Was für eine wunderbare Etappe, hier fühle ich mich ja fast schon wie daheim…
Von Issoire bis Massiac geht es ziemlich parallel zur A75 und auch das Etappenziel St. Flour liegt nur einen Steinwurf davon entfernt – zwischendrin wird aber dann mal so ziemlich komplett das Cantal Gebirge abgegrast, sonst wär´s ja auch langweilig…
Wie oft bin ich schon die A75 entlang gefahren, seit sie existiert… und so lang existiert die noch gar nicht. Die ersten Jahre nach der Wende gab es diese Autobahn noch nicht, wo man sich in Deutschland mit 80 Flachlandkilometern ohne nennenswerte geograhische Schwierigkeiten abquälte, um zäh wie ein zu lang gebratenes Aubrac-Rinder Steak die A14 zwischen Halle und Magdeburg herzurichten (exklusive Baufehler, die zu schnellen erneuten ewig dauernden Baustellen führten), hat man in etlichen Jahren weniger eine Autobahn über das komplette Zentralmassiv mit gigantischen Brücken und Tunneln gebaut… Und das Geniale, sie ist kostenfrei, bis auf die Superlativbrücke bei Millau, deren Bau sich dann doch noch einige Zeit hinzog. Für mich aus diesem und aus dem Grund der wahnsinnig tollen Landschaften die bevorzugte Strecke ins Languedoc – Roussillon und auch weite Teile brauchbar auf dem Weg ins Priorat…
Oft bin ich auch einfach so von der Autobahn runter, um mir einen der vielen schönen Orte anzuschauen, ich bin ja meist nicht auf der Flucht, wenn ich hier entlang fahre. Issoire, den Startort muss ich mir auch noch mal gönnen, ich weiß, er soll sich lohnen. Nicht lohnenswert dagegen ist der Abstecher zu dem an der Autobahn liegenden Supermarkt inklusive seiner Tankstelle.
Yvonne hatte hier einmal mit Kreditkarte getankt und plötzlich waren 100 € abgebucht, obwohl nicht mal für die Hälfte des Betrages getankt worden war. Erst nach deutlicher Intervention meinerseits – dank Französischkenntnissen machbar – wurde der zu viel abgezogene Betrag wieder gutgeschrieben.
Massiac dagegen lohnt einen kleinen Halt, wenn man mal ein kurzes Päuschen braucht. Es gibt zwar keine Sehenswürdigkeiten von Weltrang, aber der Ort liegt malerisch und ist hübsch anzuschauen. Das richtige, wenn man einen fixen Kaffee trinken mag und sich mal kurz die Beine vertreten…
Die Radler müssen hier allerdings sehen, dass sie in Tritt kommen, denn nun geht es weg von der Autobahn und richtig rein in die Monts de Cantal.
Hier war ich auch bereits zwei Mal – allerdings zum Wandern jeweils über mehrere Tage.
Einmal im Winter in der Mitte der 90er mit damaliger Freundin, wir wollten sogar die Silvesternacht in einer einsamen Berghütte nahe dem Col du Pas de Peyrol verbringen. Leider wurde daraus nichts, denn als wir von Le Claux aus an jenem Silvestertag aufbrachen, schneite es derart, dass oben alle Pässe geschlossen wurden. Ein letztes Winterdienstfahrzeug entdeckte uns mitten im Schnee und brachte uns zunächst zu unserer Hütte. Wir wussten aber nicht, dass wir vorher unten in Le Claux einen Schlüssel für den Schlafraum hätten besorgen müssen. Der Fahrer versprach, ihn uns zu bringen und bis er wieder kam, versuchten wir verzweifelt, ein Feuer in Gang zu bringen. Vergeblich und ebenso kam der Fahrer zurück, er hätte einen Ausweis von uns als Pfand mitnehmen müssen. Außerdem richte man sich auf den Winterschlaf ein. Es wäre gefährlichst, jetzt über die Berge zu gehen. Bis gegen Ostern sei hier Pumpe, ebenso wie im Restaurant am Pass Richtung Le Claux zurück. Als wir fragten, ob wir dort zelten könnten, ernteten wir nichts als Kopfschütteln und großes Gelächter. Am Ende fanden wir uns wieder in Le Claux… Der Zimmervermieter vom Abend vorher hatte gewusst, dass wir wieder kommen würden…
Mehr vom Erfolg gekrönt war die Wandertour im Sommer mit Leuten aus meinem damaligen Verein. Wir hatten den Kleinbus bei einer Gite nahe Lioran geparkt und machten zwei wunderschöne Rundtouren, eine über den Plomb de Cantal, die andere zum Puy Mary und über weitere Berge des Naturparks der Monts du Cantal. Beide mit Zwischenübernachtungen im Zelt.
Völlig klar, dass ich diese Etappe daher sehr gern verfolge. Auch wenn ich mich damals eher auf den Wanderwegen zwischen den Straßen bewegte, aber ich hoffe auf Wiedererkennungseffekte. Damals lernte ich auch die Weine der Domaine Rougeyron aus der Auvergne kennen, die ich bis heute sehr mag. Individuelle Vulkanweine, eigentlich müsste ich zu Ehren der Tour einen davon aufziehen, aber ich habe so viele 2008er Prioratreste. Und die begeistern nun mal noch mehr und wollen genossen werden, so lang sie noch Genuss bieten… kommt ja niemand spontan zum Helfen…
Auch Saint Flour kenne ich recht gut, am 01.Januar 2000 habe ich mir die Stadt und die Kathedrale ausgiebig angesehen und dieses Jahr zu Ostern fuhr ich an den Orgelfelsen vorbei, riesige Basaltfelsen, auf denen die Altstadt liegt.
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