Mittwoch, 6. Juli 2011

Etappe 5: CARHAIX - CAP FREHEL 164,5 km

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


 
Endlich mal kein unbekanntes Gelände, obwohl es schon lange her ist… Zwei Mal anfangs der 90er musste ich nach Saint Brieuc zu einem Treffen mit einer unserer französischen Jugendaustauschpartnerorganisationen. Lediglich für ein Wochenende, aber dank TGV sollte es keine Weltreise sein… An das erste dieser zwei Treffen erinnere ich mich deutlich, ein Nachtzug sollte mich und eine Begleiterin, die ich nur recht locker kannte von Köln nach Paris bringen, von da dann weiter mit dem morgendlichen TGV.
Charleroi in Belgien, der Zug steht verdächtig lange, ich wache auf, weil ich das Rumpeln des fahrenden Zuges vermisse. Stattdessen kommt der Schaffner: “Steigen Sie aus bitte. Zug bleibt stehen. In Frankroich isst Streik…“ Man kennt das ja heute zur Genüge, für uns war das damals eine neue Situation. Was tun. Zurück fahren heißt, die Fahrtkosten nicht erstattet zu bekommen. Wir müssen nach St. Brieuc, egal wie… Ich allein wüsste ja, was ich täte…
Meine Begleiterin Inès forsch: “Wir müssen trampen“. Ich hätte sie fast küssen können für diesen Vorschlag, den ich mir nicht zu unterbreiten getraut hätte – aber genau das hätte ich allein ja auch getan.
Wenig später hält ein in Belgien arbeitender Italiener: “Nach Brüssel zur Disco?“ „Nein, Paris…“ „Okay, Autobahn hat Licht, Kreuzung Brüssel – Paris ist besser als hier…“
Dann muss er sich doch vorgestellt haben, dass es doof ist, mitten in der Nacht auf einer beleuchteten Autobahnkreuzung zu stehen. „Ich fahren über Grenze – halten erste Rastplatz…“ Wir danken schon mal.
Auf dem Rastplatz dann folgender Vorschlag unseres Fahrers: „ Du einen Kaffee für mich, Du auch. Ich dann fahren Paris. Für Euch gut, für mich egal. Brüssel – Disco oder Paris bei Nacht…“
Um 03.00 Uhr stehen wir dann vor dem verschlossenen Gare de Montparnasse, ausgesperrt mit 100 und mehr anderen vom Streik betroffenen Reisenden.
Gegen 5.00 Uhr das Gerücht: Der Bahnhof wird geöffnet, ein TGV auch in Richtung St. Brieuc wird es geben. Platzreservierung zählt nicht. Nur schnell genug sein… Wir waren dann schnell genug.
Saint Brieuc hat mich begeistert, vor allem der riesige Wochenmarkt nahe der Kathedrale am Samstag Vormittag. Hier vor allem die Stände mit dem zum Teil noch lebenden Meeresgetier…
Was wir letztlich in der modernen und super komfortablen Jugendherberge gegessen und welche Weine wir tranken, daran erinnere ich mich nicht mehr. Aber die Herberge ist total empfehlenswert, die Stadt lohnt einen Besuch und unsere Partner machten jedes Mal einen Ausflug mit uns. Beim ersten Mal nach Paimpol, beim zweiten Mal zum Cap Frehel. Von daher wird ich gern am Fernseher sitzen (mit einem Glas Priorat aus 2008 im Glas – wir müssen ja schließlich auch arbeiten…) und dann jubeln. „Da war ich schon mal lang gefahren…“

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