Sonntag, 7. Juli 2013

9. ETAPPE - Sonntag, 7. Juli 2013 - Saint-Girons > Bagnès-de-Bigorre - 168,5 km




Der Fromme also, war ja klar. Aber mit so eindeutigem Abstand, Contador mit 1:45 und Evans mit 4:13 distanziert, das warf gestern natürlich sofort die Frage aller Fragen auf, die Froome konnterte: "Einhundert Prozent sauber, meine Ergebnisse werden auch in zehn oder 20 Jahren noch Bestand haben."
Heute kann er seine Dominanz erneut unter Beweis stellen, der heutige Kurs ist eine einzige Achterbahnfahrt. Fünf Pässe sind zu überwinden, Tourklassiker wie Portet-d’Aspet und Peyresourde sind natürlich dabei. Leider wird DER HC-Übergang in den Pyrenäen in diesem Jahr ausgelassen: Der Col du Tourmalet. Er hätte es verdient, bei der 100. TdF vertreten zu sein.
Dabei ist er ganz in der Nähe. Man müßte nur kurz vor dem heutigen Zielort Bagnès-de-Bigorre abzweigen und dann in Richtung La Mongie immer bergauf fahren. Von da bin ich mal runtergekommen, nicht mit dem Rad, sondern mit dem Auto. Auf der Tour mit dem roten Kadett, dem tapferen kleinen Bochumer, der 1994 seine letzte große Schleife durch Nordspanien und Südfrankreich zog. 




Wir haben oben auf dem Tourmalet sogar übernachtet, in einem kleinen Seitental auf über 1800 Höhenmetern kurz vor der Passhöhe. Es dämmerte schon und die Kälte kam, schnell wurde der Gaskocher für ein paar Nudeln angeworfen. Der Wein dazu ? Ich weiß es nicht mehr, wahrscheinlich allereinfachster Roter, möglicherweise sogar an einer Tankstelle gekauft.  
Am nächsten Morgen dann ein unvergessliches Erlebnis. Über den scharfgezackten Pyrenäenkämmen zog die Sonne auf. In einem weißen Renault Kastenwagen erschien ein Schäfer mit Baskenmütze und stieß lauthals kehlige Schreie in Richtung der Felswände heraus. Glockengebimmel kündigte dann aus der Ferne die Ankunft seiner Herde an. Schafe rannten auf uns zu, tranken und leckten das auf Steinen ausgebreitete Salz.



Ganz in der Nähe des Zielortes, nur 15 Kilometer weiter westlich liegt Lourdes. In diesem  marienverrückten Ort am Fuße der Pyrenäen sind wir damals natürlich auch gewesen. Es ist der drittgrößte katholische Wallfahrtsort weltweit, sechs Millionen Menschen besuchen jährlich die Stadt. Infrastruktur und Dienstleistungsangebot sind vollständig an den stetigen Pilger- und Besucherzustrom angepaßt. Über der kleinen Höhle, in der im Jahr 1858 die kleine Bernadette Soubirous ihre Marienerscheinungen hatte, wurde eine riesige Kirche errichtet, drumherum der Site des Sanctuaires, der Heilige Bezirk. In der Innenstadt bieten mehrere Magasin Catholique unglaubliche Menge an Glaubensdevotionalien an.




Kern des ganzen Geschäftsmodells sind natürlich die sogenannten Wunderheilungen. Hier arbeiten Priester und Ärzte Hand in Hand. Auf dem Gelände gibt es seit 120 Jahren ein eigens eingerichtetes medizinsches Büro, dem sämtliche Heilungen gemeldet werden. Ein internationales medizinische Komitee (C.M.I.L.) prüft dann nach Aktenlage zusammen mit dem Klerus. Bisher sind von gemeldeten 7000 Heilungen nur 68 als offizielle Wunderheilungen im Sinne der katholischen Kirche anerkannt worden. Dabei kann es sich von der ersten Meldung bis zur Wunderweihe hinziehen. Das 68. Wunder fand schon 1965 statt, wurde aber erst im Jahre 2012 anerkannt. Hier ist das in aller Ausführlichkeit dokumentiert (klick).




Ich entschloss mich jedenfalls auf der Tour zum Kauf einer kleinen (Marien)flasche und füllte daraus etwas Wasser in den Kühler des kleinen Bochumers...

Ein Wein zur heutigen Tour müßte was von den Füßen der Pyrenäen sein. Die AOCs sind ganz im Westen im Baskenland Irouléguy, dann Béarn und Jurancon südlich von Pau.
Letztere ist bekannt für ihre Weißweine. Da fällt relativ viel Niederschlag und es ist auch gar nicht so heiß, wie man vermuten würde. Das ergibt im trockenen Bereich frische Weine, die auch deutsche Rieslingtrinker ansprechen müßten. Außerdem gibt es natürlich noch die Edelsüßen aus dem Jurancon, durchaus eigenständig, in Frankreich aber auch beliebt als günstiger Sauternes-Ersatz. 















2 Kommentare:

  1. Betrachtet man das weitere Schicksal von Opel in Bochum, war die Wunderkraft des Marienwassers nicht besonders nachhaltig.

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  2. ja Mensch, das ist ja auch schon fast 20 Jahre her...

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