Etappenziel ist es, von der aus man bei guter Sicht phantastische Blicke u.a. in Richtung zum Mont Long, ins Neouvielle Massif und in das Gebiet der 3000er um Gavarnie – Mont Perdido und La Munia hat.


Etappe 17: Bagnères-de-Luchon - Peyragudes 143.5 km


Erst morgen geht die Tour wieder durch den Wein, heute wird nochmal im Hochgebirge gefahren. Zwar ist die Etappe nach der gestrigen Quälerei relativ kurz, trotzdem gibt es keine Erholung für die Fahrer. Vor allem nicht für die Podiumsaspiranten. Wiggins scheint für Gelb gesetzt, einzig ein mögliches Duell zwischen Froome und Nibali könnte da noch etwas Spannung bringen. Evans ist ja wohl weg vom Fenster...
Ansonsten lohnt ein Blick auf Voeckler, ein toller Angriffsfahrer der Elsässer, hat sich zu einer richtigen Bergziege entwickelt. Zwei Etappensiege bisher, das Gepunktete wird er heute verteidigen müssen.

Schlußanstieg nach Peyragudes

Mittwoch, 18. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Pau – Bagneres de Luchon

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen



Wohl der Pyrenäenklassiker schlechthin und in der Streckenführung der heutigen Route selbst mit dem Auto am Stück ein Akt, denn zu viel Sehenswertes fordert zum Zwischenhalt auf.

Zum Anderen gibt es hier in den Pyrenäen noch viel weniger Kombinationsmöglichkeiten bezüglich der Straßen. Wer diese Strecke fahren will, hat eine Standardstrecke und die wird heute wieder einmal exakt so gefahren. Da auch ich seither hier nichts Neues beizutragen hätte, hieße es: Aufwärmen alter Geschichten... Aber die kann man ja auch gleich nachlesen (z.Bsp. hier und hier / klick).

Also von mir diesmal nur Erinnerungs - Stichpunkte zu den Empfehlungen an der Strecke:

Gan: Jurancon – Weine von der Kooperative

Arudy: Stadtzentrum, Kletterfelsen

Louvie – Juzon: schöner Picknick- und Biwakplatz am Ufer der Gave – auf der Seite von Izeste

Beon: Der Geierfelsen

Laruns: Alststadt, Kletterfelsen, Pyrenäenkäse direkt vom Erzeuger, Touristeninfo mit der unvermeidlichen Info zum Wetter im Gebirge.

Vor Gourette: Klettersteig

Col d´ Aubisque: herrlicher Paß mit Fernblicken, Verkauf des Käses Aubisque und nicht grade empfehlenswerter Toilette...

Passhöhe am Col d ´Aubisque

Arrens Marsous: hübscher Verpflegungsort – Zugang ins Arrens – Tal für Wanderungen ins Balaitous – Gebiet.

Schluchten der Luz vor Luz St. Sauveur

Luz St. Sauveur: Einkaufs- und Verpflegungsort, neben einem herrlichen Sonntagsmarkt (Heidelbeerkuchen und Käse von Erzeugern u.a.m.) auch Ausrüsterläden für Bergsportaktivitäten.

Barèges: hübscher Badeort. Gut zum Einkaufen vor oder nach Aktivitäten im Gebirge

Col du Tourmalet: Wunderbarer Blick vom Pass, Tour de France – Denkmäler, nette Wirtschaft, hier noch mehr Tiere auf der Fahrbahn als an den anderen Pässen. Mit auf der Straße liegenden oder diese plötzlich queren wollenden Schafen, Kühen und sogar Lamas.

Am Col du Tourmalet - unten La Mongie

La Mongie: Skifahrerkunstort, bewirbt sich mit um den Preis für den häßlichsten Ort Frankreichs. Aber die Traumlage entschädigt.

St. Marie de Campan: Kirche, altes Dorf, Verpflegungsmöglichkeiten, nahebei herrliches Kalksteinklettergebiet.

Col d´ Aspin: hübscher, aber ruhiger Pass, wenn nicht grade die Tour drüber rollt, nette kleine Wirtschaft.

Arreau: eines der hübschesten alten Städtchen in den Pyrenäen – Pflichtkulturpunkt.




Etappe 16: Pau - Bagnères-de-Luchon 197 km


Enstscheidung in den Pyrenäen, die Königsetappe der TdF 2012. Hält heute Bradley Wiggins seine Form, behält er das Gelbe Trikot wohl bis Paris. Nibali, Evans, Van den Broek sitzen ihm aber im Nacken, wenn auch mit Abständen von mehr als 2 Minuten. Von denen will jeder zumindest aufs Podium steigen am Sontag. Falls Wiggins einbricht ist auch eine spannende Frage, was Froome macht. Der hat ja Ambitionen und vor allem Fähigkeiten, die weit über seinen Status als Edelhelfer hinausgehen (aktuell dazu hier: "wenn der Beste nicht der Erste ist").

Heute also die Pässe, die machen den eigentlichen Mythos der Tour aus. Hier müssen die Fahrer wirklich an ihre Grenzen gehen, der Hochleistungssport wird zum existenziellen Ereignis. Triumph oder Zusammenbruch, Sein oder Nichtsein, alles oder nichts...
Der Col de Tourmalet war der erste Berg jenseits der 2000er, der in eine Touretappe aufgenommen wurde. Und das schon im Jahr 1910. Damal war das noch unzugängliches Gebiet, die Strecke nicht mehr als eine raue Schotterpiste. Tour - Gründer Henri Desgrange mutmaßte damals: "Es wird Blut an unseren Händen kleben". Zum Teil wurden die Räder an den steilen und unwegsamen Stellen geschoben, für Fahrer, die nicht abstigen, gab es eine Sonderprämie.

Géant du Tourmalet
Ich selbst bin über den Tourmalet vor längerer Zeit mal mit dem Auto gefahren. Erst waren wir unten im Tal in Lourdes, diesem marienverrückten Ort am Fuße der Pyrenäen - der drittgrößte katholische Wallfahrtsort weltweit, sechs Millionen Menschen besuchen jährlich die Stadt. Infrastruktur und Dienstleistungsangebot sind vollständig an den stetigen Pilger- und Besucherzustrom angepaßt. Über der kleinen Höhle, in der im Jahr 1858 die kleine Bernadette Soubirous ihre Marienerscheinungen hatte, wurde eine riesige Kirche errichtet, drumherum der Site des Sanctuaires, der Heilige Bezirk. In der Innenstadt bieten mehrere Magasin Catholique unglaubliche Menge an Glaubensdevotionalien an.



Kern des ganzen Geschäftsmodells sind natürlich die sogenanntenWunderheilungen. Hier arbeiten Priester und Ärzte Hand in Hand. Auf dem Gelände gibt es seit 120 Jahren ein eigens eingerichtetes medizinsches Büro, dem sämtliche Heilungen gemeldet werden. Zusammen mit dem Klerus wird dann geprüft. Bisher sind von gemeldeten 7000 Heilungen nur 67 als offizielle Wunderheilungen im Sinne der katholischen Kirche anerkannt worden. Hier ist das in aller Ausführlichkeit dokumentiert (klick). Die endlose Prozession der altertümlichen Rollstühle und Bahren, gezogen von Schwestern in Tracht, mutet bizarr an. Die Kranken werden in Badehäusern in das "heilige Wasser" gelegt, über allem aus Lautsprechern liturgische Musik in Endlosschleife.

Ich entschloss mich seinerzeit zum Kauf einer kleinen (Marien)flasche und füllte daraus etwas Wasser in den Kühler des Reiseautos: Ein nicht mehr ganz taufrischer Opel Kadett.



Nach einigen Stunden war die Flucht von dort geboten, schon spät am Nachmittag ging es südlich auf die D 821 durch das immer enger werdende Tal hinauf. In einem kleine Seitental kurz vor der Passhöhe hielten wir dann an, um im Auto zu übernachten. Es dämmerte schon und die Kälte kam, schnell wurde der Gaskocher für ein paar Nudeln angeworfen. Der Wein dazu ? Ich weiß es nicht mehr, wahrscheinlich allereinfachster Roter. Man war damals unterwegs "on a budget".
Am nächsten Morgen dann ein unvergessliches Erlebnis. Über den scharfgezackten Pyrenäenkämmen zog die Sonne auf. In einem weißen Renault Kastenwagen erschien ein Schäfer mit Baskenmütze und stieß lauthals kehlige Schreie in Richtung der Felswände heraus. Glockengebimmel kündigte dann aus der Ferne die Ankunft seiner Herde an. Schafe rannten auf uns zu, tranken und leckten das auf Steinen ausgebreitete Salz.




Weinappellationen gibt es zu Füßen der Pyrenäen einige. Ganz im Westen im Baskenland Irouléguy, dann Béarn und Jurancon südlich von Pau. Genau durch diese für Weißweine bekannte AOC fährt das Feld im Moment. Da fällt relativ viel Niederschlag und es ist auch gar nicht so heiß, wie man vermuten würde. Das ergibt im trockenen Bereich frische Weine, die auch deutsche Rieslingtrinker ansprechen müßten. Außerdem gibt es natürlich noch die Edelsüßen aus dem Jurancon, durchaus eigenständig, in Frankreich aber auch beliebt als günstiger Sauternes-Ersatz. Verkostet wurde dazu im letzten Jahr.



Jurancon "Grain Sauvage" 2010 Les Vignerons de Jurancon (13% / 5,50€) Ein Wein aus der Rebsorte Gros Manseng. Helles gelb, in der Nase sehr klar, etwas Fruchtexotik, Melone, Birne, auch was floral-minziges, sehr fein gezeichnet. Im Mund Frische, gute Säure, etwas Schmelz, hat Substanz, die lange nachzieht. Für das (kleine) Geld ein lohnender Schluck.

Der Wein zur heutigen Etappe kommt aus dem gleichen Haus, wie der gestrige Tropfen: Jurancon "Pavillon Royal" 2008 Les Vignerons de Jurancon (12% / 9,80€) Ein "Zuckerle" (86 g Restzucker/L.) aus Petit Manseng und Gros Manseng. Vollreif gelesene Trauben, sicher auch in der Gärung etwas gestoppt, so bleibt Süße übrig bei moderatem Alkoholgehalt. Exotisch-sattfruchtige Nase, im Mund ein cremiger Obstsalat, Ananas, Mango, Pfirsich. Nicht zu dick, bedarf aber ausreichender Kühlung, sonst kommt auch etwas "Pattexton" durch. Die Erzeuger deklarieren ihn als trinkreif, mit Entwicklungspotential für einige Jahre.




Dienstag, 17. Juli 2012

Heute Ruhetag...

...und der Weinradler würd ja selber gern auf die Piste gehen - aber im Regen schon losfahren ist großer Mist...

Montag, 16. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Samatan – Pau

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Die heutige Etappe führt parallel zu den Pyrenäen, dabei die Berge immer gebührend auf Abstand haltend. Und so haben wir ein hügeliges Profil, kleine Straßen und tiefstes provinzielles Frankreich.

So ist es sicher auch nicht verwunderlich, dass ich zur Strecke fast nichts beitragen kann und sie nur  an einigen Orten gequert habe auf meinen Wegen in die Pyrenäen. Denn in dieser Ecke waren die Berge dann doch immer schon magisch so anziehend, dass maximal Zeit für einen kleinen Zwischenstopp blieb, wenn es denn eine Kleinigkeit zu sehen gab und es grade passte, dass ich eine Pause brauchte. 
So bin ich auch durch den Startort Samatan, ebenso wie durch das benachbarte Lombez bereits mehrfach durchgefahren, wenn ich in oder von den Pyrenäen weg wollte. Die Kirche in Lombez scheint dabei zwar einen Stopp mal zu rechtfertigen, aber bislang hat es sich nicht ergeben.

Die Strecke ist für mich eine Alternativroute, um Toulouse zu vermeiden. Ich biege dann hinter Montauban bei Grenade auf diese Strecke, die recht ruhig und wenig befahren ist und wo auch keine großen Orte durchfahren werden müssen. Man kommt also zügig und ohne viel Aufwand auf kleinerer Strecke hier auf das obere Garonne – Tal zu, um z.B. über Vielha nach Spanien hinein zu fahren. 
Seit ich aber dank der neuen Frankreich-Karte, die unterschiedliche Symbole für mautfreie und Mautautobahnen hat, gesehen habe, dass die die A64 von Muret aus etwa 50 km mautfrei ist, habe ich doch immer die Strecke über Toulouse genommen. Ist allerdings in Toulouse der Autobahnring verstopft und es gibt Stau, dann wäre die obige Route noch eine Alternative.

Um in die Hochpyrenäen hinein zu kommen, kann man seine Route auch über Auch legen. Diese Stadt rechtfertigt auf jeden Fall eine intensivere Besichtigung. Es gibt eine wunderschöne Altstadt rings um eine sehr sehenswerte alte Kathedrale zu entdecken. Aber auch diese Kirche selbst  muss man besucht haben, hat sie doch ein sehr sehenswertes Chorgestühl und eine sehr reiche Ausstattung. Aber auch die 200 Stufen der monumentalen Treppenanlage sollte man mal gestiegen sein. Wir hatten unten geparkt und sind dann beim D´ Artagnan Denkmal über diese Treppe zur Kathedrale hinaufgestiegen.



Danach ist bis Pau für mich unbekanntes Land.

Die Madiran Weinberge werden auch eher südlich umfahren, als dass man durch kommt, dennoch könnte man natürlich einen Wein von dort zur heutigen Etappe empfehlen. Die roten aus der Rebsorte brauchen jedoch immer sehr viel Reifezeit – hier ist immer enorm  viel Geduld angesagt.
Alternativ gäbe es dann  noch die Edelsüßen aus dem selben Gebiet, die allerdings den AOC Namen Pacherenc de Vic Bilh tragen. Es gibt zwar auch trockene Weiße unter dieser Bezeichnung, aber richtig grandios finde ich die Besten der edelsüßen Weine, die eine üppige exotische Aromatik mit einer Honigsüße, aber auch mit einer Zitrusfrische verbinden können. Grade diese Süße-Säure – Balance ermöglicht es, dass diese Weine sich auch wirklich gut trinken lassen. Manko ist allerdings, dass es oft nur 0,5 l Flaschen gibt – die sind dann viel zu schnell leer.

So gelb wie das Trikot des Spitzenreiters und von edler Süße:


Das Gebiet, welches heute durchradelt wird, ist aber auch die Heimat eines berühmten Weinbrands – hier wird der Armagnac produziert. Ob man letztlich den Cognac oder den Armagnac lieber trinkt, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber hier wie dort gibt es eine Qualitätshierarchie, die in XO und Napoleon gipfelt und deren Vertreter wie auch alte Armagnacs zu den interessantesten Spirituosen gehören, die Frankreich zu bieten hat.

Wem das Ganze aber insgesamt zu hochprozentig ist, der probiere dann doch mal einen Floc de Gascogne. Hierfür werden die Trauben des Produzenten wie bei der Herstellung eines Weines verarbeitet und just bei Beginn der Gärung wird diese abgestoppt, in dem der Armagnac des gleichen Produzenten zugesetzt wird.

Ähnliches kennt man in anderen Regionen Frankreichs unter verschiedenen Namen – Ratafia, Macvin du Jura, Pineau de Charentes... Das oft klebrig -süße und brandig alkoholische Getränk kann man zwar immer nur glasweise genießen, aber es hat schon durchaus seine Berechtigung in der Welt der Genüsse.




Etappe 15: Samatan - Pau 158.5 km


Merkwürdige Dramaturgie in diesem Jahr: Nachdem die Fahrer bei der gestrigen Etappe schon mal die Gebirgsluft in den Pyrenäen schnuppern konnten, müßen sie heute wieder quasi aufs platte Land, gefahren werden "nur" knapp 160 Kilometer im hügeligen Gebirgsvorland. Zudem ist dann am Dienstag Ruhetag in Pau. Genug Zeit also, um sich für die Königsetappe am Mittwoch zu erholen - und vielleicht doch Wiggins mal in Bedrängnis zu bringen.

Aber heute ist das noch kein Thema, stattdessen wird durch den ländlichen Südwesten gerollt. Und auch da wachsen, wie könnte es anders sein, Rebstöcke. Kurz hinter Marciac (bekannt für sein jährliches, international beachtetes Jazzfestival mit Auftritten sämtlicher Jazzgrößen von Dizzy Gillespie bis Diana Krall) wird das Madiran gestreift, eine kleine AOC mit nur 1.400 ha. Rebfläche. Die Roten dort werden hauptsächlich aus der Tannat erzeugt. Eine Rebe, die gerbstoffreiche, farbintensive und kräftige Weine mit Alterungspotential hervorbringt. Das sind in der Jugend häufig wilde Gesellen mit einer gewissen Adstringenz.
Alain Brumont ist dort Qualitätspionier, sein Chateau Montus mittlerweile ein Klassiker. Einen schön gereiften ´95er hab ich vor einiger Zeit verkostet (klick).



Einen weiteren Madiran gab es hier bei Tour des Vins, allerdings zur TdF 2010, 17. Etappe: Domaine Laffont "Erigone" 2007 Madiran Pierre Speyer, ein Belgier, bewirtschaftet nur 4 ha und ist einer dieser handwerklich arbeitenden Winzer, die mit großer Leidenschaft wirklich originelle, hochwertige und nicht einer überteuerten Spekulationsblase ausgelieferten Weine machen. Er ist ein Freund von Pierre Clavel, (Copa Santa), sie verbindet (mit anderen) das kleine, nur für Insider sichtbare winziggedruckte Label "Vinarchiste" auf dem Etikett. ERIGONE ist eine Cuvée mit einem Hauptanteil Tannat (80-90%) aus 45 Jahre alten Reben, der Rest Cabernet-Franc. Der Ausbau erfolgt 16 Monate in gebrauchten Barrique (Zweit- bis Drittbelegung). Farbe, natürlich dunkel, undurchdringlich. In der Nase vielschichtig, einerseits Rauch, Graphit - das geht aromatisch schon in Richtung Bordeaux. Andererseits aber auch die würzige warme Erdigkeit des Südens. Was den Wein jetzt schon in der Jugend trinkbar macht ist die dichte satte Frucht. Die macht auch die Gerbstoffe erträglich, die packen im Mund nämlich kräftig zu und "tapezieren" den Gaumen. Also weglegen und in 10 Jahren mal wieder probieren.






Sonntag, 15. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Limoux – Foix

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Wir sind plötzlich in den Pyrenäen, auch wenn es heute nicht all zu hoch hinauf ging und es morgen parallel zu den Bergen statt hindurch gehen wird.

In Limoux wurde gestartet und wenn es Freunde des edlen prickelnden Getränkes auch nicht gern hören – hier wurde quasi der Champagner „erfunden“. Die Erkenntnis der Flaschengärung wurde hier bereits Mitte des 16.Jh. angewendet um einen schäumenden Wein zu erzeugen, über 100 Jahre bevor dann Dom Perignon dieses Wissen in der Champagne erweiterte.

Heute noch finden wir die Schaumweine aus Limoux und für mich gehören sie nach wie vor zu den Interessantesten Frankreichs. Aber auch stille Weine der AOC Limoux habe ich öfter gern von dort mitgenommen. Leider bin ich den letzten Jahren hier immer zur Unzeit durchgefahren oder hatte keinen Platz mehr im Auto, um noch mehr Wein zu zu laden. Das Aude – Tal  (in diesem Jahr bis Quillan gefahren) gehört für mich wie das Ariege – Tal zu den beliebten Transitstrecken nach Spanien hinüber. Da hier jedes Jahr irgendwie mit lang gefahren wird, habe ich in früheren Jahren schon viel dazu geschrieben und möchte mich eigentlich ungern komplett wiederholen (klick).

Château de Puivert

Auch das Gebiet zwischen den beiden Tälern habe ich bereits auf meinen vielen Touren durch diese Gegend besucht – beherrscht wird die Gegend von zwei wichtigen Burgruinen aus der Katharerzeit – Puivert und Montsegur. Für die Besichtigung der Ruinen werden zwar ganz schöne Preise aufgerufen, aber wer sich für die Geschichte des Katharerglaubens und der Katharerverfolgung bzw. -ausrottung interessiert, der ist gut beraten, sich diese Zeitzeugnisse dennoch anzusehen. Bei der Geschichte geht es schließlich um einen von der katholischen Kirche inszenierten kompletten Völkermord. Auch wenn die heutige katholische Kirche das düstere Kapitel immer noch verdrängt und ihre immense Schuld nicht aufgearbeitet hat, so bekommt man heute immer detailliertere Schilderungen zu diesem Thema – auch in deutscher Sprache. Völlig aufwühlend für mich war beispielsweise das Lesen des Folterhandbuches, welches der katholische Mönch Bernard Gui verfasst hat, und welches quasi das Lehrbuch für die Inquisition schlechthin war. 
Mir fällt dabei immer auch der menschenverachtende Aufruf ein, der Auslöser des Gemetzels vom Bezièrs war. Als vom katholischen Inquisitor zur Erstürmung der Stadt aufgerufen wurde, fragte der militärische Oberbefehlshaber den kirchlichen Auftraggeber: “Wie sollen wir erkennen, wer Ketzer ist und wer nicht?“ und  er bekam zur Antwort: „Tötet sie alle – Gott wird die Seinen finden....“

So schön und so friedlich sich heute diese Gegend präsentiert, vergessen wir dennoch nicht, dass es blutgetränkte Erde ist, wo Tausende friedlicher Menschen sterben mussten, nur weil sie im Sinne der macht habenden katholischen Kirche Andersdenkende waren und als Ketzer gebrandmarkt wurden.

Ein Unding aber ist es auch, wenn es sich wirklich herausstellen sollte, dass die vielen heutigen Defekte an und hinter der letzten Bergwertung auf einen Reißzweckenanschlag zurück zu führen sein sollten. 
Die Reaktion eines Wiggins im Gelben Trikot, den mehrfach vom Defekt betroffenen Evans wieder heran kommen zu lassen und zum Warten aufzurufen, war jedenfalls für mich eine Fairness – Geste, die von menschlicher Größe zeugte und die fast schon zu Tränen rührte.