Donnerstag, 7. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Limoges / Le Lioran

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Für die gestrige Etappe musste ich ganz tief in der Erinnerungskiste kramen. Zurück in die guten 90er – in eine Zeit einige Jahre vor Internet und Digitalkamera. Damals wurden „wertvolle“ Dias geknipst, die Fotos pro Tag waren begrenzt und das Ganze hatte jede Menge Geld verschlungen für Filme, Entwicklung, Rahmen und Aufbewahrungskästen... – und heute kramt man die ollen Dinger ganz selten mal raus, weil alles doch so umständlich ist...

Ich war mehrfach im Cantal, aber nie so kompakt wie bei jener Tour mit dem Apricus-Verein, daher beschränke ich mich auch darauf. Die ganze restliche Strecke, die zuvor geradelt wird, habe ich weder erfahren noch nennenswert gekreuzt. Erst wenn die Tour in Salers angekommt, ist der Beginn meiner Geschichte – oder eigentlich eher dessen Ende, denn wir haben das pittoreske Städtchen erst auf unserem Rückweg besucht. Es war aber zugleich auch dessen kultureller Höhepunkt bzw. der Ausgleich nach einem Übermaß Natur...

In Salers gibt es wunderschöne kleine Gassen mit alten Bürger- und Adelshäusern zu entdecken, Besonders schön ist der Grand Place und die Rue de Templiers. Sehr sehenswert ist auch die romanische Kirche mit Aubusson- Wandteppichen und einer sehr plastischen Grablegung. Salers ist ein kleines Wohfühltädtchen, aber auch eine weitere Rinderrasse und auch einen gleichnamigen Käse gibt es. Letzterer gehört für mich zu den besten Käsespezialitäten des Zentralmassivs.

Wir waren damals zum Wandern in das Cantal – Gebirge gefahren – und allein das war eine phantastische Idee, denn das Cantal ist der vielleicht „gebirgigste“ Teil des Zentralmassivs. Während es sich beim Mont Dore um weitestgehend einen Vulkanberg dreht, ist das Cantal doch weit aufgefächerter und besitzt mehrere Berge, allerdings auch alle vulkanischen Ursprungs. Das ganze Auf und Ab im Cantal ist schon richtig etwas für die Augen, hat bisweilen fast schon Hochgebirgscharakter, denn man verläßt die Baumgrenze und bisweilen treten die Felsen zutage, mitunter gibt es selbst im Sommer klitzekleine Schneereste. Klar sind das nicht die Pyrenäen oder gar die Alpen, aber man hat schon Berggefühle – nicht wie an anderen Stellen des Zentralmassivs wo man auf 1200 m hoch ist und das Gefühl hat, in einer Ebene zu verweilen.

Wir haben unser Basislager damals im heutigen Zielort Le Lioran aufgeschlagen. Dort fanden wir eine Gite d´ Etape, wo wir am Anfang, am Ende und mittendrin in der Wandertour übernachten konnten und wo dann auch der Kleinbus die ganze Zeit über sicher stehen bleiben durfte. Dann wanderten wir zwei Schleifen, so etwas wie eine abstrakte 8...

Unsere ältesten Teilnehmer, beide damals weit über die 60 Jahre alt, hatten sich extra für diese Tour noch ein Zelt gekauft. Für eine ernsthafte Bergtour hier ist das ratsam, denn das Gebiet ist sehr weitläufig und einsam, so dass man irgendwo zwischendrin in freier Natur biwakieren muss, will man die Idealstrecken über die Gipfel gehen.

Wir wandern also um das heutige Streckenende herum, sind häufig noch deutlich höher als die Rennfahrer und inmitten traumhafer Natur, sieht man von ein paar „Sünden“ ab. Die erste Sünde ist das gewaltige Skiresort bei Le Lioran mit seinen Pisten und Skiliften, aber hat man dies nach dem Anstieg hinter sich gelassen, dann ist man in traumhafter Natur.


Natürlich besteigen wir den höchsten Berg des Gebirges, den Plomb du Cantal (1855m) als Ersten. Danach halten wir uns auf einem wunderbaren Grat mit phantastischen Aussichten lange zwischen 1700 und 1800 m bis es dann hinter dem Puy Brunet (1806 m) allmählich wieder nach unten geht.So richtig abgestiegen wird aber erst ab dem Puy Gros (1599 m). Unterhalb des Grates geht es dann zurück nach Le Lioran, hier haben wir auch Waldabschnitte und sind nicht mehr ganz so der Sonne ausgesetzt wie am ersten Tag. Wir blicken zugleich nach oben auf den Grat des ersten Tages und nach unten ins Tal der Cere, wo die Radler heute zum finalen Schlußanstieg aufbrechen.

Bei der zweiten Schleife laufen wir ihnen dann schon mal entgegen. Über den Puy de Peyre Arse (1806 m) geht es hinüber zum Puy Mary (1787 m). Am Puy Mary haben wir die zweite große Sünde an die Natur des Cantal. Vom Parkplatz am Pas de Peyrol (1582 m) gibt es eine breite häßliche Betontreppe hinauf zum Gipfel. Da wir von hinten kommen, sehen wir diese und ein Teil unserer Gruppe verzichtet auf die Besteigung des Puy Mary, um nicht über die Treppe absteigen zu müssen.
Sie halten sich am Hang auf Passhöhe und gehen direkt zum Pass, wo es die einzige Gaststätte weit und breit gibt, die wir natürlich für unser Mittagessen nutzen.

Der Salat wurde frisch im Garten hinter dem Haus gepflückt, unser ältester Teilnehmer findet eine kleine lebende Schnecke in seimem Salat. Ich nehme es mit Humor und frage den Kellner, ob in dieser Gegend Frankreichs die Schnecken lebend serviert werden. Er entschuldigt sich mit einem Gentiane-Schnaps, nicht für Helmut allein, sondern für jeden von uns...

Was Helmut sogleich auf die Idee brachte, wir sollten Schnecken sammeln und in künftig zu bestellende Salate setzen. Aber wir wollten – unverständlicherweise - da nicht mitmachen...

Obwohl der Gentiane schon zu empfehlen ist, den man ja auch den Alpen kennt. Aber auch hier wächst die Pflanze in rauen Mengen und wir haben uns auf unserer Wanderung über die vielen „geernteten„ Pflanzen gewundert. Nun wußten wir den Grund – daraus wird Likör und Schnaps gemacht.

Am Hang des Puy Chavaroche (1774 m) fanden wir einen traumhaften Biwakplatz mit gigantischem Ausblick und inmitten der Einsamkeit. Am folgenden Tag überquerten wir den Chavaroche, um dann lange und steil nach Rudez abzusteigen, einem kleinen Weiler an der Straße, auf der die Radler heute unterwegs sind.

Wir machen es aber nicht wie diese, die den Puy Griou (1785 m) auf einer Berstraße mit weiten Pässen umfahren – zu Fuß geht es natürlich über dieen letzten uns noch fehlenden wichtigen Cantal – Gipfel.

Aber so wir wir damals Gipfel gesammelt haben, wurden gestern erstmals auf der Tour nennenswert Pässe gesammelt. Und das Zuschauen lohnte schon wegen der traumhaften Landschaft.



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