Freitag, 8. Juli 2011

Torstens Genusskommentar: 6. und 7. Etappe



Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

6. Etappe

Alle waren sie schon in dieser Gegend, nur ich noch nicht. Grade ist mein bester Freund mit seiner Familie unterwegs in die normannisch – bretonische Gegend, auch meine Lebenspartnerin Yvonne war dort in diesem Jahr unterwegs, als ich im Priorat war. Mont Saint Michel ist schön, aber der Eintritt teuer…
Dafür aber war sie auf Jersey und was hat sie davon mitgebracht? 2 Flaschen Wein vom einzigen dortigen Weingut. Dies fällt mir ein, da ja Jersey auf der Tourenkarte noch zu sehen ist, den Wein hab ich inzwischen schon wieder vergessen, zumindest den kleineren hatten wir schon offen und die 9,95 britischen Pfund waren nicht wirklich gut investiert – aber wer Exoten probieren will, der muss auch da durch.
Dafür ging Yvonne richtig hart ins Gericht mit dem Wein, ich hatte so manches von der Touraine in der 5 € Preisklasse im Sinn, was vergleichbar wäre… Nur beim mangelnden Preis-Genuss-Verhältnis waren wir uns schnell einig.
Wer mehr zum Wein selbst wissen mag, der schaue hier: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=88&t=828

Und da ich sonst nix zur Etappe beitragen kann, springe ich gleich zur

7. Etappe

Bevor es an und über die Loire geht, fahren die Sportler ein Stück an der Loir entlang. Diese nette Gegend zwischen Vendôme und Château du Loir bin ich vor einigen Jahren auch entlang gekommen, allerdings nicht mit dem Rad, sondern dem Auto. Und natürlich hatte ich auch das Kletterseil dabei.
Bei Thore la Rochette, ca. ein Dutzend Kilometer von der Etappenstrecke entfernt, hatte ich mir die Domaine du Four à Chaux ausgesucht, deren Weine (Côteaux du Vendômois und Vin de Pays) immer wieder mal im Guide Hachette besternt sind, gute preiswerte Weine in allen Farben, die sicher nicht zu den Größten Frankreichs gehören, die aber regionale Spezialitäten und preiswürdige Trinkweine sind. Eine Spezialität war ein edelsüß ausgebauter Chardonnay, so etwas ist eigentlich wohl höchstselten, und dazu war dieser noch so gut, dass ich hätte eigentlich deutlich mehr davon mitnehmen müssen.
Als ich den Kofferraum öffnete, um die Kiste zu verstauen, sah die Winzerin mein Kletterzeug und fragte, ob ich zum klettern hier sei. Ich überlegte kurz, ob sie mich in dieser hügelig-flachen Gegend auf den Arm nehmen wolle, aber sie erklärte mir, wie ich zu den Felsen von Thore la Rochette komme und so verlebte ich einen wunderbar ungeplanten Kletternachmittag. Die Felsmauer am Ufer des Loir ist zwar nur 8 bis 15 m hoch, hat aber jede Menge eingerichteter Kletterwege und ich klettere erst einen leichten ungesichert hoch, quere dann oben zum nächsten Weg, richte dort die Abseile ein und klettere nach dem Abseilen mittels Selbstsicherungsgerät diesen Weg wieder hoch, quere erneut und so weiter und so fort – es war ein wunderschönes Erlebnis.
Aber eigentlich hatte ich ja den Abstecher in diese Gegend wegen des Weines gemacht, auch wenn natürlich in Trôo und den benachbarten Orten die in den Fels geschlagenen Höhlenwohnungen begeistern. Ich sah mich in diesen Dörfern auch um und einige meist ältere Bewohner luden mich ein, ihre Höhlenwohnungen zu besichtigen. Es geht zum Teil tief in den Fels hinein und die einzige Mauer, die gebraucht wird, ist die zur Straße und Zwischenmauern, um die Höhle in einzelne Zimmer zu unterteilen. Schon recht witzig und wie gesagt noch immer bewohnt.
Wer in der Gegend ist, sollte sich das unbedingt anschauen. Einige dieser Wohnungen werden auch als Ferienwohnung vermietet.
In der Nähe von Ruille sur Loir liegt dann das empfehlenswerte Weingut von Élisabeth und Benoît Jardin Les Maisons Rouges. Die Winzer erleben es nicht alle Tage, dass sich ausländische Weinliebhaber hierher verirren und so genoss Benoît den Nachmittag, setzte sich mit mir unter einen großen Baum und probierte mit mir alle seine Weine. Unter der AOC Côteaux du Loir gibt es trockene Weiße und Rote, die Roten verwenden neben Cabernet, Gamay und Côt (Malbec) auch Pineau d´ Aunis, eine autchthone Rebsorte, die den Weinen Schrägheit und Unverwechselbarkeit vermittelt.
Die Weine aus der AOC Jasnières sind Weiße aus Chenin Blanc, die trocken oder weitaus öfter edelsüß sind und zu den großen Chenin Crus gehören, die Liebhaber dieser Rebsorte nicht verpassen sollten, so rar sie auch sind. Laut Curnonsky ist der Jasnières drei Mal pro Jahrhundert der beste Weißwein der Welt…
Die von mir probierten Weine sind zumindest ebenfalls exzellent bis groß und beeindrucken. Das Weingut arbeitet biologisch und ist auch zertifiziert. Ich hätte wesentlich mehr mitnehmen sollen, aber aufgrund der Vielzahl der richtig guten Weine musste ich mich doch auf wenige Flaschen pro Wein beschränken. Eines weiß ich – bin ich noch einmal in dieser Gegend, ist Les Maisons Rouges ein Pflichtbesuch für mich…
Das sind natürlich nicht die einzigen Reben, die bei der Etappe am Wegrand stehen, die Weinberge der Loire, speziell der Touraine werden ebenso durchradelt, wie das Weinbaugebiet des Valencais.
Und von Châteauroux aus ist man auch fix in der kleinen AOC Reuilly, die für preiswerte und trinkige Weine in allen Farben steht. Aber das will ich nicht weiter ausdehnen, ich muss ja auch noch meinen Priorat-Schreibstau angehen…

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