Die Vogesen sind Geschichte, die Tour tummelte sich ganze drei Tage dort. Gestern mußte ein weiterer Favorit dran glauben, Alberto Contador stürzte auf regennasser Abfahrt vom Petit Ballon, Diagnose: Bruch des rechten Schienbeins unterhalb des Knies.
Endlich geht es heute ein Stück weiter gen Süden, nach dem Ruhetag quer durch den französischen Jura, eine Überführungsetappe auf dem Weg in die Alpen. Für mich ist das leider bisher unbekanntes Gebiet, anders als für den Priorat-Hammer, der dort eines seiner Kletter-Eldorados hat.
Darum wollte ich mich im Vorfeld wenigstens vinophil der Region nähern. Im deutschen Handel sind Weine aus dem Jura kaum vertreten, gerade die weißen "Juristen" gelten aber als charaktervolle Weine mit ungewöhnlicher Aromatik.
Das Klima im Jura ist kontinental, mit strengen Wintern, in denen die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt sinkt und eine Menge Schnee fällt. Die Sommer sind warm und sonnig. Die Spezialität des Jura ist der extrem lagerfähige Vin Jaune, der "gelbe Wein", gekeltert aus der säurebetonten Savagnin-Traube. Er wird mindestens 6 Jahre im nicht ganz gefüllten Barrique unter Sauerstoffzutritt ausgebaut, wobei eine Schicht aus Florhefe, ähnlich wie bei Sherry, den typischen Charakter verleiht. Auch die regulären Weißweine des Jura sind interessant. Neben dem Savagnin ist Chardonnay zugelassen. Auch diesen wird oft durch oxydativen Ausbau ein besonderer Charakter verliehen. Und genau ein solches Exemplar war zur heutigen Etappe am Start.
Empreinte Chardonnay 2012 Tissot Arbois / Jura (13%/13€) Ein Chardonnay mit bio-dynamischem An- und Ausbau, "cultivées de facon naturelle", wie es auf dem Rücketikett steht. Insgesamt eigenwillige Stilistik, hat nichts mit Chardonnay zu tun, wie man ihn regulär kennt. Schmelzig-cremiges, tropisch-fruchtiges geht ihm ab, stattdessen kommt ein kleiner hefiger Stinker aus dem Glas. Oxidativer Touch, überreifer Apfel, insgesamt sehr speziell. Im Mund Säure, mittleres Volumen, trotzdem intensiv auskleidend.
Ein Charakterspieler, der sicher nicht jedem schmeckt, etwas für Liebhaber individueller Regionalweine.
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