Dienstag, 23. Juli 2013

Tour des Vins 2013: Letzte Depesche




Die 100. Tour de France ist Geschichte. Zum vierten Mal wurde La Grande Boucle hier virtuell mit Notizen zu Sport, Wein, Genuß und Reise begleitet. Auch 2013 konnte Tour des Vins eine Klickrate auf dem Niveau der Vorjahre halten.
Und das, obwohl die Rundfahrt in Deutschland mittlerweile aus dem öffentlichen Bewußtsein nahezu ausgeblendet ist. Stattdessen regiert Ignoranz. Vor allem bei ARD und ZDF, die seit 2011 außen vor sind und nur mit kurzen Beiträgen vor allem ein Glaubwürdigkeitsproblem in den Mittelpunkt stellen. Ganze 100 Minuten (!) in Summe wurden da während der gesamten drei Wochen einem der bedeutendsten Sportereignisse gewidmet. Und das in einer süffisanten Art und Weise, wie man sie in anderen Bereichen in der großen weiten Welt des Sports nicht findet.
Dabei wäre es angesichts der deutschen Erfolge in diesem Jahr die verdammte Pflicht und Schuldigkeit dieser Sender, statt ständig über das Thema Doping zu orakeln, die Leistungen von Tony Martin, André Greipel und Marcel Kittel zu würdigen. Die drei haben mit zusammen sechs Etappensiegen die Jubiläumstour maßgeblich mitgeprägt. In Paris gewann erneut Kittel.




Doch will ich dieses Ärgernis hier gar nicht weiter ausbreiten, auch den Favoritensieg von Froome nicht. Sei er nun Froomestrong oder auch nicht. 

Ganz groß war natürlich Nairo Alexander Quintana Rojas, 1,67 Meter groß, 59 Kilogramm schwer. Zweiter der Gesamtwertung, Sieger in der Berg- und Nachwuchswertung. In Kolumbien ist der Radsport sehr populär, im internationalen Profigeschäft machten immer mal wieder Fahrer wie Fabio Parra, Alberto Herrera oder Santiago Botero von sich reden. Vielleicht tritt mit Quintana ein Südamerikaner an, der das Zeug hat, das Treppchen auch ganz oben besteigen zu können.

Wie auch immer, das Ende der Hundertsten wurde auf jeden Fall gebührend inszeniert, großartig die abendlichen Runden durch Paris, verblüffend die phantasiereichen Projektionen auf den Arc de Triomphe.





Ich hab es hier ja schon öfter erwähnt, der Verlauf in diesem Jahr war ganz nach meinem Geschmack. Die Tour 2013 war eindeutig eine Tour des mediterranen Südens. Es ging mitten durch das Midi, Provence, Languedoc, Roussillon, Rhone, auf vielen Straßen dort war ich selber mit Auto oder Rad unterwegs. Herrliche Regionen, voller Licht, Wärme und natürlich Wein. Darum hier nochmal ein kleiner Rückblick auf einige Flaschen, die in diesem Jahr zur Tour verkostet wurden. Ausführlicher zu den Geschichten bitte bei den entsprechenden Etappen nachschauen.

Vorher aber noch ein Hinweis auf die auch in diesem Jahr wieder vielen Genuß- und Reisekommentare von Torsten aus Bernburg. Vielen Dank und Grüße an den Priorat - Hammer!



"L´ Enfant du Chateau" Vin de Table 2006 vom Chateau Cancerilles in der Provence, etwas außerhalb der Bandol-Appellation in Signe gelegen, da ging es genau vorbei.


Auch ein Bandol mußte sein: Le Galantin 2009 


Großes Weinkino - kühler Wein aus heißer Ecke:
Domaine de Trévallon 2004 


 Rosé aus dem Languedoc: Mescladis 2012 von Pierre Clavel




Aus dem Faugeres, da ging es durch:
Chateau des Estanilles Cuvée Prestige 2007









Zur Tour d ´Honneur: Champagne Jacquart Mosaique brut



Sonntag, 21. Juli 2013

Tour d ´Honneur...



Die Tour ist in Paris, für Froome gab es ja heute auch schon was ins Glas. Ich hab mir auch was aufgemacht: Champagne Jacquart Mosaique brut...







21. ETAPPE - Sonntag, 21. Juli 2013 - VERSAILLES > PARIS CHAMPS-ÉLYSÉES - 133,5 km




Der letzte Tag, die Tour d ´Honneur nach Paris. Dort dann die Runden über die Champs-Élysées, großes Ritual, da passiert heute nix mehr. Nur die Positionskämpfe der Sprinter sorgen für sportliche Spannung. Im Klassement hat Froome ja schon gestern endgültig alles klar gemacht - der zweite britischen Toursieg nach Bradley Wiggins im letzten Jahr...
Zum Abschluß der 100. Tour de France wird das Spektakel noch mehr inszeniert als ohnehin schon üblich. Gestartet wird erst am frühen Abend, es geht durch die Gärten des Schlosses von Versailles, durch den Ehrenhof des Louvre, der Triumpfbogen wird umrundet, die Zieleinfahrt ist dann kurz vor 10 Uhr in der Abenddämmerung, mitten in der beleuchteten Metropole.
Auf der Strecke könnten übrigens durchaus Reben in Sicht kommen. Und zwar direkt in den prächtigen Gärten von Versailles. Im Jahre 2003 wurden da Merlot und Cabernet gepflanzt. Ziel: Förderung der ländlichen und landwirtschaftlichen Landschaft rund um den Hof von Louis XVI. Die erste Ernte erfolgte im Oktober 2006, unter der Schirmherrschaft von Francis Ford Coppola, kalifornischer Filmemacher und Winzer, und seiner Tochter Sofia, Regisseurin des Films Marie Antoinette.





Auch sonst gibt es in und um Paris Rebflächen. Seit den vierziger Jahren pflanzt man hier und da, LES VIGNOBLES D'ILE DE FRANCE machen mittlerweile 11ha aus, verteilt ab rund 130 Parzellen.Wobei nicht vergessen werden darf, daß noch bis in das 18. Jh. hinein sagenhafte 42.000ha dort unter Reben standen, bevor Verstädterung, Reblaus, Konkurrenz durch billige Weine aus dem Süden dem ein Ende machten. Wer mehr dazu lesen möchte, bitte hier klicken.






Die französische Hauptstadt ist für mich immer noch unbekanntes Terrain. Es wird natürlich mehr als Zeit, nach den hintersten Provinzen auch mal das Zentrum zu besuchen. Wenn ich hinfahre, nehme ich aber dann auf jeden Fall Pierrick Jégus Buch "Best Wine Bars & Shops of Paris" mit: "Fifty charming and notable cavistes". Geheimttipps für Weinfreunde sind willkommen, in Paris muß man ja aufpassen, da gegen ja in berühmten Adressen selbst einfache Genüsse schnell ins Geld. Für ein Bier im Cafe de Flore zahlte ein Freund vor kurzem 9€...




Der Wein zum großen Abschlußspektakel kann natürlich nur ein Schäumer sein. Einer aus Reims oder Epernay. Sowas wird ja auch heute sicher wieder auf dem Rad genippt, auch das gehört zum Ritual. Und auf dem Podium wird womöglich gespritzt, in Formel 1 Manier...

Wenn es gleich soweit ist, poste ich meinen mal mal hier, soweit...À Votre Santé!




Samstag, 20. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Annecy – Annecy-Semnoz

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Annecy – Annecy-Semnoz

Die heutige letzte Bergetappe führt auf kleinen Straßen durch den Parc Regional du Massif des Bauges.

Auf der Klettersteigtour im letzten Sommer sind wir da, auch auf vermeintlich kleinen (gelben) Straßen ausgiebig durchgefahren. Wenn ich aber jetzt die genaue Tourstrecke mit der Karte abgleiche, stelle ich fest, dass es noch kleinere (weiße) Straßen gibt, die heute zumeist genommen werden, so dass es zwar Berührungspunkte zu unserer Tour gibt, aber wenige gemeinsam gefahrene Streckenabschnitte. Dennoch eine Etappe, zu der viele Erinnerungen aufblitzen.

An Annecy selbst allerdings wenig Gute. Wir haben die so schöne Altstadt zwar gesucht, aber nicht gefunden. Es gab einen Hinweis, man solle sich nach Annecy-le Vieux orientieren, aber das muss falsch sein. Schon am Seeufer herrschte Sommerferien-Verkehrschaos und dann konnten wir nur noch nach den Ausschilderungen gucken und im Verkehr mitschwimmen. Etwas Altes haben wir nicht zu sehen bekommn, eher so eine Art Neubautristesse. Und dann stand da ein Schild „Thônes“, welches uns von der Qual der Suche nach einer wirklich sehenswerten Altstadt erlöst hat. Dafür hatten wir dann in besagtem Ort und dessem gewaltigen Felsen, der gestern mal kurz zu sehen war, entsprechend genügend Zeit.

Und auch die Suche nach einem geeigneten Biwakplatz am Lac de Annecy war ja eher chaotisch verlaufen und bescherte uns den miesesten Platz der Tour, dafür war aber das Baden in diesem wunderschön gelegenen See umso schöner. Da wir die D912 runter gekommen waren und die Radler erst die D10 rauf fahren, sind wir einige wenige Kilometer der Etappe am Seeufer letztes Jahr auch gefahren. Dann gibt es erst wieder in Le Châtelard eine Überschneidung, aber wir haben dort ebensowenig gehalten, wie es die Radler heute tun werden – im Gegenteil, die werden noch schneller unterwegs sein, gibt es ja dort die Sprintwertung des Tages.




In Aillon-le-Jeune kommen wir wieder zusammen. Wir hatten hier den dritten Klettersteig unserer letztjährigen Tour gemacht, noch einmal ein wenig spektakulärer Anfängersteig, bevor es dann ab Thônes ernst wurde mit dem Klettersteiggehen. Der Steig von Aillon-le-Jeune ist für das Gehen mit Kindern und Anfängern sehr gut geeignet. Vor der eigentlichen Schwierigkeit könnte man sogar aussteigen, für uns war das eher der Test des "an Grenzen gehens". Es gibt eine schöne Variante zweier Wege, die quasi einen „Kreis“ schlagen – wir haben hier die schwerstmögliche Variante gemacht, bei der in einem kurzen, aber knackigen Überhang abgeklettert werden musste – das vielleicht Schwerste, was einem in der Klettersteigrealität begegnen kann.




Im Anschluss an den Steig gab es noch die Besichtigung der örtlichen Käsekooperative. Eigentlich wollten wir nur Käse kaufen, aber wir wurden dann freundlich gebeten, dass wir uns auch das Museum anschauen sollten. Mit Hilfe von Überwachungskameras und durch eine gläserne Wand konnten wir auch das Produktionsgeschehen live miterleben. Die Franzosen sind da vorbildlich, Lebensmittel werden so zu Erlebensmitteln...

Wenn wir aus der Käsekooperative kommen, dann können wir endlich doch mal ein paar Kilometer gemeinsam fahren, auch wir sind dann über den Col des Pres gefahren und erst kurz vor Saint Jean d´ Arvey trennen sich unsere Wege wieder. Den dortigen Klettersteig konnten wir aufgrund Zeitmangels dann nicht mehr machen. An dem Tag wäre es zu spät gewesen, dort noch loszugehen, aber zu zeitig, um an dem Tag nichts mehr zu machen. Außerdem ist es gut so, weil es dann noch mal ein Ziel gäbe, in das wunderschöne Massiv der Bauges zurück zu kehren. Das Gebirge selbst wirkt noch nicht wirklich hochgebirgig, die höchsten Berge hier sind knapp höher als 2000 m, die wirklich gebräuchlichen Pässe sind um die 1100 m hoch, sieht man mal von der Semnoz – Höhenstraße ab, wo sich das Etappenziel befindet. Es geht die meiste Zeit durch wunderschöne Waldgebiete, wird also auch bei viel Sonne immer schön schattig bleiben. Auf jeden Fall noch mal eine Etappe für´s Auge...

Und mit der verabschiede ich mich dann schon mal, zu Paris morgen gäbe es meinerseits nichts Neues zu erzählen, daher lasse ich es sein.

Auch zur heutigen Etappe gibt es im Tagebuch der letztjährigen Alpen-Tour ein bisschen was nachzulesen und einige Fotos zu schauen. Im Teil 38 und 39 Fotos von Jörg zu unserer 4. bzw. 5. Etappe und Teil 11 bis 15 unsere Erlenbisse im Bauges und rings um Annecy, im Teil 12 auch einige hübsche Foto zum Klettersteig von Aillon-le Jeune.



Besten Dank für das Mitlesen, es hat mal wieder viel Spaß gemacht, auch wenn ich weniger Zeit als in früheren Jahren für das Tour schauen und Tourblog schreiben verwenden konnte...

20. ETAPPE - Samstag, 20. Juli 2013 - Annecy > Annecy-Semnoz - 125km




Die Tour geht dem Ende entgegen. Heute noch einmal die finale Bergetappe mit einem durchaus schweren Schlußanstieg. Froomes Zeitvorsprung ist allerdings nicht mehr aufzuholen. Und ein solcher Fehler wie bei der vorgestrigen Etappe, wo ihn beim zweiten Aufstieg nach Alp ´d Huez ein Hungerast erwischte, ist nicht mehr zu erwarten. Doch der ein oder andere Verfolger wird versuchen, etwas heran zu fahren. Denn es geht um die weiteren Podiumsplätze, deren Verteilung ist nämlich noch längst nicht entschieden. Die Kandidaten liegen im Gesamtklassement dicht beisammen. Spannend wäre ein Duell zwischen dem kleinen Quintana auf seinem Kinderrennrad und dem Conti. Ich bin gespannt, den Schlussanstieg sollte man sich nicht entgehen lassen.




Dazu natürlich ein Wein aus der Gegend, falls einer zur Hand ist. Ein Vin de Savoie ist hier bei uns nämlich gar nicht so leicht zu bekommen.
Der Weinbau in Savoyen reicht vom Südufer des Genfer Sees im Norden bis südlich nach Chambéry im Tal der Isére. Die Berge sorgen für ein generell eher unsicheres Klima, die Sommer sind in der Regel warm. Charakteristische Rebsorten sind Mondeuse, Gamay und Pinot (rot) sowie im weißen Bereich Jacquére, Molette, Gringet, Roussette, Chasselas und Chardonnay.




Ich kenne die Gegend leider nur als Durchgangsland. Zwischen dem Lac d ´Annecy und dem Lac du Bourget verläuft die A 41 von Genf kommend. Die haben wir schon oft genommen, wenn die Anreise von Bochum ins Midi über die Schweiz erfolgen sollte. Das ist natürlich nicht die schnellste Route, aber eben eine besonders Schöne. Von Basel bis zum Genfer See ist man relativ schnell unterwegs, dann fährt man immer südwärts eben auf der 41 bis Grenoble, wo man ja quasi den Süden schon erahnen kann und dem gelobten Land auf der Traumstraße Route Napoleon angenehm näher kommt...
Aber da hat die 100. Tour sich ja schon ausgiebig getummelt. Und auch das Städtchen Annecy hat ja große Reize. Wir wollten dort mal eine Etappenübernachtung einlegen, waren aber so zeitig unterwegs, daß wir an dem Reisetag doch noch bis Grenoble durchgefahren sind. Vielleicht ein Fehler, der Ort wird ja auch als Venedig der Alpen bezeichnet, wegen der Wasserläufe, die die Altstadt durchziehen.




Freitag, 19. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Bourg d´ Oisans – Le Grand Bornand




Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Bourg d´ Oisans – Le Grand Bornand

Wieder profitieren wir von meinen Klettersteigtouren der beiden letzten Sommer. Den Beginn der Strecke bis hoch auf den Col de Glandon haben wir letztes Jahr – allerdings in umgekehrter Richtung mit dem Auto gemacht – ein wunderschönes, sehr ruhiges Tal, wo es aber höhenmetermäßig richtig zur Sache geht. Eine richtig gute Kletterei gibt es da gleich zum Auftakt der heutigen Etappe für die Fahrer. Wir hatten uns letztes Jahr bewußt langsam abrollen lassen, um die grandiose Landschaft zu genießen. Einen Stopp gab es auch – in Le Rivier, dem höchsten Weiler des Tales. Hier gibt es ein kostenfreies „Steinbock-Museum“ zu besuchen, eine kleine, liebevolle Ausstellung zum Naturschutz und zur Fauna dieses Teiles der Alpen. Da mein Sternzeichen der Steinbock ist, war natürlich der Besuch Pflicht, aber auch Nichtsteinböcken sei das nette Museum empfohlen, wenn sie mal in der Gegend sind...





Den Teil zwischen Albertville und dem Col du Glandon habe ich ja schon zur letztjährigen Tour beschrieben, das will ich so weit nicht wiederholen – aber auch im letzten Jahr sind wir das Stück komplett gefahren – quasi in Gegenrichtung.

Col du Glandon



Halt gemacht hatten wir dabei auch auf dem Col du Glandon und weiter unten hatten wir wie im Jahr zuvor am Parkplatz des Klettersteiges bei La Chal biwakiert. Leider hat man da etliche Bäume gerodet, so dass man jetzt den Anfängerklettersteig von der Straße aus besser beobachten kann, aber auch der Biwakplatz ist nicht mehr so geschützt – dennoch ist es hier sehr ruhig und es schlief sich sehr gut.

Col du Madeleine
Auch auf dem Col de la Madeleine hatten wir letztes Jahr erneut angehalten. Allerdings hatten wir dort dieses Mal keinen Käse gekauft, denn wir hatten noch genug Käse aus der Region, in der heute das Ziel der Etappe liegt. Aber dafür war die Fernsicht im letzten Jahr deutlich besser und wir hatten auch schon mal unterhalb des Passes angehalten, wo es einen besonders phantastischen Ausblick in Richtung des Mont Blanc gab.
Wer in meinem Reisetagebuch nachlesen möchte, der beginne mit Teil 24 und lese quasi dann rückwärts noch den Teil 23. Im Teil 39 und 40 gibt es dann auch noch Fotos von Jörg zum Glandon, zum Biwakplatz La Chal und zum Madeleine – inclusive dem Mont Blanc Blick...


Montblanc - Blick



Hier ist man gleich in der richtigen Unterkategorie meines Blogs und kann sich dann die entprechenden Teile raussuchen:

Von Albertville aus wird dann anders gefahren, als wir es im letzten Jahr taten. Vorbei am Kloster Tamié geht es zunächst – den dort produzierten Käse haben wir allerdings irgendwo in diesen Tagen mitgenommen und er hat mir noch eine Zeit Erinnerung an die Tour gebracht. Der Tamié-Käse ist vom Typ her dem Reblochon nicht unähnlich, jedoch ist der ganze Laib größer und kann sehr wohl solo gegessen, als auch in der Regionalküche weiter erwendet werden.

Leider wird dann vor Thônes scharf abgebogen, um die Etappe mit einem weiteren Pass zu würzen, wir waren vor der Fahrt über den Madeleine letztes Jahr auch hier in der Gegend und haben zwei wunderbare Klettersteige gemacht. Der Steig von Thônes (Reisetagebuch Teile 16 bis 18) war dabei schon recht ansruchsvoll und lang, auch durch die Hitze wurde es eine erste Grenzerfahrung – ein wunderbarer Klettersteig, wegen dem schon ein Umweg oder sogar die Tour lohnt. Bereits von dem kleinen Städtchen aus kann man bestens sehen, was da auf einen zu kommt, denn die Klettersteiggeher sind wie bunte Punkte im Fels zu beobachten.



Auch der hier hergestellte Käse lohnt einen Halt, die Käserei kann besichtigt werden und natürlich lohnt auch der Einkauf – sei es Reblochon, Tomé des Bauges oder Beaufort und Co. Auf dem Rückweg haben wir hier noch einmal extra Halt gemacht, um weiteren Käse mit nach Deutschland zu nehmen.

Nach der letzten Bergprüfung der heutigen Etappe kommt die Straße auf die Hauptstrecke zum Col de Aravis. Dort in der Nähe haben wir letztes Jahr einen weiteren recht lohnenden Klettersteig gemacht, der es zwar nicht in die Top 5 des letzten Jahres geschafft hat wie der von Thônes, aber das lag eindeutig am Überangebot richtig lohnender Steige. Mehr zum Steig bei La Clusaz gibt es im Reisetagebuch in den Teilen 19 bis 21 zu lesen und zu sehen.

Auch im Zielort Le Grand Bornand hat es einen Klettersteig, den wir allerdings ausgelassen haben. Man braucht noch Ziele, um noch mal wieder zu kommen in diese wunderschöne Region.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Gap – Alpe d´ Huez

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Gap – Alpe d´ Huez

Nach zwei Etappen Abstinenz aufgrund nicht vorhandener Kenntnisse der Gegend kann ich mich zum letzten Teil der heutigen Etappe wieder einklinken. Lediglich durch Laragne Montéglin bin ich auf meiner 1998er Radtour gekommen und dann 6 km bis Eyguians „gemeinsam“ mit den Profis geradelt, aber ich hatte in Laragne weder angehalten noch irgendwelche Erinnerungen daran. Dank der Klettersteigurlaube der beiden letzten Jahre habe ich auch die Gegend um Le Bourg d´ Oisans kennen und lieben gelernt.



Vielleicht erkennt man sogar den Biwakplatz im Vénéon – Tal, auf dem ich in den letzten beiden Jahren jeweils eine Nacht das Zelt aufgebaut hatte. Vor zwei Jahren war das quasi unsere Alpenabschiedsnacht, letztes Jahr hatten wir dann diese Gegend etwas genauer unter die Lupe bzw. die Sohlen genommen... Zunächst waren wir im Tal der Vénéon so weit hinauf gefahren, bis es für das Auto nicht mehr weiterging und dann auf dem Weg zurück haben wir zwei wunderschöne Klettersteige gemacht. Zunächst den Steig bei Saint Christophe – en Oisans, der spektakulär am Fluss beginnt, dann aber sich doch für „nach oben“ entscheidet. Am Folgetag nach dem letzten Teilstück des St. Christophe – Steiges gab es dann eines der Highlights der letztjährigen Tour, den Steig von Vénosc nach Les Deux Alpes hinauf. Wer diese Steige und einige schöne Tage in dieser Gegend nachempfinden möchte, der lese ab hier in meinem Reisetagebuch und hole sich mit den Fotos Appetit auf Klettersteige und mehr... http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/?p=4190





Letztlich kann man die weiteren Folgen bis zum Teil 46 lesen – das gehört alles hier in die Gegend und vielleicht überfliegt der Hubschrauber auch mal die Cascade de la Pisse, wo es einen weiteren Highlightklettersteig gab – einen der schönsten, den ich bisher gemacht habe...

Eigentlich wollten wir auch nach Alpe d´ Huez hoch, denn auch da gäbe es Klettersteige und Kletterfelsen, aber es war einfach zu heiß in diesen Tagen. Und von dem Retortenort an sich versprachen wir uns nicht viel Sehenswertes – und mit Les Deux Alpes hatten wir ja schon eines dieser Massentourismusorte kennenlernen müssen. Für mich lebt das Ganze eher von der Landschaft als von diesen unbehaglichen Orten, von denen man alle kennt, wenn man einen gesehen hat. Und da es uns für die Klettersteige der Alpe d´ Huez zu heiß war, haben wir uns lieber Le Bourg d´ Oisans und das hübsche alte Dorf Mizoen angeschaut. In Mizoen fanden wir auch einen hübschen Biwakplatz, alles im Reisetagebuch zu sehen...




In meinem Atlas steht für den Col de Sarenne sogar 2009 m als Höhenangabe, das wäre dann das heimliche Dach der diesjährigen, recht niedrig gehaltenen Tour. Bis dort hoch sind wir nicht gefahren – aber gemeinsam mit Alpe d´ Huez wird das hoffentlich noch eines Tages passieren. Auf jeden Fall würde ich Mizoen als Übernachtungsort jederzeit wieder wählen...


18. ETAPPE - Donnerstag 18. Juli 2013 - Gap > Alpe-d.Huez - 168,5 km



Die Königsetappe der Tour. Es ist nicht die längste Tagestrecke, es geht nicht auf den höchsten Paß, es geht nicht auf DEN Bergmythos - nein es geht hoch nach Alpe d ´Huez. Einundzwanzig Kehren in einen frankreichtypischen Wintersportort aus der Retorte. 1952 wurde zum ersten Mal da hochgefahren. Dann allerdings erst wieder nach 24 Jahren 1976. Seitdem aber oft und regelmäßig. Die Namen der Etappensieger sind in den 21 Kehren aufgelistet. Um das Armstrong Schild ist ja ein Streit entbrannt. Nach der Aberkennung aller Toursiege, soll nun auch der Name Armstrong aus Alpe d'Huez verbannt werden. Der Bürgermeister will das Metallschild mit dem Namen des Texaners in der 21. Straßenkehre abmontieren lassen.

Das Besondere in diesem Jahr ist natürlich, daß zur 100. Tour de France die Strecke zweimal hochgefahren wird. Ich muß gestehen, daß mich das noch mehr als die Etappenankündigung zum Ventoux und die vielen Südetappen durch den Wein kribbelig gemacht hat. Hier mal eine Detailkarte des Geschehens heute.




Die Frage ist, und die wurde gestern schon gestellt: Ist das überhaupt mit den Resourcen und Standards regulärer körperlicher Leistungsfähigkeit im Spitzenathletentum des Profiradsports zu bewältigen?


"Was als Highlight zum Jubiläum gedacht war, erwies sich, zumindest in Deutschland, als Steilvorlage für die Kritiker des Radsports. Bei solchen Belastungen müsse sich nun wirklich niemand mehr wundern, dass die Profis gar nicht ohne verbotene medizinische Hilfe bei der Tour bestehen können."

Wobei hier nicht so sehr die reine Höhenleistung eine Rolle spielt, da waren in der Vergangenheit viele Etappen durchaus härter, sondern der kurze Abstand der doch sehr steilen Antritte. Zudem darf die kurze Abfahrt nicht vergessen werden, die ist nicht ohne Gefahrenpotential. Das läßt ja vielleicht auch ein paar taktische Winkelzüge zu. Mal sehen, es wird auf jeden Fall nicht langweilig werden. Es geht ja auch noch um die weiteren Podiumsplätze im Gesamtklassement.




In Alpe d ´Huez und im Tal der Romanche bin ich noch nicht gewesen. Dafür kenne ich die Etappenstrecke von Gap heraus ganz gut. Bis zum Abzweig bei La Mure folgt die Tour heute nämlich der N85, der legendären Route Napoleon.
Die N 85 ist eine wirkliche Traumstraße und für mich immer noch die schönste Art, ins Midi zu reisen. Sie beginnt in Grenoble, da geht es steil an, den Trubel des Tales läßt man unter und hinter sich und fährt im stetigen auf und ab Richtung Süden. Zunächst ist alles noch sehr alpin, mit quellklaren Seen und spektakulären Blicken in die Seitentäler mit ihren schneebedeckten Gipfeln des Alpenhauptkamms.




Es wird flacher und wärmer, Architektur und Vegetation ändern sich und irgendwann taucht ein Straßenschild auf: "Alpes-de-Haute-Provence". Dann hat man Gap schon passiert und ist kurz vor Sisteron, mit seinem spektakulären Felsdurchbruch der Durance. Von da sind es noch 180 Kilometer bis Nizza. Auf der Strecke liegen Lavendelfelder, Weinberge und eine der größten und tiefsten Schluchten Europas, der Grand Canyon du Verdon, 21 Kilometer lang und bis zu 700 Meter tief. Allein das lohnt schon die Reise.




Der Korse nutzte die Marschroute, als er, von Elba kommend, am 1. März 1815 mit 1200 Mann an der französischen Küste landete und über Grasse, Digne, Sisteron und Gap bis nach Grenoble 335 Kilometer in einem siebentägigen Gewaltmarsch zurücklegte. Am 20. März 1815 zog er schon wieder als Kaiser in den Tuilerienpalast ein. Allerdings nur für hundert Tage, danach kam Waterloo. Die Geschichte endete bekanntlich auf St. Helena im Südatlantik.

Die Route Napoleon bin ich schon öfter gefahren, allerdings nicht mit dem Rad sondern mit verschiedenen Autos. Das erste mal und in voller Länge im Juli 1990, mit einem im Kern vom Rost schon zerfressenen Mercedes Strich 8, angetrieben vom 55 PS - Diesel. Mit einem Leergewicht von fast 1,5 Tonnen war der 200 D bereits zu seiner Zeit Inbegriff der Untermotorisierung und brachte ihm den Spitznamen Wanderdüne ein.
Da wurde auch im Auto übernachtet. Der Priorat - Hammer berichtet ja in seinen Kommentaren häufiger von guten Biwakplätzen an Straßen und Parkplätzen. Er wählt wohl immer das Zelt neben oder in der Nähe des Autos. Wir haben uns das früher häufig geschenkt. Neben dem Wagen wurde nett gesessen, gegessen und getrunken. Für die paar Stunden Nachtruhe ging es dann auf die Liegesitze. Für den Beifahrer durchaus angenehem. Auf dem Fahrerplatz störte allerdings das Lenkrad, besonders im Benz war das ja riesig und reicht sehr nahe bis auf die Sitzkante heran.
Am Morgen näherte sich just während des Frühstücks laut blöckend eine Schafherde, umrundete aber unseren idyllisch hergerichteten Rastplatz in gebührendem Abstand. Dazu fällt mir grad ein, daß auch an anderer Stelle uns nach einer Autoübernachtung eine Schafherde am frühen Morgen aufsuchte. Das war in den Pyrenäeen hoch oben auf dem Col du Tourmalet (klick). Da waren wir auf großer Fahrt mit einem kleinen Kadett B, dem roten Bochumer.


Frühstück direkt an der Route Napoleon



Würde der Troß heute der N85 nur noch weitere 10 Kilometer folgen und nicht zum Showdown nach Alpe d´Huez nach Osten abbiegen, käme er zu drei kleinen Seen, die zur Rast einladen. Auf einer Sommerfahrt in die Provence hielten wir da an. Wir hatten vorher schon allerhand Kilometer gefressen, im Burgund an der Autobahn kurz in den Fahrzeugen geschlafen. Die Pause auf der Etappe war herrlich. Zum Glück war auch was für den Genuß an Bord, wir hatten uns vorher bei Grenoble mit dem üblichen eingedeckt: Wurst Käse, Baguette und eine Flasche Vin de Savoie. Herrliches Panorama, vorne der blauglitzernde Lac de Petichet, dahinter die Bergkette. Die Kinder waren happy, da hätte man eigentlich auch bleiben können. Aber wir wollten ja weiter, ein Ferienhaus in Flayosc, mitten in den weinsatten Rebhügeln des Departements Var war angemietet...