Sonntag, 14. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Givors – Mont Ventoux

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Givors – Mont Ventoux

Die ersten Kilometer der heutigen Etappe bin ich 1997 im November geradelt, unterwegs mit Start in Paris und Zwischenziel in Voiron. Die Kilometer zwischen Givors und Vienne werden aber die einzigen sein, die ich kenne, danach kommen nur noch Punkte, wo sich diverse Strecken kreuzen werden.

Auf der damaligen Radtour konnte ich nicht immer zelten, das Novemberwetter war zwar recht regenarm, aber manchmal musste ich das Zelt früh noch feucht zusammen packen und das war mir dann ein Graus, abends in ein noch nasses Zelt schlüpfen zu müssen. Also habe ich mir immer mal ein Zimmer gegönnt zwischendrin, auch, um das Zelt wieder trocken zu bekommen. So machte ich denn auf der 1997er Tour auch die Bekanntschaft mit dem Côte Rôtie Winzer Gilles Barge, der in Ampuis seine Weine macht, der aber auch Fremdenzimmer vermietet. Eine Flasche Côte Rôtie von ihm habe ich noch im Keller, die müßte mal so langsam getrunken werden. Wenn es nicht immer so viel aus dem Priorat gäbe, was sich vordrängelt...

Schade nur, das die Radler das Rhône-Tal verlassen, bevor es landschaftlich richtig reizvoll zu werden beginnt und auch, bevor die ganzen Weinbaugebiete kommen. Da hätte ich nämlich gut mitreden können, bin ich doch schon oft das Rhône Tal rauf und runter gefahren, ohne die Peage- Autobahn zu nutzen. Ich kenne eigentlich beide Flussufer somit recht gut und entsprechend lang hätte dieser Vortrag hier ausfallen müssen. So aber wird abgekürzt...



Vienne mit seinen vielen römischen Bauten hatten wir 1994 auf einer Radtour, von den Vorgebirgen der Alpen kommend, recht ausführlich besichtigt, der Stadtbummel lohnt wirklich, auch die Kathedrale ist sehr sehenswert. Einen Restauranttipp habe ich allerdings leider nicht. Einmal später hatte ich mir auf der Durchreise in der Nacht von Sonntag auf Montag im Vienne gegenüberliegenden kleinen Ort Sainte Colombe ein Zimmer nehmen müssen und dachte, es wäre schön, nach Vienne über die Rhônebrücke rüber zu laufen, einen abendlichen Spaziergang zu machen und dabei irgendwo gepflegt essen zu gehen. Keine schlechte Idee eigentlich, aber Sonntagabend sind halt viele Restaurants geschlossen. Und als ich endlich was fand, bot das eine nur sehr mittelmäßige Küche – keine Empfehlung also...

Wir verabschieden uns also von der von mir präferierten Strecke durch die Weinbaugebiete der nördlichen Rhône und gucken, wo ich die heutige Tourstrecke überall gekreuzt habe.
Zuerst wäre da Beaurepaire – hier auf der 1997er Radtour, als ich aus dem Rhône-Tal kam und gen Voiron wollte. Hier war es schon dunkel und ich wollte nur noch Kilometer schrubben, also gab es kein Anhalten hier.

Im Gegensatz zum nächsten Ort Hauterives – 1994 im Sommer waren wir hier vom Chartreuse – Massiv kommend hier mit den Rädern un bevor es nach Vienne ging, schlugen wir noch einen Bogen durch das Massif du Pilat auf der gegenüberliegenden Rhône-Seite. Wir waren jung und berg-geil.

In Hauterives muss man unbedingt das Palais Ideal besichtigen, eine Art „Riesenkleckerburg“ - das Lebenswerk eines Briefträgers namens Cheval. Immer wenn er mit der Arbeit fertig war, hat er an diesem phantasiereichen Gebilde gearbeitet, jahrelang. Und als er meinte fertig zu sein, schuf er sich auf dem Friedhof in gleichem Stil sein eigenes späteres Grab, welches wir uns damals ebenso angesehen haben wie das „Palais“ Ein märchenhafter Ort zum Verlieben. Ich hab das damals wörtlich genommen.



Romans-sur-Isere kenne ich nur vom Daran-Vorbei-Fahren. Ich war mit Klaus-Peter von Ulm aus unterwegs ins Priorat und wir fuhren auf seiner Standardstrecke. Dafür kenne ich dann Crest wieder recht ausführlich. Ich kam seinerzeit per Auto von Grignan, um dann weiter nach Die zu fahren. Crest ist dann einfach ein Pflichthalt, denn dieser Ort ist so malerisch in den Berg gebaut, dass es Spaß macht, durch die engen pittoreken Gassen zu streifen. Das Auto sollte man aber unten stehen lassen, wie im Midi oft üblich, haben die Straßen und Gassen auch mal unerwartet Treppenstufen. Manches nennt sich nur Straße, sieht aber so aus, als seien es Treppen durch Häuser und Höfe. Auch durch die alten Häuer an sich fühlt man sich um einige Jahrhunderte zurück versetzt.

Fährt man weiter nach Die, dann findet man ein kleines Weinbaugebiet mit interessanten Schaumweinen – die Clairette de Die. Hab ich leider nichts mehr im Keller von, aber wäre ich in der Gegend, würde sich das wieder ändern. Die heutige Tourstrecke aber schlängelt sich geschickt zwischen allen Strecken durch, die ich mal gefahren bin.

Nyons, hier kurierte sich der Priorat-Hammer bei einem karibischen Mahl

Nächster Kreuzungpunkt ist Nyons, wo man auch ein empfehlenswertes Olivenöl findet. Ich kam per Rad 1998 vom Col de la Bonette runter, hatte einen Sonnenstich erlitten und infolgedessen tagelangen Dünnpfiff – ich ernährte mich in dieser kraftraubenden Gegend ein paar Tage lang nur von trockenem Baguette, Bitterschokolade und Enzianschnaps. In Nyons wollte ich mir die hübsche Altstadt anschauen – es war Mittagszeit und es roch überall so verführerisch gut. Ich hatte Wahnsinnsappetit, ahnte aber, dass das Essen Perlen vor die Säue sei. Der Appetit siegte, ich entschied mich für ein Lokal mit der Küche der französischen Karibikinseln. Und hinterher war gut. Ich hätte mich im Kreisel am Ortsausgang entscheiden müssen, auf dem schnellsten Weg zurück nach Aniane oder Richtung Ardecheschlucht und wie geplant ins Zentralmassiv. Ich fuhr einmal den Vollkreis und in der zweiten Runde raus – in Richtung Ardeche. In Valréas nebenan durfte ich mir dafür dann ein Etappenende der Tour de France der Frauen anschauen.

Vaison la Romaine hatte ich im November 1991 besichtigt, als ich die Sprachschule in Avignon besuchte. Damals hatten wir eine Tagsexkursion mit vollem Programm – vormittag einen Winzerbesuch in Châteauneuf, dann einen Degustationskurs in Suze la Rousse und am Abend Freizeit in Vaison, um Winzer zu besuchen oder die römischen Stätten zu besuchen. Ich hatte mich damals noch für die römischen Ruinen entschieden, heute wäre wohl eher ein Winzerbesuch meine Präferenz.

Nebenan Vinsobres – wird heute knapp gestreift – hat ja inzwischen eine eigene AOC – ich war selbst noch nicht in dem Dorf, aber auf einer Weinmesse von ausschließlich Rhônewinzern hatte ich mir erste Flaschen Vinsobres AOC aus 2005 mitgenommen. Bislang ist mir anhand dieses Weines aber qualitativ noch schleierhaft, warum die Weine dieses Dorfes eine eigene AOC verdienen und andere Dörfer in der Ecke nicht.

Dentelles de Montmirail, der Ort unten ist Gigondas




Als letztes möchte ich noch auf die Dentelles de Montmirail hinweisen. Hier habe ich einmal im Februar ein paar nette Stunden kletternd verbracht, allerdings ohne Topo – ich wußte also nicht, was ich da tat, aber es war gut so. Wunderschöne Routen in griffigem Kalkstein, da kam einfach nur Freude auf, genau wie hinterher in Gigondas beim Weinkosten und -kaufen.

Und der Ventoux ist von da aus wenigstens schon sichtbar. Man braucht noch Ziele im Leben...


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