Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen
Saint-Pourcain-sur-Sioule - Lyon
Heute starten wir im Hauptort der gleichnamigen Wein Appellation Saint Pourcain. Hier gibt es einfache, aber charakterstarke und dabei sehr preiswerte Trinkweine, die auch hervorragend zur Küche der Auvergne mit ihren Würsten und Käsen passen. Die Roten bestehen aus Gamay und Pinot Noir und sind im Charakter den Weinen der Côtes d´ Auvergne nicht unähnlich, vielleicht tendieren sie ein wenig mehr zum Beaujolais – es fehlt der Vulkancharakter de Côte d´ Auvergne. In den Weißen finden wir neben Sauvignon Blanc und Chardonnay auch eine lokale Rebsorte, die Tressallier.
Bereits seit langen Jahren kenne ich die örtliche Kooperative, die auch einen Weinladen beherbergt. In dem werden auch andere interessante Weine aungeboten, hier habe ich neben den lokalen Erzeugnissen auch schon mal was Nettes von der Rhône gekauft. Zudem gibt es im Ort ein sehr sympathisches Geschäft, wo man Spezialitäten der Region gleich dazu kaufen kann. Ich habe dort schon ein paar mal lokale Senforten und hervorragendes Walnussöl gekauft, welches unweit in Charroux, einem der schönsten Dörfer Frankreichs produziert wird und welches ich bei einer Besichtigung vor Ort erstmals entdeckt hatte. Hier findet man natürlich auch Weine des Anbaugebietes von kleineren Erzeugern. Besonders Ausschau halten sollte an nach Weinen vonSerge und Odile Nebout und der Domaine Grosbot-Barbara, beide Erzeuger habe ich bereits kennenlernen dürfen. Sicher darf man von hier nicht die größten Weine der Welt erwarten, aber dafür ist man meist nur zwischen 3 und 5 € pro Flasche ärmer – wobei sich gerade Grosbot-Barbara auch schon mal in andere preisliche Höhen und entsprechend höher Qualitäten aufschwingt.
Aber auch den Rastplatz neben der Kooperative kenne ich bereits zur Genüge, mehrfach habe ich dort bereits gezeltet und nicht immer bei einfachsten Bedingungen. Einmal mussten wir zum Kochen in den Vorraum der Toilette flüchten, weil es plötzlich ernsthaft anfing zu schütten. Zum Glück stand das Zelt schon...
Ein anderes Mal – es war nach Weihnachten, ich auf dem Weg nach Aniane, wachte ich hier frühmorgens auf und fand mich im Schnee zeltend. Er war sooo lautlos gefallen und ich hatte im warmen Schlafsack tief und fest geschlafen.
Auch die ersten Kilometer der Etappe kenne ich, allerdings von einer Autotour, bei der ich mir diese Gegend hier mal näher angeschaut hatte, statt immer nur durch zu fahren. Auch durch Lapalisse bin ich häufiger durchgefahren, einmal allerdings machte ich auch Halt, um mir den kleinen Ort mit seinem beeindruckenden Schloss anzuschauen. Heute fährt man aber auf einem neuen Autobahnabschnitt an der kleinen Stadt vorbei. Dennoch ist auch die Gegend um Lapalisse eine Ecke, wo ich häufig nach Biwakplätzen schauen musste. Egal, ob ich von Deutschland kam oder dorthin zurück wollte. So kenne ich denn hier auch ruhigere und weniger ruhige Plätze. Meist aber nur von der für mich Standardstrecke Vichy – Paray-le-Monial her.
Die Tourstrecke im weiteren Verlauf kenne ich dann nicht mehr, wenn ich hier auf Entdeckungstour war, dann meist weiter höher drin in den Bergen. Erst später ab dem Beaujolais und Lyonnais kenne ich die Gegend wieder bzw. kreuze den Verlauf noch zwei Mal. Einmal bin ich von Lyon kommend ins Beaujolais gefahren, mit dem Auto schon – um dort noch bissel Wein zu kaufen, allerdings bevorzuge ich Erzeuger im Gebiet der Cru´s, welches aber nördlich der Tour-Strecke liegt. Dort war ich dann in den 90ern auch mehrfach schon per Rad unterwegs.
Die Tour-Radler müssen sich mit Weinen der einfacheren AOC Beaujolais und mit denen der Côte Lyonnais zufrieden geben – einen letzteren hatte ich wohl selbst noch nie im Glas. Und auch Lyon meide ich lieber – zuviel Verkehrschaos, mitunter auch schwierige Ausschilderungen. Bei unserer ersten Jugendaustauschfahrt nach Aniane im Februar 1991 waren wir daher hier vom Wege abgekommen und fanden uns mitten in der Stadt wieder – vor uns blockierten zwei Autofahrer die Straße und demolierten sich gegenseitig mit Fäusten und Vorschlaghammer die Autos – jemandem, der hupte, weil er durch wollte, drohten sie auch gleich gemeinsam das Auto zu zertrümmern. Wir wurden recht klein auf den Sitzen unseres damals geliehenen Kleinbusses...
Im November 1997 wollte ich dann per Rad vorbei an Lyon. Ich war damals in Paris aufs Rad gegangen, von Orleans bis hinter Nevers an der Loire aufwärts geradelt, kam zwei Tage zu spät – nach dem Beaujolais-Nouveau Tag nach Romaneche – Thorins und war nun auf dem Weg nach Voiron am Chartreuse Massiv. Durch Lyon aber wollte ich auch nicht per Rad. Bei Tassin-la-demi-Lune habe ich dann die heutige Etappe gekreuzt, auf dem Weg nach Givors und weiter ins Rhône-Tal. Die Ecke war damals aber auch schon richtig gehend zugebaut und ich hatte drei Kreuze geschlagen, als ich dem Moloch wieder entronnen war.
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