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Freitag, 29. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Megève – Morzine

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Megève – Morzine


Den Streckenabchnitt zwischen Flumet und Saint Jean de Sixt bin ich in 2012 per Auto in beide Richtungen gefahren. Der Col des Aravis it ein „Einkaufspass“, her oben bieten Händler allerlei Tinneff und auch ein wenig Nützliches an, daneben stehen allerlei Tiere am Pass und gucken dem Treiben zu. Ein paar Kilometer unterhalb des Passes gibt es einen bemerkenswerten Käsehersteller auf der rechten Seite, bei dem wir 2012 auch gehalten hatten, um uns mit frischem Käse zu versorgen, neben Reblochon gibt es auch guten Tommé. 




Noch ein Stück weiter unten ist der Parkplatz für die Via Ferrata Yves Pollet – Villard von La Clusaz. Den Klettersteig sieht man von der Straße aus, er ist mittelschwierig bis schwierig und hat einige schöne Abschnitte, zumeist wird hier gequert. Im Jahr 2012 haben wir ihn gemacht, hier gibt es einen Bericht dazu:




Die Strecke über den Col de la Colombière hätte ich letztes Jahr gern gemacht, denn auch an dieser Strecke gibt es einen Klettersteig, aber der Dauerregen zwang uns förmlich in die Flucht und so ließen wir uns von Saint Jean de Sixt gleich in Richtung des Genfer Sees abrollen. Somit bleibt dieser Part noch offen.

Den Rest der heutigen Strecke kenne ich leider noch nicht von eigenem Erleben, lediglich den Zielort Morzine habe ich besichtigt auf meiner Klettersteigtour im Jahr 2014.

Der Ort ist mir als großes Einkaufszentrum mit einigem an moderner Kunst in Erinnerung geblieben, es gibt weit häßlichere Skiorte in den Alpen, aber wirklich schön geht auch anders.

Leider verzichtet man auf den grandiosen Schlußanstieg hinauf nach Morzine – Avoriaz. Ich mußte diesen Anstieg per Auto bewältigen, denn in Avoriaz gibt es ebenfalls einen spannenden, aber nicht all zu schwierigen Klettersteig. Auch hier wird sehr viel gequert, der Stieg zieht sich in die Länge und ist mitunter nicht perfekt ausgeschildert, was dazu führte, dass ich in 2014 zu zeitig ausstieg. Aber ich müßte ihn eh noch ein zweites Mal machen, denn es gibt auch noch eine Seilbahn und Fotos fehlen mir auch von hier.

Damit verabschiede ich mich zugleich auch von der Tour de Vins 2016. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht und es gab einige neue interessante Abschnitte mit der Möglichkeit, mal wieder etwas mehr darüber zu schreiben.

Mein Dank gilt auch Thomas, der alles wieder perfekt aufbereitet hat.


Tschüß bis zur nächsten Tour de France mit einer Streckenführung, die interessant genug ist, damit es in den Tipp-Fingern juckt...


Donnerstag, 21. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: 17. und 18. Etappe

17. und 18. Etappe

Die 17. Etappe verlief komplett durch Schweizer Gebiet.

Auf meiner 2014er Klettersteigtour (ja auf der, wo ich dummerweise den Fotoapparat vergaß) kam ich in dieses Gebiet der heutigen und der kommenden Etappen.

Nachdem ich den Klettersteig bei Abondance gemacht hatte, überquerte ich die Grenze zur Schweiz über den Pas de Morgins.

Bei Bex kam ich dann auf die Streckenführung der Etappe. Ich hatte mich aber nicht auf einen längeren Aufenthalt in der Schweiz eingerichtet und auch kein Geld umgetauscht. Einen Picknickstopp machte ich dennoch auf eiem waldigen Picknickplatz an der Strecke nach Martigny. Hier aß ich allerdings in Abondance gekaufte Lebensmittel – natürlich auch den gleichnamigen Käse.

Auch im Martigny machte ich keinen Halt, aber sogleich begeisterte mich dann der steile Anstieg in Richtung Col de la Forclaz, der im unteren Teil durch einen wunderbaren und sehr steilen Weinberg führt. Das machte dann natürlich doch neugierig und auch durstig...


Auf dem 1527 m hohen Paß Col dela Forclaz legte ich also einen Zwischenstopp ein, zum Einen der Aussicht wegen, zum Anderen wollte ich was zum Wein wissen. Und siehe da, es gab zwei Läden / Bars, in denen man die Weine kaufen oder glasweise trinken konnte. Und da man in dem einen Laden auch Euro nahm, kaufte ich drei Flaschen zum Probieren und mit nach Deutschland nehmen... Der Paß ist nicht, wie man annehmen könnte, die Grenze nach Frankreich, es geht hinunter nach Trient, einem weiteren Schweizer Ort – von dort aus nahmen die Radler den Schlußanstieg der Etappe.

Einige Kilometer weiter im Tal ist dann die Grenze nach Frankreich, wo ich damals gleich einen sehr schönen Biwakplatz fand Ich durfte Tisch und Stuhl eines Imbisses nutzen, um mir dort nach Schließung desselben mein Abendbrot zu machen, unten am Fluß war dann ein sehr schöner Platz für das Zelt.

Am nächsten Tag kam ich dann auch in die Gegend der 18. Etappe.

Ich hatte nach diversen Kulturstopps den Klettersteig auf dem Plateau d´Assy gemacht und da es danach sehr nach Gewitter aussah, beschloß ich die Flucht aus diesem Gebiet per Auto. Dabei fuhr ich auch die komplette Strecke des heutigen Einzelzeitfahrens mit ab, allerdings ohne dort irgendwo zu halten.

Diese Strecke ist ja nun auch weder sehr lang, noch führt sie durch Gebiete, die besonders erwähnt werden müssen. Die Landschaft ist sehr schön, aber das ist sie ja hier in dieser Ecke überall.



Montag, 18. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Moirans en Montagne – Bern

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Moirans en Montagne – Bern

Zwei Etappen führen uns in diesem Jahr durch das Jura.

Den südlichen Teil des Juras, durch den auf der Etappe am Tag zuvor von Bourg – en Bresse nach Culoz gefahren wurde, habe ich bislang in meinem „Frankreich -entdecken“ - Leben weitestgehend ausgespart: Ich bin zwar um diese Gegend drumrum gefahren, aber nur einmal durch – und das war auf meiner Regenflucht im Sommer 2014. Und da habe ich außer Regen und Pfützen nicht viel gesehen. Auch Bourg en Bresse war mir bislang keinen ausführlichen Stopp wert, wenngleich ich da häufig durch gekommen bin. Zuguterletzt haben mich auch die Weine des Bugey bislang nicht vom Hocker gerissen. Da geht es mir schon eher wie mit den Savoyer Weinen - interessante Exoten, um die Neugier zu befriedigen, aber in den Keller musste bislang eher nichts.

Also habe ich diese Etappe konsequenterweise übersprungen und widme mich der zweiten Juraetappe, wo ich deutlich mehr „zu Hause“ bin.

Einen Großteil der heutigen Strecke kenne ich – von Touren per Auto, aber auch den Grenzübertritt und die lange Abfahrt in der Schweiz per Rad.

Gleich zu Beginn – wenige Kilometer hinter dem Startort Moirans en Montagne kommen wir an den relativ neuen Klettersteig am Ufer des Lac de Vouglans. Ausgangspunkt für die 2012 errichtete Via Ferrata La Regardoir / Lac de Vouglans ist der große Parkplatz vor dem gleichnamigen Restaurant. Es ist der mit Abstand leichteste Klettersteig des Jura und ist auch Anfängern zu empfehlen. Für die Fortgeschrittenen gibt es eine Variante mit einer Leiter, die man vom Felsen abgekehrt steigt (davor gibt es einen kurzen Überhang, bei dem man mal die Hände aus der Tasche nehmen muss) und einiger etwas fordernden Querungen oberhalb des leichten Weges. Es bleibt aber immer alles im grünen Bereich. Die Augen werden mit spektakulären Blicken über den Stausee belohnt.

Ich hatte diesen Klettersteig auf meiner Klettersteigtour 2014 gemacht, hatte aber dummerweise keinen Fotoapparat dabei. Das war jene Tour, wo ich wegen des Regens am Schluß nur noch flüchten konnte. Da bin ich dann per Auto bis Le Magasin kurz vor Censeau genau so gefahren, wie die Etappe heute geht. Aber auch auf dem Hinweg habe ich denselben Weg, nur andersherum genommen. Den Klettersteig hatte ich auf dem Hinweg als ersten der Tour gemacht – zum Einklettern quasi. Zuvor hatte ich im hübschen Städtchen Clairvaux le Lacs (http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/einmal-ins-ungewisse-2010-%e2%80%93-24-09-2010-teil-18-auf-in-richtung-weinberge-des-jura/ ) Halt gemacht. Erstmals besichtigt habe ich das nette alte Städtchen bereits 2010, aber diesmal war gerade Markttag, und ich entdeckte einen guten, mir bis dato noch unbekannten Winzer, der dort regelmäßig seine Weine verkauft. Da ich auf dem Rückweg am selben Wochentag dort vorbei kam, konnte ich dann noch ein paar Flaschen mit nach Hause nehmen. Besonders gut hat mit der traditionelle Weiße des Maison Baud und sein Cremant du Jura gefallen. Der in Grusse ansässige Winzer betreibt dort zu Hause auch eine sehr zu empfehlende Chambre et Table d´Hôte, die ich im November 2014 auf der Rückfahrt aus dem Priorat ebenfalls ansteuerte. Manchmal ergibt eben Eines das Andere.

Einige Kilometer weiter kann man in der Nähe von Doucier zu den Cascades du Hérisson wandern. Das Flüsschen stürzt über 280 m auf knapp 4 km Länge hinab – insgesamt 7 Wasserfälle sind es, die beeindruckendsten sind 60 und 65 m hoch. Diese phantastische Wanderung habe ich bereits im Dezember des Jahres 2000 gemacht.


Auch der Lac de Châlain wenige Kilometer weiter lädt zum Wandern ein, die beiden kleinen Touren kann man gut miteinander verknüpfen. Hier gibt es einen Weg an den Felsen entlang, an dem sich damals wunderbar jede Menge Gemsen beobachten ließen.

In der Folge geht es viel durch die wunderschönen Wälder des Hochjura. Besonders schön sind einige Tannenwälder rings um Champagnole. Als Radler kann man auch einige wunderbare wenig bis gar nicht befahrene kleine Straßen und Routes Forestiers nutzen, wie ich es in den 90ern auf Radtouren durch das Jura gern gemacht habe.

Nur wenig abseits der heutigen Strecke liegt auch das hübsche Kleinstädtchen Nozeroy, einer der hübschesten Orte im Jura und mir bereits mehrfach einen Halt wert gewesen.

Wir sind nun an einem kleinen Zwischenstück, dass ich selbst noch nie gefahren bin. Aber ab dem Hochtal, in dem sich der schöne Bergsee Lac de Saint Point befindet, der zum Baden einlädt, bin ich wieder mit dabei.

In netten kleinen Dorf Malbuisson ( http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/einmal-ins-ungewisse-2010-%e2%80%93-24-09-2010-teil-17-im-franzosischen-hochjura/ ) mit einer hübschen Kirche gibt es einen kulinarischen Stopp. Die Fleischerei Gresard sollte man besuchen, wenn man sich für die typischen geräucherten Würste und Schinken der Gegend begeistern kann. Es sind wahre Spezialitäten, die weit über die Region hinaus bekannt sind. Im Laden werden aber wie üblich auch andere Jura-Spezialitäten mit verkauft. Ganz gleich, ob man Käse, Wein oder handwerkliche Biere sucht.

Wer sich nun „überfressen“ hat, der sollte auch in La Cluse et Mijoux (http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/in-die-franzosischen-alpen-und-zuruck-2011-teil-3-%e2%80%93-22-08-2011-2/ ) Halt machen, bevor es zur Schweizer Grenze bergan geht. Der Ort glänzt durch seine Grenzfestung, bietet aber mit der DestillerieLes Fils d´ Emile Pernot ebenso ein kulinarisches Highlight. Geboten wird hier auch eine Betriebsbesichtigung mit Verkostung, die wir uns auf dem Klettersteigurlaub 2011 nicht entgingen ließen. Neben den weltberühmten Absinth – Spezialitäten (mehr als ein Dutzend verschiedene werden seit der Aufhebung des Absinth – Verbotes wieder nach alten Rezepturen produziert) dieses Hauses ist besonders der Tannenlikör (Liqueur de Sapin) zu empfehlen, aber auch andere Kräuter- und Anisschnäpse.



Genug also, um den Magen aufgeräumt zu haben, bevor Frankreich verlassen wird. Auf der Radtour 1994, die bereits auf der Etappe nach Villars les Dombes erwähnt wurde, kamen wir von Pontarlier her, um dann ab Cluse et Mijoux genau so zu fahren, wie es heute getan wird, auf uns wartete dann in Neuchâtel die Heimreise per Bahn. Wir ließen uns daher auch nur abrollen ohne Zwischenstopp.

Im Sommer 2010 war ich aber noch einmal in der Gegend und habe zunächst hier den Klettersteig Via Ferrata Tichodrome (http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/einmal-ins-ungewisse-2010-%e2%80%93-23-09-2010-teil-14-ein-klettersteig-im-schweizer-jura/ ) gemacht, Der Klettersteig oberhalb von Travers ist der einzige Steig, den ich bislang in der Schweiz gemacht habe. Insgesamt ist er sehr einfach und meist unspektakulär, nur ein kurzes Stück lang ist er mal wirklich spannend. Wenn man aber in der Gegend ist, kann man ihn mal mit gemacht haben.

Danach auf gleicher Tour bin ich des Weines wegen an den See von Neuchâtel gefahren. - auch die Radler machen heute diese Schleife durch die Weinberge hinab. In Auvernier, ( http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/einmal-ins-ungewisse-2010-%e2%80%93-23-09-2010-teil-14-ein-klettersteig-im-schweizer-jura/ & http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/einmal-ins-ungewisse-2010-%e2%80%93-23-09-2010-teil-15-weinentdeckungen-am-see-von-neuchatel-2/ ) einem äußerst hübschen Dorf, habe ich damals zwei Winzer besucht und einige Flaschen eingepackt, die aber inzwischen getrunken sind. Vielleicht müßte ich dort noch mal wieder hin. Aber inzwischen ist der Umtauschkurs deutlich unvorteilhafter, was sich für einen Deutschen schon arg auf das PGV auswirkt, was damals durchaus noch als gut zu bezeichnen war.



Sonntag, 17. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Montélimar – Villars les Dombes

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Montélimar – Villars les Dombes

Gestern wurde an der Rhône gestartet und stramm nach Norden gefahren – in die Dombes – Teichlandschaft.

Es wäre sehr schön gewesen, wäre diese Etappe zunächst im Rhône – Tal geblieben und hätte dann Lyon weitläufig umfahren. Aber es wird auf eine weniger befahrene Hinterlandstrecke ausgewichen, die man so gebräuchlicherweise eher nicht macht, aber ebenfalls machen könnte, um dem dicht besiedelten Rhône-Tal mit seinem Verkehrsaufkommen zu entgehen. In erster Linie ist das aber heutzutage auch ein Sicherheitsproblem, weicht man auf wenig besiedelte Gegenden und ohnehin eher wenig befahrene Straßen aus.

Da ich mich in meinen Texten sehr an die tatsächliche Strecke halte, wird dieser Text deutlich kürzer ausfallen, als wenn es die Rhône hinaufgegangen wäre. Denn außer dass ich Start- und Zielort kenne, gibt es sonst wieder mal nur Schnittstellen...

Montélimar: Auf meinen häufigeren Fahrten durch das Rhône – Tal habe ich auch einmal in Montélimar Halt gemacht, allerdings erinnere ich mich eher an das Nougat von Montélimar – auch wenn ich es eigentlich so gar nicht mit Süßigkeiten halte – als an die eigentliche Stadt. Es ist auch nicht der sehenswerteste Ort, sondern eher eine moderne, industriell geprägte Stadt.

Ganz im Gegensatz zu Crest. Hier machte ich einen Stopp in einem Jahr, in dem ich aufgrund eines Muskelfaserrisses zuvor beim Klettern in der Sächsischen Schweiz kaum laufen konnte – als Ersatz für einen Aktivurlaub musste ein Autourlaub mit kultureller und kulinarischer Betonung her. Autofahren strengte das Bein nicht so an wie Gehen. In Crest mit seinen steilen Gassen musste ich besonders aufpassen und langsam gehen. Aber diese Stadt muss man nun mal zu Fuß entdecken. Es gibt dort sogar Straßen, die aus überwiegend Treppen bestehen...


Ein Gewirr aus alten engen Gassen, dazu viele alte Häuser, zum Teil überwölbt und ganz oben ein uralter Bergfried machen den Ort äußerst reizvoll und sehenswert. Einen Umweg wert, wenn man im Rhône – Tal ist und ein Pflichtstopp, wenn man wie ich dann die Drôme hinauf will – das kann man auch des Weines wegen wollen. Hier wächsen Trauben für sehr guten Schaumwein heran, aber auch weiße Stillweine gibt es. 


Der klassische Champagnertyp wird eher zum Cremant de Die greifen (für mich einer der interessantesten Cremants überhaupt), wer es experimenteller mag, der probiert den restsüßen Schaumwein Clairette de Die. Die interessantesten Erzeuger liegen aber weiter oberhalb im Drôme – Tal in Richting Die.

Nächster Schnittpunkt für mich ist Hauterives. Hier gibt es das PalaisIdealdes Briefträgers Cheval zu entdecken, und ebenso sein im selben verspielten Stil errichtetes Grab. Liebhaber von Kleckerburgen sind hier auf jeden Fall richtig.... Wir hatten uns beides auf einer Radtour im Jahre 1994 angeschaut, als wir von den Alpen kommend in Richtung Zentralmassiv unterwegs waren.


In Beaurepaire wenige Kilometer später bin ich 1997 per Rad durchgeommen, damals war ich in Paris gestartet und kam grade aus dem Rhône – Tal und war auf dem Weg nach Voiron, um dort einen guten Freund zu besuchen, der dort ein Austauschsemester machte. Es war November und in Beaurepaire war es bereits dunkel, ich wollte aber noch einige Kilometer schaffen und habe dort auch nicht angehalten.

In Jonsy oberhalb des Lyoner Flughafens kreuzen wir erneut die 1994er Radtour. Wir waren nach unserem kurzen Abstecher ins Zentralmassiv (genauer in das Pilat – Gebirge) bei Vienne wieder über die Rhône gegangen, um Lyon weitläufig zu umfahren.

Wir sind dann auch durch den Zielort Villars les Dombes geradelt, aber dazwischen schlugen wir einen größeren Haken, als es die Radler heute tun – wir wollten uns das wunderschöne Perouges nicht entgehen lassen.

Villars les Dombes ist eher ein kleines vrschlafenes, aber keinesfalls häßliches „Nest“, durch das man auch kommt, wenn man von Lyon nach Besancon die Bezahlautobahn vermeiden will.
Die hübsche Gegend der flachen Dombes mit seinen Hunderten von Teichen ist aber auch eine Entdeckung wert und daher bin ich dort auch bereits auf mehreren Radtouren durchgefahren. Die Dombes sind selbstredend ein Paradies für Wasservögel. Man kann sie allerorten hier in der Natur beobachten, aber man kann natürlich auch den eigens geschaffenen ornithologischen Park besuchen, in dem heute das Etappenziel ist.

Wichtigstes Utensil in dieser Jahreszeit hier? Richtig: MÜCKENSCHUTZ!!!

Torstens Reise- und Genusskommentar: Bourg St. Andéol – La Caverne du Pont d´Arc

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Einzelzeitfahren Bourg St. Andéol – La Caverne du Pont d´Arc

Ein kurzer Nachtrag zur 13. Etappe! Den Startort Bourg Saint Andéol habe ich mir einmal angeschaut, als ich das Tal der Rhône abwärts gefahren bin. Es ist ein hübsches beschauliches Städtchen mit einer romanischen Kirche und einigen sehenswerten alten Bauwerken. Erwähnenswert ist ein Brunnen mit einem Relief aus dem 2. Jahrhundert. Wir sind nach wie vor in einer Gegend, die schon von den Römern geprägt ist.



Ich persönlich mag die Fahrt auf dieser Seite der Rhône – man muss nur entsprechend Zeit mitbringen. Zum Einen ist die Strecke gespickt mit Sehenswertem, zum anderen ist man verkehrsbedingt natürlich deutlich langsamer unterwegs als auf der Bezahlautobahn auf der gegenüberliegenden Rhône – Seite. Belohnt wird man dafür mit schöner Landschaft (nur die Atomkratfwerke hinterlassen ein mulmiges Gefühl...) und weiter nördlich mit dem großartigen Weinbaugebiet der nördlichen Rhône. Leider verläuft die morgige Etappe zwar nach Norden, aber im weniger besiedelten Hinterland und nicht an den tollen Weinbergen der nördlichen Rhône vorbei.

Heute aber steht erstmal die Ardèche auf dem Programm...

Wir sind erneut bei der bereits erwähnten, in Montpellier gestarteten Radtour von 1998. Ich hatte mir in den Alpen wohl mutmaßlich einen Sonnenstich zugezogen und quälte mich mit vollem Gepäck und argem Durchfall tagelang herum und dabei auch über den höchsten Alpenpass – ich hatte davon bereits in früheren Jahren berichtet. In Nyons aber dann die Entscheidung: vorzeitige Rückfahrt nach Aniane oder Durchziehen. Wie so oft in meinem Leben hab ich mich für Durchziehen entschieden...

Sonst hätte ich vielleicht die Ardèche nicht oder erst viel später, aber nicht per Rad kennen gelernt.
Ich bin bei der Radtour allerdings nicht über den heutigen Startort gefahren, sondern habe bei Pont Saint Esprit die Rhône überquert – auf der für mich schönsten Brücke über diesen Fluß, Bei Saint Just habe ich dann das Rhône – Tal verlassen, um in die Schluchten der Ardèche zu kommen.

Die bei Radfahrern generell sehr beliebte Straße La Corniche de l´Ardèche führt oberhalb der Schlucht entlang, es gibt immer wieder gewaltige wunderschöne Ausblicke, aber es geht auch entsprechend immer hoch und runter bei recht wenig Schatten. Im Sommer fordert auch hier die Sonne wieder entsprechend Vorsichtmaßnahmen...


Aber die Landschaft entschädigt für alles. Immer wieder gibt es Aussichtsbalkone mit Blicken in die Schlucht hinab. Den letzten Teil dieser Straße fahren die Radler heute auch, wenn sie von Saint Remèze herüber gekommen sind. Sie müssen dann auch noch über den Aussichtspunkt Belvedere du Serre de Tourre und an der gigantischen Felsbrücke Pont d´Arc vorbei. bevor es durch das obere Ende der Schluchten der Ardèche in den stark tourismusgeprägten Ort Vallon Pont d´Arc geht. Die Rennfahrer werden aber heute kaum Zeit finden, die wunderbare Naturkulisse zu genießen. Sie sind gedanklich dann schon eher beim Schlußanstieg...

Meine Radtour von 1998 führte mich von Vallon Pont´D´Arc wieder etwas nach Süden in Richtung Alès und weiter in die Cevennen...


Freitag, 15. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Montpellier – Mont Ventoux

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Montpellier – Mont Ventoux

Über die vorgestrige Etappe berichtete ja Thomas sehr ausführlich, aber auch ich kannte die Strecke fast ausnahmslos vom eigenen Erleben, da ich lange Jahre oft in der Gegend um Montpellier unterwegs war. In den 90ern leitete ich etliche deutsch-französische Jugendaustauschprojekte in Aniane, wo gestern nicht durchgefahren wurde, Aber von dort erkundeten wir die nähere Umgebung, teils auch per Rad und dadurch lernte ich in der Periode meines Lebens auch diese Weine lieben, die Thomas bereits angesprochen hat. Später mit dem Auto erweiterte sich der Aktionsradius meiner Tagestouren von Aniane aus (damals für mich nur noch als Urlaubstouren) bis ins Minervois.

Heute ist mein Keller nicht mehr ganz so dominant mit den Weinen dieser Gegend gefüllt, aber etwas von Borie de Maurel aus dem Minervois oder einen Prieure de Saint – Jean de Bebian aus Pézenas hätte ich schon noch aufziehen können. Aber davon hatte ich erst unlängst einen 2000er im Glas, der noch immer steht wie eine Eins – er ist nach wie vor ein großer Erlebniswein des Midi.

Der 2001erJadis von Leon Barral aus Cabrerolles – Lentheric aus dem Faugères, der nun Etappenwein wurde, hatte zwar nicht die Tiefe und Größe des Kultweines aus Pézenas, aber auch er ist ertaunlich gut über die Jahre gekommen. Die wirklichen Spitzen des Languedoc zeigen mir immer wieder, dass sie nicht nach 4 bis 8 Jahren ausgetrunken sein müssen. Der Jadis ist immer noch so exzellent wie vor etlichen Jahren, als ich ihn zuvor zuletzt hatte.


Ich habe zumindest die Touretappe auf der Landkarte noch mal genau Revue passieren lassen und zu vielen der durchfahrenen Orte fiel mir etwas ein.

Das ist aber auch zur heutigen Etappe nicht gravierend anders, auch wenn es hier Lücken gibt. So war ich noch nie auf dem Mont Ventoux. Als Fahrradberg reizte er mich zunächst nicht, weil ihm ein bisschen an der magischen 2000 m Höhenlinie fahlt – aber ich tue ihm damit gewaltig unrecht, denn es ist einer der wohl schwersten Anstiege Frankreichs, weil es quasi ganz unten losgeht.

Aber in meinem Alter muss ich langsam erfahren, dass man wohl oder übel nicht mehr alles schafft, was wohl reizvoll wäre. Also sollte ich mehr über das dankbar sein, was ich hatte, überschaubare Ziel setzen und nicht harmen mit dem, was nicht mehr machbar sein wird. Am Ende hatte ich schon so viel und das Erinnerungsland ist ein großes...

Montpellier ist nicht meine absolute Lieblingsstadt, aber dennoch bin ich dort immer wieder gern gewesen, ich mag die Gassen der Altstadt, in denen es viel zu entdecken gibt, mehr als den Place Comédie, ich mochte die Stadt sogar immer gern für entspanntes Shopping – Weinläden, Midi – Spezialitäten, aber auch den Fnac, wo es mitunter CD´s gab, an die man sonst schwer ran kam. Oder den speziellen Philatelistenschalter in der Post, wo man nicht ewig warten musste, bis man dran kam wie sonst üblich bei der französischen Post, wo zwei Leute vor einem oft 30 Minuten Wartezeit bedeuten konnten.

Ich erinnere mich an meine allererste Meeresfrüchteplatte und an die mehrfach besuchte Vinisud, aber auch an den weitläufigen Zoo, der den Tieren unendlich viel Freiraum lässt und der für Besucher kostenlos ist.

Und an 1998, wo ich von hier zu einer Radtour aufbrach, die mich zunächst in die Alpen und später in die Cevennen führte, bevor ich in Aniane wieder am Zielpunkt war. Ich bin allerdings damals zunächst nahe der Küste entlang gefahren, bevor ich auf die Strecke der heutigen Etappe stieß.

Zuvor kommen wir durch das hübsche Städtchen Sommières, welches ich auch bereits besichtigt habe (per Auto allerdings). Diese alte verwinkelte und am Berghang gelegene Stadt bietet viele schöne Gassen und Plätze, alte Häuser und Schlösser bzw. eine Burgruine aus dem Mittelalter und eine Brücke, die auf die Römerzeit zurück geht. Ein typischs Wohlfühlstädtchen für Entdecker und Midi-Flair Liebhaber.


In Beaucaire kommen wir dann auf meine Radelstrecke von 1998, ich kam aus der Camargue hoch und hatte das für die Costières de Nîmes empfehlenswerte Weingut Château Mourgues duGrès besucht, dessen Weine ich zuvor schon bei Händlern in Frankreich und Deutschland entdeckt hatte. Nun hatte ich es mir live angesehen, auch wenn ich mit dem Rad nur ein paar wenige Flaschen für die Unterwegsverpflegung kaufen konnte. Die Weine werden fast jedes Jahr zu Recht im Guide Hachette empfohlen.

In Beaucaire sollte man unbedingt die große und sehr beeindruckende Kirche mit ihrem romanischen Fries besuchen, auch wenn Tarascon auf der anderen Rhône – Seite die noch schönere und sehenswertere Stadt ist .Ich nahm mir per Rad Zeit für beides.

Bis Cavaillon bin ich 1998 auf der heutigen Strecke mitgeradelt, aber die Gegend südlich von Avignon hatte ich bereits im November 1991 per Rad entdeckt, als ich dort ein paar Wochen an der Sprachschule Französisch lernte. In dieser Zeit machte ich u.a. auch Radausflüge in die Alpillen und nach Saint – Remy de Provence. Letztes Jahr im Sommer machten wir dort auch Station auf dem Klettersteigurlaub. Wir biwakierten direkt bei den römischen Ruinen von Glanum und besuchten die sehr gut erhaltenen Les Antiques.


Am Folgetag besuchten wir dann auch noch das sehr zu empfehlende Museum für Vincent van Gogh in der Priorei Saint Paul de Mausole, bevor wir zum Klettersteig des Tages in Cavaillon rüber fuhren.



Der Klettersteig von Cavaillon entpuppte sich als überraschend schwierig und sehr abwechslungsreich.



Zu den Abenteuern zwischen Saint Remy und Cavaillon kann man hier ausführlich im zudem reich bebilderten Reisetagebuch des letzten Jahres nachlesen:









Die letzte Station auf dieser Etappe für mich ist Gordes. Das dortige Schloß beherbergt das sehr sehenswerte Vasarely – Museum mit einer umfangreichen Werkschau dieses Künstlers, der den Stil des Kubismus entscheidend geprägt hat. Hier schließt sich noch mal der Kreis in Richtung meiner Sprachschulzeit in Avignon. Auch nach Gordes war ich damals an einem Wochenendtag mit dem Fahrrad gefahren. Hier habe ich auch zum ersten Mal in meinem Leben Wachteln gegessen. Passende Weine dazu fände man auch an den Hängen des Mont Ventoux.

Aber davon ist schon lange nichts mehr in meinem Keller. So ganz überzeugt war ich bislang nicht von diesen „Hinterlandweinen“. Stattdessen würde ich eher zu einem Châteauneuf du Pape oder einem Gigondas raten – wenn ich nicht schon wieder mal Priorat trinken müßte...

Dienstag, 12. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Escaldes-Engordany / Revel

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen



Andorra kenne ich seit 1991 und lange Jahre war es mein Lieblingsland in vielerlei Hinsicht. Wie bereits erwähnt kam ich damals per Rad über Seu de Urgel und überquerte den Port d´ Envalira in Richtung Frankreich, so wie es auch heute in der Etappe gemacht wird.

In den ersten Jahren wirkte Andorra auf mich wie ein riesiger Einkaufstempel in einem recht alten Dorf. Seither hat sich vieles verändert – nicht alles zum Positiven.



Bereits auf meiner ersten Tour war ich begeistert von den romanischen Kirchen in Santa Coloma und in Canillo, aber auch von den einst billigen Preisen allerorten. Gezahlt wurde wahlweise in Peseten, wenn diese weg mussten oder in Francs und man konnte auch die Währungen mischen. Bei einem Gaststättenbesuch zum Essen wurde fast überall ein fahrbares Tischchen mit diversen Edelspirituosen zur Gratis-Selbstbedienung an den Tisch gestellt, man fand für um die 1000 bis 1200 Peseten auch ein Bett für die Nacht, beim Kauf von 2 kg Kaffee – wobei das umgerechnet nicht viel mehr als 5 € kostete, wurde manchmal gratis eine Flasche Baileys beigegeben, dann in den 90ern gab es im Punta Trobada, dem riesigen Einkaufstempel kurz vor der spanischen Grenze eine oft wunderbare Auswahl spanischer Weine – wo sich auch sehr gute und interessante Prioratweine finden ließen (meine 3 Flaschen 1998er Vall Llach hatte ich z.B. von dort, aber auch diverse Weine der 90er von den „Pionieren“).Die waren zwar auch teuer aber dank fehlender Mehrwertsteuer immer noch deutlich günstiger als anderswo.

Aber auch Gewürze, Käse aus dem Aran-Tal und katalanische Wurst mussten immer mit. Und natürlich der besonders günstige grüne Chartreuse oder mal ein doppelt gebrannter Anis aus Andalusien oder ein Absinth (den man zu der Zeit sonst nirgends fand). Seit das Punta Trobada allerdings zu Leclerc gehört, ging es rapide abwärts mit guten Angeboten und auch mit den Sonderofferten. Dieses Jahr kam ich zu dem Schluß, dass es sich eigentlich nicht mehr lohnt, dort einzukaufen. Das Angebot ist mau und die Preise nicht mehr besser als anderswo.

Wenn es schwer ist, andorranische Briefmarken zu bekommen, weil die Postämter die meiste Zeit geschlossen sind, so ist es beinahe unmöglich, an die neuen andorranischen Euromünzen heran zu kommen, man zahlt auch in Andorra seit 2002 mit dem Euro, aber lange hat es gedauert, bis eigene Euro – Münzen herausgegeben wurden, die jedoch alle von Spekulanten abgefangen werden, und dann teuer vertickt werden. Selbst Andorraner durfen wohl nur jeweils einen Satz pro Haushalt 1 zu 1 auf Antrag erwerben.

Vielleicht aber ist die Euro-Einführung auch eine Art Zäsur gewesen... Seither beobachte ich eine generelle Verteuerung und Angleichung des Angebotes an Spanien resp. Frankreich.
Dennoch muss es dem Land an sich nach wie vor gut gehen. Die Arbeitslosigkeit ist gegen Null tendierend und überall boomt seit Jahren das Land. Überall wird gebaut, entstehen neue Siedlungen und Straßen, Die „einzige“ Durchfahrtstraße bietet fast nur noch oberhalb von Encamp unberührte Natur, die Ortschaften „dehnen“ sich aus.

Dennoch gibt es abseits davon nach wie vor ruhige Ecken, sehr viel Natur und Bergsportmöglichkeiten aller Art. Es lohnt ich inzwischen mehr, zum Wandern als zum Einkaufen hier her zu kommen. Etliche Gipfel lassen sich leicht wandernd erklimmen, manche erfordern auch ein kleines alpines Händchen. Es gibt grandiose Naturkulissen und Gegenden, wo man fast einsam ist.

Um Canillo sind etliche lohnende Klettersteige entstanden, die sich ihren großen alpinen Vorbildern gegenüber nicht verstecken müssen. Es gibt eine lange Abseilroute und zwei Vies Cables, an denen man richtig im Fels ohne künstliche Hilfen klettert, aber gesichert ist wie im Klettersteig.



Oben wird geklettert, unten geht heute die Tour durch

Dazu kommen weitere weniger lohnende Klettersteige und Sportklettergebiete. In der Natur trifft man auf Gemsen, Pyrenäensteinböcke, Bergziegen, Murmeltiere, diverse Bilcharten und eine riesige Vogelwelt...

Man darf zwar nicht im Zelt außerhalb von Zeltplätzen biwakieren, aber es gibt ein gutes Netz kostenfreier Wanderhütten.

In den Ortschaften findet man hingegen leider nur noch kostenpflichtige Parkplätze – wie ich dieses Jahr mit großem Bedauern feststellen musste, eine Endeckungstour von Ort zu Ort geht damit nun deutlich ins Geld – auch das war früher deutlich besser. Tanken allerdings kann man in Andorra noch immer am Günstigsten – es lohnt also nach wie vor die Einreise mit fast leerem Tank. 1,005 € / l habe ich dieses Jahr für 95er Super berappt – und auf der Rückfahrt sogar meine bislang einzige Euro – Münze aus Andorra bekommen – es gibt sie also doch....


Ich hatte 1991 auf meiner Radtour in Andorra la Vella übernachtet, das kleine familiengeführte Hotel war auf Radtouristen nicht eingestellt und man riet mir dazu, das Rad mit auf´s Zimmer zu nehmen. Und dass war im 3 Stock – mit enger steiler Treppe. Dafür war es gut und günstig, genau wie das Abendmenü, was man mir zauberte.

Genau wie heute für die Radler ging es auch für mich vom Start weg sofort bergan – nur, dass ich noch etwa 30 km Gepäck bei mir hatte. Relativ bald nach dem Start fing es an zu regnen, neben der Kraftausdauer für den über 20 km langen Anstieg war dann auch noch Disziplin gefragt.

Eine erste Pause genehmigte ich mir in Canillo, um etwas oberhalb dieses Dorfes die romanische Kirche zu besichtigen, eine der sehenswertesten im Principat...

Heute würde ich schon unterhalb von Canillo parken, am Friedhof – dieser Parkplatz ist Ausgangspunkt für zwei der vier Klettersteige von Canillo, beide miteinander kombiniert ist dann schon eine gute Herausforderung an Psyche und Kraft und mir meine Klettersteighöchstwertung wert. Am Ende des ersten Steiges wartet ein ausgiebiges und kraftraubendes Überhangstück, der obere Steig hat u.a. ein kniffiges Hangelstück. Wer sein 60 m Seil bis zum Ende des ersten Steiges hoch schleppt, der muss nicht abwandern, sondern kann zunächst mehrfach in einer Schlucht abseilen. Am Ende wartet eine Dreifachabseile in einer steilen Wand, die man auch sofort nochmals erklimmen kann. Hier gibt es zwei Kletterwege, die ich auch inzwischen beide gemacht habe und wo man wie am Klettersteig gesichert emporklettert.



Aber zurück zur 1991er Tour... Nach dem Besuch der Kirche regnete es nicht weniger, sondern mehr, in Soldeu, dem damals letzten Ort vor dem Paß, war die Moral am Ende und das Bedürfnis nach Einkehr groß... Was trinken und eine wärmende Suppe. Plötzlich sehe ich draußen einen Radfahrer mit Gepäck, der sich wie ich den Berg hocharbeitet. Zahlen und nachsetzen. Tatsächlich - ich hol ihn ein, wir sind nun mitten in den Wolken.

Über den Wolken ist es trocken, aber auch kalt. Der Port d´ Envalira hat Anfang August 6°C über Null auf etwas über 2400 m Höhe... So was merkt man sich. Ein Leben lang. Aber auch die faszinierenden Blicke vom Pass in beide Richtungen. Zwischenzeitlich konnte man immer mal in einer kleinen Bar einen Kaffee oder auch ein Bierchen trinken, in den letzten Jahren aber war dort leider alles geschlossen. Nur Tankstellen hat es auf dem Pass, die Mineralölfirmen streiten sich dabei um den lukrativsten Aussichtsplatz – bei den billigen Preisen aber ist man sich in der Hierarchie einig. BP ist immer nochmals ein Müh günstiger als die Konkurrenz.



Dann geht es bergab. Die Tour de France Radler werden dabei sicher hoffentlich durch die Grenzanlagen rasen dürfen, ohne sich ausweisen zu müssen und nachzuweisen, wieviel Alkohol resp. Zigaretten sie nach Frankreich einführen. Normale Wanderer, Radfahrer und Autofahrer werden bis heute von den französischen Behörden bisweilen peinlich genau geprüft. Man sollte sich als Autofahrer also immer fragen, wann man dort einreist – nie am Nachmittag oder frühen Abend kurz nach Geschäftsschluß. Die Zeit, die man sonst an der Grenze verwartet, verbringt man besser noch mit einem guten Essen in Pas de la Casa. Und kommt dann später ohne große Wartezeit durch die Grenze. Aber vielleicht dann auch im Dunklen oder im Wolkennebel. Oder im Gemisch aus beidem wie in diesem Jahr, wo ich mir bei der Rückkehr aus dem Priorat schließlich in Merens le Val ein Zimmer in einer hübschen Gîte / Chambre d´ Hôte gönne.



Auch im höchstgelegenen französischen Ort L´Hospitalet pres l´Andorre hab ich bereits mal übernachtet, 1992, als ich mir eine Bahnrundreise durch Frankreich gönnte. Von diesem lausigen Kaff mit Hotel und Bahnhof bin ich dann mal nach Andorra getrampt. Einmal reicht das, wie ich überhaupt solche Bahnrundreisen inzwischen äußert beschwerlich finde. Man schleppt seinen Hausrat auf dem Rücken rum und ist an Fahrpläne gebunden, auch wenn sich das Bahnpersonal an selbiges nicht hält...

1991 sind wir im Stück abgerollt bis nach Ax-les-Thermes, es war einfach viel zu kalt für Zwischenstopps. Der mit mir radelnde Freund kam aus der Bretagne und war im Gegensatz zu mir nicht zum ersten Mal da. In Ax versprach er Linderung des Frierens. Es gab einen Kaffee und eine Rosinenschnecke mit im Thermalbecken baumelnden Füßen, eine Tradition, die ich seither aufrechterhalte, wann immer ich nach Ax-les-Thermes komme.

1991 bin ich dann über den Chioula – Pass weitergeradelt, die weitere heutige Strecke kenne ich aber per Auto auch zum allergrößten Teil.

Zunächst geht es durch das hübsche Ariège - Tal mit seinen felsigen Abschnitten. Mehrere Orte hier würden zum Verweilen einladen, wenn man nicht immer nur durchfahren würde – wie ich in den letzten Jahren vielfach auf dem Weg ins Priorat oder davon zurück.

Die 20 km aus dem Ariège Tal hinüber nach Lavelanet sind die einzigen er heutigen Etappe, die ich nicht aus eigenem Erleben kenne.
Ab dort kenne ich die Strecke bis Revel in entgegengesetzter Richtung von einer Urlaubstour, auf der ich mich verstärkt den Katharerburgen widmete. Ich bin hier weiter gefahren nach Montsegúr als erstem Highlight der Katharer – Tour.

Auf der Strecke hatte ich natürlich auch in dem hübschen Kleinstädtchen Mirepoix haltgemacht, dem kulturellen Highlight der heutigen Etappe mit seinen Fachwerkhäusern mit den großen Arkaden, mit seiner Markthalle und seiner Kathdrale.

Die Landschaft ist nun wellig und hübsch, aber im Gegensatz zum ersten Teil der Etappe unspektakulär.

Hier geht es eher ums Kilometerfressen... Ein Hochgenuss anderer Art bietet das immer quirlige Städtchen Castelnaudary. Hier rühmt man sich eines besonders guten Cassoulet – Rezeptes. Dabei fällt mir ein, dass ich das auch schon lange mal wieder machen wollte, aber irgendwie ist ein Cassoulet auch kein rechtes Sommeressen, obwohl man es vor Ort zu jeder Jahreszeit anbietet...

Im Zielort Revel (ebenfalls mit schönem alten Ortskern, einer alten Markthalle und einem Wehrturm) ist man fast schon wieder an den Ausläufern des Zentralmassivs – genauer an denen der Montagne Noir. Insofern überrascht der Schlußanstieg uns nicht, auch wenn er natürlich ein Klacks ist. Gemessen an dem, was war...



Montag, 11. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Vielha Val d'Aran - Andorra Arcalis

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Die Touretappe von Vielha nach Andorra – Arcalis ist für mich fast schon wie nach Hause kommen. Auf diesem Streckenabschnitt kenne ich fast jeden Kilometer wie meine sprichwörtliche Westentasche. So oft war ich auf jede erdenkliche Art und in beide Richtungen dort schon unterwegs...

Fahren wir zunächst mit den Radlern und lassen einige Highlights der Strecke Revue passieren – um dann die Strecke noch mal in Gegenrichtung am langen Stück unter die Räder der Erinnerungen zu nehmen...

Vielha – der wuselige Touristenort im Zentrum des Aran – Tals ist zwar nicht sonderlich hübsch, besticht aber durch seine tolle landschaftliche Lage. Übernachtet habe ich hier auch schon – dazu aber am Ende des Berichts mehr. Als Stopp zum Beine vertreten und wegen des hübschen alten Ortskernes empfehle ich aber das 15 km tiefer im Aran – Tal gelegene Bossóst.



Über die Region hinaus bekannt sind die Käse aus dem Aran-Tal, überwiegend aus Kuhmilch, aber es gibt auch welche mit Mischmilch (Kuh und Schaf, seltener Ziege). Das Aran – Tal hat sich außerdem neben einer eigenen Sprache (Aranés) auch eine eigene Küche bewahrt, die deutlich französischer geprägt ist als die der anderen Gegenden in den katalanischen Pyrenäen. Kein Wunder, war ja lange Zeit jeglicher Weg nach Katalonien / Spanien sehr beschwerlich im Gegensatz zum Weg im Tal hinab nach Frankreich.

Heute aber kann man von Vielha zwischen zwei Möglichkeiten wählen, ins „richtige“ Spanien / Katalonien zu kommen – durch den Tunnel direkt Richtung Lerida oder über den Paß, den wir jetzt in Angriff nehmen.

Im oberen Aran-Tal sind die Orte ebenfalls sehr durch den Wintersport – Tourismus geprägt, aber es gibt auch ein paar nette alte Kirchen aus romanischer Zeit am Weg. Auch gibt es inzwischen im Aran-Tal zwei Klettersteige, die ich aber bislang beide noch nicht machen konnte – meist aus Witterungsgründen war mir bislang dieser Spaß verwehrt.

Der Port de Bonaigua (2072 m) ist der höchste Pyrenäenpass Spaniens. Im Winter muss hier relativ gesehen die Hölle los sein, es ist eines der bekanntesten Wintersportzentren Spaniens, im Sommer gibt es ein wenig Wandertourismus. Man kann recht einfach in ca. 2 Stunden einen eher namenlosen Berg erklimmen, von dem aus man eine gute Fernsicht hat. Man geht eigentlich immer der Nase nach, es ist ein reiner einfacher Wanderberg, aber wegen der Aussicht lohnend. Im Gegensatz zu den Touri-Imbiss Gaststätten hier oben. Außerhalb der Saison ist dort eh aber immer alles zu. Wenn ich ins Priorat fahre, ist hier immer außerhalb der Saison...





Deutlich besser kehrt man aber einige Kilometer unterhalb gegenüber einer alten romanischen Kapelle ein – den Schlüssel für die Besichtigung der Kapelle gibt es ebenso in der Gaststätte.

Die ersten Kilometer bergab ist wie auch der Paß Zone Pastorale, Neben Kühen auf der Straße gibt es hier auch Herden halbwilder Pferde und sogar eine Herde Lamas. Also Vorsicht, egal, wie man runter fährt... Sehr schön ist auch ein beeindruckender Wasserfall etwas unterhalb der Kapelle rechts der abfahrenden Strasse. Sind die Steilkurven genommen, wird es auch übersichtlicher und man kann es etwas „laufen lassen“... Aber dennoch Vorsicht vor Getier und Mitmensch...

Um Esterri d´Aneu gibt es seit einigen Jahren eine breite Umgehungsstrasse, die alte Straße hatte Spitzkehren und steile Rampen, jetzt geht es fast ohne Kurven gleichmäßig hier runter. Bei einer Rückkehr aus dem Priorat konnten wir hier direkt an der Straße sitzende Geier beobachten Schade nur, dass niemand grade was zum Fotografieren „scharf“ hatte...

Aber auch sonst gibt es hier jede Menge Getier zu entdecken, dabei ist nicht alles harmlos. Bei einer Wanderung zu einer alten Kapelle einige Kilometer weiter unten lud uns dereinst ein Bachbett unterhalb eines kleinen Wasserfalles zum Bade ein. Fast wären wir schon ins Wasser gegangen, als wir dort grade noch rechtzeitig eine Schlange im Wasser entdeckten, deren V-förmiger Kopf nichts Gutes verhieß...

Station machen müssen wir natürlich in Llavorsi. Es soll ja auch immer, wenn möglich ein Bezug zum lokalen oder wenigstens regionalen Wein hergestellt werden. Biegt man in Llavorsi in eines der Sackgassentäler ab und fährt dieses hinauf bis zum Ende der Zivilisation nach Àreu, dann kommt man an den wohl derzeit höchst gelegenen Weinberg der Pyrenäen. Wie auch in den andorranischen Weinbergen wurde hier in Àreu Riesling angepflanzt, der den kleinen Weinberg bewirtschaftende Winzer ist kein geringerer als Ramon Pahí aus dem Priorat, dessen Weine ich auch in meiner Prioratführerselektion anbiete. Der Riesling aus diesem Weinberg reicht aber momentan noch nicht aus, um daraus einen eigenen Wein zu keltern. Allerdings durfte ich bereits einen Wein probieren, wo der Riesling mit Trauben aus dem Priorat verschnitten wurde. Als Namen denkt Ramon dabei über etwas in der Richtung „L´Illegal“ nach... Solche illegalen Drogen sind dann nicht mal schlecht... - auf dem Markt ist ein solcher Wein offiziell aber noch nicht, eventuell bekommt man ihn im Restaurant in Alins, dessen Wirt der Grund und Boden des Weinbergs gehört.

Riesling-Wingert in den Pyrenäen
Zurück nach Llavorsi. Hier kann man sich auch in die Wildwasserabenteuer stürzen, die Noguera Palleresa ist diesbezüglich ein wahres Paradies. Das Flüßchen gehört je nach Wasserstand zum Extremsten, was die katalanischen Pyrenäen für Wildwasserfreaks zu bieten haben. Während ich mein Rafting Abenteuer auf diesem Fluß einst von Sort aus startete, wählte ich einige Jahre drauf von Llavorsi aus Hydrospeed. Die Strecke ist 8 km lang, in den ersten vier Kilometern wechselt tiefes ruhiges Wasser, wo man schwimmend durchkommt mit Wildwasser, wo man „geschehen läßt“ und nur versucht, sich entsprechend der vorgegebenen Kommandos zu lenken. Bei der Pause fragt der Animateur, ob jemand aussteigen will und dann geht es 4 km mit ununterbrochenem Wildwasser weiter... rasant und glücklich machend, wie das Foto beweist, was ein versteckter Fotograf von mir machte.




Sort heißt dann der quirlige Ort, wo man den Fluß weiter runter kann oder eben wieder ansteigend zum Col de Canto hoch kommt. Hier kann man im Hard Rock Café sehr angenehm speisen, einkaufen oder Berg- und Wildwasserabenteuer angehen.. Irgendwie einer der sympathischsten Orte hier in der Ecke für mich.

Die folgenden 42 km über den Col de Canto (1725 m) nach Adrall sind inzwischen nicht mehr ganz so abenteuerlich zu fahren, wie ich es euch später erzählen werde. Der heutige Radtourist ist aber immer noch gut beraten, genug Verpflegung und zu Trinken dabei zu haben...

Seu de Urgell ist der kulturelle Höhepunkt der Etappe – gemeinsam mit Andorra la Vella. Neben einigen Altstadtstraßen ist vor allem die im Kern romanische Kathedrale sehenswert. Bereits 1991 war ich hier per Rad unterwegs, von Perpignan kommend und über Andorra fahren wollend... Die Strecke über den Port de Envalira, die am Dienstag gefahren wird, habe ich also auch bereits in der Richtung auf dem Rad sitzend gemacht. Bereits damals hab ich mir die Altstadt und die Kathedrale angesehen...

In Andorra hat sich seit 1991 viel getan. Vielleicht erzähle ich anläßlich des Ruhetages noch etwas über „mein“ Andorra, jetzt möchte ich nur erst mal darauf hinweisen, dass in Andorra nicht nur ein paar Kartoffeln angebaut werden, wie in der Tourberichterstattung genannt. Bedeutendstes landwirtschaftliche Erzeugnis ist wohl seit langem der Tabak, aber seit einigen Jahren mischt sich der Kleinstaat auch unter die Weinbau betreibenden Länder. Einmal auf einer Weißweinverkostung anläßlich der Fira gab es einen andorranischen Riesling zu trinken. Und der war für mich besser als die dort ebenfalls zur Verkostung anstehenden deutschen Rieslinge (gut, das waren keine GG, eher wohl anständige Ortsweine, u.a. von Wittmann.) Der Andorraner schlug sich achtsam und eigentlich möchte ich dem Andorranischen Weinbau seither gerne mal etwas mehr auf den Zahn fühlen. Wäre es nur nicht so weit weg und würde es nicht so häufig regnen und mich schneller ins Priorat bringen, als ich wollte...

Noch nicht probiert: Andorra-Riesling
Das Tal von Ordino, in das die Fahrer zum Schlußanstieg ansetzen, ist für mich persönlich das Schönste. Noch immer ist es relativ unverbaut und die vielen kleinen Weiler laden zum Entdecken ein. Das beginnt mit dem Hauptort des Tales – Ordino mit seinem hübschen Ortskern und gipfelt im alten Llorts mit der für mich schönsten romaischen Kirche Andorras – neben der von Canillo.

Einige Kilometer hinter El Serrat kann man von der Strecke nach Arinsal auch nach rechts abbiegen und fährt dann zu einem Naturparkzentrum, wo es dann noch ca. 3 km mühsam auf unfestigtem Bergweg bergan geht bis zum letztmöglichen Parkplatz. Von dort läuft man in 15 bis 20 Minuten hinauf zur Estanyo – Hütte, die Platz für mehr als 20 Leute bietet. Die Hütte hat eine Feuerstelle, Doppelstockbettgetelle, Tische und Bämke und eine Öko-Trockentoilette. Waschen ist draußen an eiskalter Quelle. Das ganze kostet dafür nichts – es ist eine von über 30 kostenlosen Berghütten in Andorra. Man sollte aber nicht Freitag oder Samstag abend dort aufschlagen. Mitten in der Naht kommen dann leider oft Scharen andorranischer Jugendlicher, um dort Party zu machen. Mit ihrem Krach beziehen sie leider die dort schlafenden Wanderer einfach mit ein... Unter der Woche aber kann man dort auch mit den dort lebenden Bilchen alleine sein. Oder es kommen andere Natur- und Wanderfreunde aus aller Welt, die nicht stören. Den Bilchen gibt man am Besten von seinen Lebensmitteln etwas ab, um Ruhe zu haben, will man vermeiden, da sie sich in den Rucksack einnagen, um an Erdbeerkekse, Schokolade, Käse u.ä. zu kommen.

Belohnt wird man mit phantastischer natürlicher Bergkulisse und besten Wandermöglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade . Während sich der Pic de Serrère (2911 m) einfach erwandern läßt, gibt es am einen Meter höheren Estanyo einige Routen, wo man schon mal die Hände aus den Taschen nehmen sollte. Besonders toll finde ich den Aufstieg über den Grat vom Paß zwischen Serrère und Estanyo...

Nun aber zu einem kleinen Bericht von einer Radtour 1996, als ich fast die gesamte Strecke der heutigen Etappe in entgegengesetzter Richtung erstmals kennenlernte...

Mit meiner damaligen Freundin war ich für drei Wochen von Barcelona aus per Rad und mit dem Zeltgepäck unterwegs.

Wir hatten in Porté Puymorens recht weit oben gezeltet und sind in gutem Ritt über den 1912 m hohen Col de Puymorens und den 2409 m hohen Port d´ Envalira geradelt, um uns dann lange und zügig in Andorra abrollen zu lassen. Ein kultureller Zwischenstopp in der Hauptstadt war natürlich drin, damals war aber auch vieles eine einzige Baustelle, es war nicht mehr das alte, beschauliche La Vella von 1991, aber noch nicht das moderne aufgepeppte Andorra La Vella der heutigen Tage.

Irgendwie sind wir dann doch auch schnell durchgeradelt, zumal es ja ab dem Port d´Envalira im Prinzip nur bergab ging.

Das Einkaufen von ein paar frischen Lebensmitteln hatten wir irgendwie „verdrängt“, kannten wir es doch von den kleinen andalusischen Dörfern, dass man in Spanien im Prinzip immer und überall was zu Essen und zu trinken bekam.

Und so bogen wir in Adrall ab mit dem nächsten Ziel namens Sort. Auf der Karte waren genügend kleine Orte verzeichnet... Gleich zu Beginn bekamen wir es mit sehr steilen Rampen zu tun. Das erste kleine Dörfchen namens Parroquia de Ortó hatte für uns eine kleine Kneipe parat, wo wir zur Erfrischung etwas tranken... Dann aber ging es weiter unerbittlich hinauf, langgezogen und ohne viele Kehren – ein Psycho-Anstieg, an dem du beginnst, auf die Kilometersteine zu achten, um zu erkennen, dass du vorwärts kommst... Die nächsten Dörfer waren allesamt verlassen (inzwischen haben sich wieder einige wenige Leute dort angesiedelt..) - Nichts mit einer Einkaufs- oder Einkehrstätte. Im Ruinendorf Palleróls war Schluß für den Tag, wir fanden ein Plätzchen, wo wir unser Zelt aufstellen konnten und zum Glück eine Wasserquelle. Ansonsten war Schmalhans Küchenmeister, wir teilten das Wenige an Lebensmitteln, was wir noch hatten, ein für Abendbrot und Frühstück...

Und am nächsten Morgen ging es sofort weiter mit dem unerbittlich sich in der Sonne in die Länge ziehenden Anstieg. Vor dem Pass sollte sowieso nichts mehr kommen, die Orte auf der anderen Paßseite waren ebenso wüst und scheinbar unbewohnt. Wenigstens ging es wieder bergab mit uns.
In Vilamur dann plötzlich der Hinweis auf eine Bar. Kaffee oder Bier? Was sättigt mehr? Was zu Essen? Fehlanzeige, erst in einigen Stunden gäbe es etwas. Wir bekommen ein paar Nüsse und Chips zum Bier, tapasmäßig... Der Magen knurrt die unerbittliche Wirtin an. Umsonst.

Erst in Sort unten soll der Magen zu seinem Recht kommen... Vor dem Beginn des neuen Anstieges. Im zunächst engen Tal der Noguera Pallaresa ist es ein wenig frischer und ab und an haben wir Schatten. Der Anstieg ist spürbar aber akzeptabel im Tale. Dennoch knirscht es immer wieder in den Gelenken. Im Gegensatz zu den Tour de France – Rennradlern haben wir jeder 20 – 30 kg Gepäck dabei... Die tolle Landschaft aber entschädigt für alles.

In Llavorsi machen wir eine kleine Rast und genießen das schöne alte Dörfchen. Zum Glück sind hier die Orte bewohnt...

Danach weitet sich das Tal und es geht nicht mehr ganz so steil bergan. Dennoch bleibt die Landschaft phantastisch. Vor Esterri d´Aneu ein Zeltplatz. Wir diskutieren und befinden, es sei besser zu nehmen, was wir haben können, Wer weiß, ob wir weiter oben noch was zum Zelten finden und ab Esterri soll es richtig zur Sache gehen... Der Zeltplatz ist recht teuer, dafür aber haben wir den Partylärm gratis. Gut schlafen ging immer irgendwie anders. Aber weder Probleme mit der Verpflegung noch mit dem WC. Schließlich kann nicht alles immer ideal sein...

Am nächsten Tag geht es dann hinter Esterri d´Aneu so richtig zur Sache. Zum Glück war meine damlige Freundin nicht zimperlich und wußte, wie man über die richtig hohen Berge radelt. Aber es zog sich und eine erste Bar unterwegs ist natürlich noch geschlossen und es bleibt für lange Zeit die Einzige. Dann aber kommt die Gaststätte bei der hübschen und sehenswerten romanischen Kapelle und man gewährt uns ordentlich Speis und Trank, auch wenn es noch nicht ganz spanisch-katalanische Zeit fürs Essen ist. Die letzten Kehren fahren wir mit frischer Kraft und dieser Anstieg machte insgesamt viel Spaß, auch wenn man immer wieder sah, wo es noch hin gehen wird...

Paßhöhe – kurz gucken und dann runter... - bis es knallt bei mir... Der Mantel ist geplatzt. Bäh... Meine Freundin bleibt beim Rest des Rades, ich versuche mit dem Rad bergab zu trampen, um einen Fahrradladen zu finden. Einen Schlauch hätten wir ja noch gehabt, aber einen Mantel?
Zum Glück wird mir geholfen und einige Zeit später können wir die Reise fortetzen. Dennoch haben wir genug Zeit verloren, um dann in Vielha zu sagen, hier bleiben wir für die Nacht...


Beim Sportplatz dürfen wir umsonst zelten – da wir aber in Richtung Barcelona müssen und nicht wieder nach Frankreich rein, dürfen wir uns mental schon mal darauf vorbereiten, dass am nächsten Tag der über 5 km lange Tunnel von Vielha auf uns wartet – davon etwa 4 km im Tunnel bergan und den letzten leicht bergab. Der Tunnel ist zu der Zeit insgesamt noch recht schlecht beleuchtet – aber das alles ist dann eine ganz andere Geschichte...