Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen
Die ersten Renntage der Tour verliefen
durch mir unbekanntes Nordfrankreich. Mit jedem Tag ab der Loire aber
wird es in meinen Erinnerungen lebendiger.
Auch wenn ich bei meiner Tour an die
Loire nicht so weit westwärts gekommen bin... Ich kenne mich erst ab
Langeais stromaufwärts aus.
Aber der Wein, mit dem ich mich gestern
auf die Tour einstimmte, stammt aus dem Anjou, allerdings aus
Beaulieu, einem Ort südlich des gestrigen Zieles. .
Tiefschwarz, fast blickdicht –
farblich vemutet man diesen Cabernet Franc deutlich südlicher. Die
mehr als 10 Jahre Reifezeit hat er gebraucht, um das Tannin
abzuchmelzen und runder zu werden, jung ist er eher ein ungestümer
Geselle. Dunkelfruchtig, ausgewogen, aber ohne die Tiefe großer
Weine und mit leider recht kleiner Nase – so setzt er jetzt auf
unkomplizierten Trinkspaß und zeigt sich nur im Abgang ganz leicht
trocknend. Da unter 10 € hat dieser sehr gute Wein ein
hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis.
Auf diesen Wein bin ich bereits in den
90ern mal über einen Versandhändler gekommen – in der Zeit weit
vor dem Internet, als es noch die Zeitschrift „Alles über Wein“
gab und Händler dort Anzeigen schalteten...
Der 2005er stammt von einem Direktkauf
vom Winzer – allerdings von der Messe in Lille (oder doch
Strasbourg – aber ich glaube, sie sind auf beiden Messen), wo ich
die äußerst sympathische Familie Papin – Chevalier kennenlernte.
Sehr zu empfehlen sind neben diesem Roten auch die edelsüßen
Weißweine aus Chenin Blanc von dieser Domaine. Die Weine würden
auch einen Besuch vor Ort rechtfertigen. Leider aber ist es doch
schon weit weg und es gibt für meine Kletterbedürfnisse zu wenige
Felsen dort,
Aber mit der heutigen Touretappe ändert
sich auch das. Bei St. Savin, was heute durchfahren
wird, überquert man die Gartempe, ein kleines, träge
dahinfließendes Flüßchen, was sich zum Baden und Flußschwimmen
weniger lohnt als die Loire – aber nach einem Klettertag ist es
erfrischend.
Keine 15 km nörlich von St. Savin gibt
es etwa bis zu 30 – 40 m hohe Ein- und Zweiseillängentouren in
bestem Kalkstein, darunter auch viele einfachere Routen, aber
auch Schweres für den Crack. Wegen der einfachen Routen auch zum
Klettern mit einem Selbstsicherungsgerät geeignet, man geht
einfach was Leichtes hoch, quert oben und seilt eine schwerere Route
ab, um sie dann zu erklimmen. Aber zugegeben, mit Seilpartner macht
es mehr Spaß. Ich hab beide Varianten durch, da ich inzwischen
mehrfach dort war. Ein paar Infos findet derjenige, der des
französischen mächtig ist, im Netz, ich hatte mir damals von
jemandem einen Kletterführer ausgeborgt und eine Skizze abgemalt und
mich daran später gut orientieren können.
Wenn man also nur mal auf dem Weg dort
durchkommt, lohnt der Stopp, aber einen teuren Kletterführer muss
man deswegen nicht kaufen.
Der Kulturinteressierte wird dagegen
auch die recht riesige romanische Klosterkirche in Saint Savin
nicht auslassen. Hier gibt es einen reichen figürlichen Schmuck
sowohl als Steinmetzkunst als auch als Wandmalereien. Diese hatte ich
vorher bereits einmal besichtigt, auf einer Urlaubtstour, die in die
Pyrenäen führen sollte, aber auch einen Abstecher ins Bordelais
enthielt. Diese Gegend wird auch von den Pilgern auf dem Jakobsweg
durchstreift, ich kann mir aber schönere Wanderrouten vorstellen
als das sonnendurchflutete wellig-flache Land mit seinen großen
Feldern. Nur Wanderer gehen zum Vergnügen, Pilger wohl eher nicht
bzw. nicht nur.
Die Tour de France kreuzt meine
Strecken von damals und hält sich aber nun landeinwärts auf das
Etappenziel Limoges zu. Sicher abe ich die heutige Strecke noch an ein
oder zwei aneren Orten gequert, ohne aber Erinnerungen daran zu
haben, zumal wir auch in den früheren 90ern, wo es die kostenfreie
Autobahn von Vierzon nach Süden noch nicht gab, die Gegend mehrmals
mit Kleinbussen durchfahren haben, um zu Jugendaustauschpartnern im
Bordelais zu fahren bzw. sogar auf dem Weg nach Portugal bzw.
Andalusien.
Und seit es die angesprochene Autobahn
gibt, nutze ich die gern auch mal als Alternativroute in Richtung
Priorat. Dadurch bin ich auch schon häufig durch den heutigen
Zielort Limoges gekommen, allerdings bislang, ohne dort
mal zu verweilen. Aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten sicher ein
Fehler, aber man kann nicht alles machen und oft nutze ich lieber die
kleinen und überschaubaren Ortschaften als Rastorte.
Hinweisen aber möchte ich noch auf die
Limousin-Rinder in
dieser Gegend. Prinzipiell artgerecht auf den saftigen Wiesen
gehalten und nicht in Massenaufzuchtställen geben diese glücklichen
Kühe mit den Puschelohren ein wunderbares Fleisch – für mich mit
das beste Rindfleisch, was es geben kann. Viele Betriebe
unterstreichen auch mit der Label Rouge Zertifizerung ihren hohen
Anspruch an Qualität und artgerechte Tierhaltung. Etwas, was mir in
Deutschland inzwischen wohl am Meisten fehlt – etwas vergleichbares
wie diese Label Rouge Geschichte....
Die wenigen Weine der Region haben
allerdings eher lokalen Charakter und sind eher teuer als gut, besser
also, wenn man noch so was wie den oben empfohlenen Loire Cabernet –
Franc zum Limousin – Rind dabei hat.
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