Dienstag, 5. Juli 2016

Torstens Reise- und Genusskommentar: Saumur - Limoges

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Die ersten Renntage der Tour verliefen durch mir unbekanntes Nordfrankreich. Mit jedem Tag ab der Loire aber wird es in meinen Erinnerungen lebendiger.

Auch wenn ich bei meiner Tour an die Loire nicht so weit westwärts gekommen bin... Ich kenne mich erst ab Langeais stromaufwärts aus.
Aber der Wein, mit dem ich mich gestern auf die Tour einstimmte, stammt aus dem Anjou, allerdings aus Beaulieu, einem Ort südlich des gestrigen Zieles. .

Tiefschwarz, fast blickdicht – farblich vemutet man diesen Cabernet Franc deutlich südlicher. Die mehr als 10 Jahre Reifezeit hat er gebraucht, um das Tannin abzuchmelzen und runder zu werden, jung ist er eher ein ungestümer Geselle. Dunkelfruchtig, ausgewogen, aber ohne die Tiefe großer Weine und mit leider recht kleiner Nase – so setzt er jetzt auf unkomplizierten Trinkspaß und zeigt sich nur im Abgang ganz leicht trocknend. Da unter 10 € hat dieser sehr gute Wein ein hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis.



Auf diesen Wein bin ich bereits in den 90ern mal über einen Versandhändler gekommen – in der Zeit weit vor dem Internet, als es noch die Zeitschrift „Alles über Wein“ gab und Händler dort Anzeigen schalteten...

Der 2005er stammt von einem Direktkauf vom Winzer – allerdings von der Messe in Lille (oder doch Strasbourg – aber ich glaube, sie sind auf beiden Messen), wo ich die äußerst sympathische Familie Papin – Chevalier kennenlernte. Sehr zu empfehlen sind neben diesem Roten auch die edelsüßen Weißweine aus Chenin Blanc von dieser Domaine. Die Weine würden auch einen Besuch vor Ort rechtfertigen. Leider aber ist es doch schon weit weg und es gibt für meine Kletterbedürfnisse zu wenige Felsen dort,



Aber mit der heutigen Touretappe ändert sich auch das. Bei St. Savin, was heute durchfahren wird, überquert man die Gartempe, ein kleines, träge dahinfließendes Flüßchen, was sich zum Baden und Flußschwimmen weniger lohnt als die Loire – aber nach einem Klettertag ist es erfrischend.
Keine 15 km nörlich von St. Savin gibt es etwa bis zu 30 – 40 m hohe Ein- und Zweiseillängentouren in bestem Kalkstein, darunter auch viele einfachere Routen, aber auch Schweres für den Crack. Wegen der einfachen Routen auch zum Klettern mit einem Selbstsicherungsgerät geeignet, man geht einfach was Leichtes hoch, quert oben und seilt eine schwerere Route ab, um sie dann zu erklimmen. Aber zugegeben, mit Seilpartner macht es mehr Spaß. Ich hab beide Varianten durch, da ich inzwischen mehrfach dort war. Ein paar Infos findet derjenige, der des französischen mächtig ist, im Netz, ich hatte mir damals von jemandem einen Kletterführer ausgeborgt und eine Skizze abgemalt und mich daran später gut orientieren können.
Wenn man also nur mal auf dem Weg dort durchkommt, lohnt der Stopp, aber einen teuren Kletterführer muss man deswegen nicht kaufen.

Der Kulturinteressierte wird dagegen auch die recht riesige romanische Klosterkirche in Saint Savin nicht auslassen. Hier gibt es einen reichen figürlichen Schmuck sowohl als Steinmetzkunst als auch als Wandmalereien. Diese hatte ich vorher bereits einmal besichtigt, auf einer Urlaubtstour, die in die Pyrenäen führen sollte, aber auch einen Abstecher ins Bordelais enthielt. Diese Gegend wird auch von den Pilgern auf dem Jakobsweg durchstreift, ich kann mir aber schönere Wanderrouten vorstellen als das sonnendurchflutete wellig-flache Land mit seinen großen Feldern. Nur Wanderer gehen zum Vergnügen, Pilger wohl eher nicht bzw. nicht nur.

Die Tour de France kreuzt meine Strecken von damals und hält sich aber nun landeinwärts auf das Etappenziel Limoges zu. Sicher abe ich die heutige Strecke noch an ein oder zwei aneren Orten gequert, ohne aber Erinnerungen daran zu haben, zumal wir auch in den früheren 90ern, wo es die kostenfreie Autobahn von Vierzon nach Süden noch nicht gab, die Gegend mehrmals mit Kleinbussen durchfahren haben, um zu Jugendaustauschpartnern im Bordelais zu fahren bzw. sogar auf dem Weg nach Portugal bzw. Andalusien.

Und seit es die angesprochene Autobahn gibt, nutze ich die gern auch mal als Alternativroute in Richtung Priorat. Dadurch bin ich auch schon häufig durch den heutigen Zielort Limoges gekommen, allerdings bislang, ohne dort mal zu verweilen. Aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten sicher ein Fehler, aber man kann nicht alles machen und oft nutze ich lieber die kleinen und überschaubaren Ortschaften als Rastorte.

Hinweisen aber möchte ich noch auf die Limousin-Rinder in dieser Gegend. Prinzipiell artgerecht auf den saftigen Wiesen gehalten und nicht in Massenaufzuchtställen geben diese glücklichen Kühe mit den Puschelohren ein wunderbares Fleisch – für mich mit das beste Rindfleisch, was es geben kann. Viele Betriebe unterstreichen auch mit der Label Rouge Zertifizerung ihren hohen Anspruch an Qualität und artgerechte Tierhaltung. Etwas, was mir in Deutschland inzwischen wohl am Meisten fehlt – etwas vergleichbares wie diese Label Rouge Geschichte....



Die wenigen Weine der Region haben allerdings eher lokalen Charakter und sind eher teuer als gut, besser also, wenn man noch so was wie den oben empfohlenen Loire Cabernet – Franc zum Limousin – Rind dabei hat.



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