Samstag, 16. Juli 2011

Etappe 15: LIMOUX > MONTPELLIER 193 km

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen



Reben über Reben wird es heute geben.
An und für sich kommen wir heute von einem Weinbaugebiet in das Nächste, es beginnt mit Limoux, wo es hervorragende trockene aber auch süße Schaumweine gibt, aber auch grandiose trockene Weißweine aus Chardonnay und Mauzac. Und im Laufe der Zeit wurden die Rotweine immer besser, lange Jahre durften sie nur als Vin de Pays etikettiert werden, heute gibt es die AOC Limoux auch für Rotweine. Limoux ist dabei ein Sammelbecken der Traubensorten, ich habe schon interessante Rote aus Merlot, aus Cabernet Sauvignon, aus den Sorten des Midi, aber sogar auch aus Pinot Noir im Glas gehabt.
Vorreiter ist hier die Cave de Sieur d´ Arques, eine der besten Genossenschaften Frankreichs mit extrem hohem Qualitätsstandard. Der Besuch des Verkaufssaales mit angeschlossener Probierstube und ebenso kompetentem wie freundlichem Personal ist ein Muss für den vielseitigen Weinfreund.
Mein Problem ist oft, dass ich gar nicht weiß, was ich alles mitnehmen sollte, wenn ich dort halt mache. Wie gesagt, die Palette hier ist umfangreich und sehr zu empfehlen. Die Weißen aus der Serie der 4 Terroirs brauchen jedoch einige Jahre Reifezeit, ich habe beste Erfahrungen mit Weinen gemacht, die mindestens 5 Jahre alt waren, mein Lieblingscru ist hier der Haute Vallée.

Carcassonne, Mittelalter pur, ringsum Reben
Auch um das mittelalterliche Städtchen Carcassonne finden wir ringsum Weinreben. Vorsicht, in der Saison ist die Cité extrem überlaufen. Witzig, aber nichts für schwache Nerven ist das Spukhaus – maison hantée. Hier wird mit technischen Tricks und echten Schauspielern geschaut, wo das eigene Grusel-Limit ist. Empfehlenswert außerhalb der Saison und dann abends (ich hatte mir das mal kurz vor Silvester gegönnt, echt zu empfehlen, wenn man nicht herzkrank oder überängstlich ist…).
Kurze Zeit später fahren wir dann durch das Minervois, eine der für mich spannendsten Appellationen des Midi. Viele richtig gute Erzeuger machen hier sehr schöne Weine. Meine persönlichen Favoriten sind Borie de Maurel, Château d´ Oupia und Gilles Chabbert (Clos de l´ Escandil). Auch Saint Chinian, welches danach durchfahren wird, hat recht gute Erzeuger, stand aber nie in meinem unmittelbaren Fokus. Dann sind wir kurz im Faugeres und danach landen wir im Rebenmeer der Côteaux du Languedoc.

Im Minervois, Blick auf La Liviniere
Borie de Maurel präsentiert stolz seine Weine. Rechts im Bild ist nicht der Priorathammer, sondern der Weindeuter zu sehen.

Ein Klassiker nahe des ebenso sehr schön zu besichtigenden alten Städtchens Pezénas ist die Prieure de Saint Jean de Bebian. Hier wurden bereits zu Zeiten gute Weine gemacht, wo anderswo im Languedoc noch die Masse dominierte. Die an Châteauneuf-du Pape erinnernden Weine sind sehr komplex und lange lagerfähig. Ich sollte noch einen 1995er im Keller haben… Leider wurden die Weine im Laufe der Jahre immer teurer, so dass ich mich irgendwann zurückgezogen habe. Ich habe aber auch noch etliches davon in der stillen Reserve.
Weniger angetan war ich von den Weinen der Abtei von Valmagne. Das Ensemble ist zwar schön zu besichtigen, aber weintechnisch ist das allenfalls Durchschnitt. Richtig empfehlenswert so kurz vorm Ziel ist dann noch das Château d´ Engarran, deren Weine sich auch immer mal wieder in rot und weiß in meinem Keller finden.
Ich persönlich wäre noch etwas mehr durch Hinterland gefahren, aber ich kann die Fahrer schon verstehen, sie wollen schnellstens Richtung Alpen. Vor allem Thomas Voeckler im Gelben, dass er sich redlich verdient hat.
Und in Montpellier gibt es ja auch so viel zu sehen, dass der Ruhetag nicht ausreichend sein dürfte…
Für mich ist diese ganze Ecke hier fast so etwas wie ein Heimspiel, ich muss nur aufpassen, dass ich hier nicht den Anschluss verliere, es gäbe vermutlich viel zu viele interessante Stopps hier für mich. Sonst ist die Tour schon in den Alpen und ich "perdú" im Languedoc...



2 Kommentare:

  1. Und schon wieder der rote Kadett im Bild. Wer ist den denn jetzt gefahren: Weindeuter oder Priorathammer ?

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  2. Unterwegs war damit seinerzeit der Weindeuter, der Bericht ist vom Priorathammer. Beide waren in der Vergangenheit unabhängig voneinander auf ähnliche Pfaden unterwegs...

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