Montag, 8. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Saint Girons – Bagnères de Bigorre



Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Saint Girons – Bagnères de Bigorre

Die diesjährige Pyrenäenachterbahnfahrt kenne ich nur teilweise und über das meiste davon habe ich bereits in früheren Tour – Blogs berichtet.

Den Startort und die ersten Kilometer kenne ich leider nicht aus eigener Erfahrung. In diesem Pyrenäenabschnitt bin ich eher auf der spanischen Seite unterwegs, denn da ist es mit dem Port de Bonaigua deutlich spektakulärer – das ist immerhin der höchste spanische Pyrenäenpass. Den hatte ich in den 90ern sogar per Rad bezwungen. Später dann bin ich immer mal wieder mit dem Auto drüber – zuletzt letztes Jahr auf der Fahrt ins Priorat. Da mische ich mich dann auch ins Geschehen der Tourstrecke ein, den Col du Menté fuhr ich dort erstmals mit dem Auto, nahe Henne- Morte kommen wir auf die Tourstrecke, nachzulesen im letztjährigen Fira-Tagebuch:


Im 9. Post auf dieser Seite, später dann auch die Überquerung des Port de Bonaigua. Das Spannende bei der Fahrt über den Menté Pass war für uns die Frage: Reicht der Sprit oder reicht er nicht? Auf jeden Fall war das die nervenaufreibendere Frage als die vielen vor uns bergauf kriechenden Baufahrzeuge. Oft hielten sie in der nächsten Außenkurve freundlicherweise, um uns überholen zu lassen.
Über Saint Beat und die folgende Streckenführung habe ich bereits früher berichtet, neue Erlebnisse sind seitdem nicht hinzugekommen, daher auch keine neuen Tipps. In dieser Ecke gibt es ja leider nicht so viele Straßen zur Auswahl, daher ist es oft nur eine Frage der Richtung, in der gefahren wird.
Und ich habe nach langen Jahren mit Pyrenäenurlauben meinen Schwerpunkt in den letzten Jahren eher auf die näher gelegenen Alpen verlegt. Die immer höher gestiegenen Spritpreise sind daran nicht unschuldig.

Die in diesem Jahr gefahrene kleine Straße über den Col du Val Louron – Azet entdecke ich auch erst jetzt gerade beim Nachschauen der Strecke auf der Karte – dieses Eckchen wäre dann tatsächlich auch für mich mal noch eine neue Variante, die ich noch nie bislang im Auge hatte. Ja ja, es gäbe schon noch was zu tun – auch in den von mir vielgeliebten Pyrenäen. Erst bei Saint Làry Soulan kommen wir wieder auf mir bekannte Straßen, die dort weggehende Straße durch den Tunnel von Bielsa ins Spanische gehört aber nicht zu meinen Favoritenstrecken.

Wildromantische Bergwelt in den Pyrenäen, rechts der La Munia

Wenn man aber auf den La Munia will, dann muss man am Besten dort lang und dann eine kleine Straße rauf nach Chisagues und dann, soweit das Auto mitmacht, auf unbefestigter Strecke weiter – den Rest muss man dann laufen. Wir fanden einen Parkplatz nahe einer Schäferhütte mit Stall. Und machten uns von dort aus frohen Mutes auf den Weg. Leider mussten wir vorzeitig umkehren, denn von zwei Seiten kamen Gewitter auf uns zu. Es ist nicht wirklich ratsam, sich diesen Gewittern auszusetzen, selbst kleine Höhlen bieten in dieser Höhe keinen wirklichen Schutz, wie wir erfahren mussten. Einige Tage zuvor hatten wir von Gavarnie aus Touren im Gebiet der Breche de Roland gemacht – wir bestiegen den La Casque kletternderweise und den Taillon wandernderweise. Beides, ebenso wie der Munia, 3000er. Auf dem Weg zum Taillon kommt man an einer etliche Meter in den Fels hineingehenden Höhle vorbei, an der draußen eine Gedenktafel an einen in der Höhle vom Blitz getroffenen Deutschen erinnert. Dieses noch vor Augen machten wir beim Entdecken der auf uns zu kommenden Gewitter kehrt und stiegen so schnell es ging wieder ab. Wir erreichten auch das Auto und entdeckten, dass die Hütte offen war – wir machten es uns gemütlich und harrten aus, bis die Gewitterserie vorbei war. Aber auch am Folgetag sah das Wetter nicht gut aus und wir beschlossen den Rückzug. Den zurückgelassenen Sack auf dem Weg zum La Munia würde ich gern noch mal abhängen, schon allein deswegen, weil ich von den Geiern in der Gegend so begeistert war. Noch nie war ich diesen Tieren ohne Käfig so nah gekommen wie an diesem Tag. Das war schon sehr beeindruckend – die Geier zeigten sich von uns Menschen völlig unbeeindruckt – zumal wohl dort sehr selten jemand lang wandert. Wir haben an den zwei Tagen nicht eine Menschenseele getroffen und auch als ich schon mal Jahre zuvor eine Wanderung über die angrenzende Sierra de Espierba machte, waren wir dort die einzigen Menschen, beobachteten aber die mutmassliche gleiche Geierkolonie aus etwas weiterer Entfernung. Auch Murmeltieren kann man dort fast die Hand geben, so wenig Scheu zeigen sie in dieser von Menschen gemiedenen Gegend.


Auch die schmale Straße über die Hourquette d´ Ancizan wollte ich zwar immer schon mal fahren, aber es hatte sich bislang nie ergeben, irgendwie musste es immer über den Aspin gehen. Man sollte sich eben noch Ziele lassen.

Keine neuen Ziele mehr für mich sind in Sainte Marie de Campans – die Kletterwege, die ich dort machen konnte, habe ich gemacht. Aber ich erinnere mich gern an den wunderschönen Kalksteinfelsen dort, ebenso wie an das hübsche Dörfchen mit seiner Kirche und den kleinen Läden.

Nicht wirklich reizen kann mich auch der Zielort – wahrscheinlich liegt er mir schon zu tief. Lieber gehe ich immer wieder über den Tourmalet – das kann man im Leben nicht oft genug gemacht haben...


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