Ypres - Arenberg
Über meine Gedanken zu Lille habe ich ja schon gestern geschrieben, auf der heutigen Etappe wird dieser Großraum nochmals touchiert, ansonsten habe ich keine weiteren (guten) Erinnerungen an die Gegend, durch die es heute geht. Wenn, dann bin ich im Schnellverfahren hier durch diese oft industriell geprägte Grenzregion gefahren, plattes Land mit wenig Gründen für mich, hier zu halten. Vielleicht täusche ich mich da, aber nicht umsonst spricht man hier auch von der Hölle des Nordens. Und die Hölle ist so sehr mein Ding nicht.
Nicht, so lange es noch Paradiese gibt...
So zog ich denn gestern einen Wein aus dem Trinkregal, der da schon eine Weile liegt, aber gestern war mir nach etwas Süßem zumute. Wollte ich mir doch wenigstens meinen Albtraum ein wenig versüßen, der mir durch den Kopf ging, während alle Welt die sportlichen Erfolge der Deutschen feiert. Egal ob der dritte Toursieg der Deutschen durch den Kittel (der dann hoffentlich nicht gedopt hat) oder das Fußballspiel, bei dem die Brasilianer um ein Haar schwarz gespielt worden wären - da wurde ganz unauffällig eine enorm komische Meldung platziert, über deren Sinn ich mir gestern und heute so meine Gedanken machen mußte. Die meisten werden im Freudentaumel noch gar nicht auf die Idee gekommen sein, was Infrastrukturabgabe bedeuten kann: Meinen Albtraum nach diesen Meldungen habe ich hier auf meinem Blog zum Nachlesen hinterlassen, mit dem nötigen Galgenhumor gespickt, aber wem da noch zum Lachen zumute ist, der gehe erst einmal in sich...
Dafür ging wenigstens der Süßwein von der Loire – gekauft in Lille auf der Messe vor vielen Jahren - ähnlich gut rein, wie der Ball ins brasilianische Tor gestern...
Domaine de la Poilane; Côteaux du Layon St. Lambert; 2005 weiß – süß. Ein sattes Goldgelb zeigt dieser edelsüße Wein aus Chenin Blanc, in der Nase wirkt er wie ein frischer aber warmer Wind, allerdings ist er nicht all zu üppig und komplex (am leeren Glas heute morgen zu riechen, war die sinnlichere Variante). Recht fett am Gaumen, beinahe von öliger Konsistenz und dennoch mit einem extrem guten Trinkfluß ausgestattet – bei aller hohen Süße und den 13° Alkohol, die aber nicht spürbar sind. Für einen großen Wein fehlt es etwas an Tiefe und vor allem Länge, obwohl ein zarter Nachhall schon vorhanden ist. Alles in allem nichts für jeden Tag, aber auf seine Art sehr ansprechend, dabei nicht mal teuer (das PGV ist ja oft ein Argument an der Loire) – wegen seiner Trinkigkeit ein exzellenter Wein, dem ich 93/100 Th. gebe.
Weine wie diesen kann man zu Hauf entdecken, wenn man sich dem Thema Anjou / Loire auf den Messen nähert – es gibt da auch jede Menge weniger bekannter Betriebe wie diesen, wo man einen Kauf nicht reut und die man sonst auf dem deutschen Markt nicht findet.
Zu diesem Wein hätte sich auch ein typischer Käse aus Lille enorm gut gemacht, leider habe ich davon zu selten was zu Hause und wenn, dann hebt man ihn wegen seines doch sehr üppigen Geruchs nicht ewig auf – die Rede ist vom Vieux Lille – für mich einer der am intensivsten riechenden Käse überhaupt – da ist ein reifer Epoisses ein ganz braves Bürschchen gegen.
Für die heutige Etappe empfiehlt sich dann doch eher ein belgisches Bier, ich muss aber erst mal gucken, von wo denn meine belgischen Bierreserven so kommen... Vielleicht hab ich ja was aus der Ecke, dann mach ich es heute auf.
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