Mittwoch, 21. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Pau - Tourmalet

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Erneut wird heute am Anfang durch die Weinbaugebiete der AOC Jurancon gefahren, über deren Weißweine gestern bereits zu lesen war. Die Rosé- und Rotweine aus diesem Gebiet führen die AOC Bezeichnung Bearn. Die gestern bereits erwähnte Cave des Producteurs de Jurancon aus  dem gestern durchradelten Gan bietet mitunter auch ganz passable Rosé Weine  an.
Ab Escot haben wir einige Teilstücke der Etappe letztes Jahr im Urlaub erlebt, allerdings im Auto. Ungeplanterweise zunächst die Überquerung des Col de Marie Blanque (über den im Übrigen auch die Route des Brebis de Ossau Iraty führt, eine Touristenstrecke, die für den Käse wirbt, den ich bereits auf der gestrigen Etappe lobte). Aufgrund der häufigen Gewitter konnten wir nicht wie geplant zum Infierno hoch und machten als Ersatzprogramm eine kleine Runde durch das Baskenland mit seinen teils wunderschönen Dörfern auf der spanischen Seite. Zurück auf französischer Seite folgten Wanderungen durch die Schluchten. In der Holzarte-Schlucht wurden wir dabei völlig vom Starkregen überrascht und weichten bis auf die Knochen durch. Ich habe dennoch nicht aufgegeben und bin bis zur spektakulären Brücke über die Schlucht gelaufen.
Danach folgte dann noch die wunderschöne Schlucht Gorges de Kakouetta, wo allerdings ein Eintrittsgeld erhoben wird. Unbedingt die Stirnlampe mitnehmen (und Ersatzbatterien!) – am Ende gibt es eine schöne Höhle und da wo das Schild „Fin de la Visite“ steht, gibt es einen engen Durchschlupf in die Höhle hinein. Ich bin noch etliche Meter in die Höhle hineingekrochen (einige enge Passagen), bis ich Angst hatte, meine Batterien segnen das Zeitliche – ich hatte dummerweise keinen Ersatz dabei.
Nach Besichtigungen von Arette und Sarrance kamen wir dann also auf den Pass, den die Profis heute radeln müssen. Bislang stand diese Straße sonst noch nicht in meinem Fokus – zu Unrecht, wie die dortig schöne Landschaft offenbarte. Auf dem dann folgenden Teilstück bin ich dann schon wieder mehr „zu Hause“.
In Asson (die genaue Zufahrt ist ca. 2 km zuvor auf der geradelten Strecke) gibt es einen wunderschönen Zoo. Er ist zwar nicht übermäßig groß, aber sehr liebevoll gestaltet und man kann es auch mit einigen Tieren hautnah zu tun bekommen, da es etliche begehbare Gehege gibt. Auf jeden Fall ein Muss bei einem Pyrenäenbesuch und eine schöne Alternative, wenn es oben in den Bergen zu ungewisses Wetter gibt. Auch der dazugehörige kleine Ort Asson ist recht nett anzuschauen.
Die folgende Straße von Asson zum Col de Soulor ist wohl die einzige nennenswerte Straße in der Gegend, die ich selber noch nie entlanggekommen bin. Ich habe es bislang immer geschafft, ohne Wartezeiten über den Col de Aubisque zu kommen. Daher war der Umweg noch nie nötig – der Abschnitt Aubisque – Soulor ist normalerweise reglementiert und kann jeweils nur in die eine oder andere Richtung befahren werden. Und auf der Strecke vom Aubisque nach Arrens Marsous bekommt man den Soulor kaum mit, weil es nur ganz minimal ansteigt… Für die Profis heute, die den Soulor von unten machen, ist es weit anstrengender.
Die dann folgende Strecke haben die Profis bereits auf der Etappe zuvor in entgegen gesetzter Richtung  befahren und ich habe bereits dort dazu geschrieben. Als Ergänzung von mir nur der kleine Hinweis, dass die Fahrt zwischen Barèges und dem Etappenziel Tourmalet in dieser Richtung für mich die vielleicht schönste Bergstraße der Pyrenäen ist. Aber das ist sicher auch subjektiv…
Als Wein zur Etappe habe ich einen Madiran geöffnet, schließlich blicken diese Reben hier auf die hohen Berge der Pyrenäen. Einer der Leitwölfe im Gebiet ist Alain Brumont mit jeder Menge empfehlenswerter Weine von Weiß bis Rot, von Ultratrocken bis Edelsüß. Ich habe einen Roten aufgemacht, passend zu einem rosa gebratenen Entenfilet in einer Zwiebel-Honig Sauce und stilecht auf Linsen.
  • Alain Brumont; Château Bouscassé; Madiran; 2003 rot Schwarz ist hier Methode. Für einen Madiran fast frühreif, der Hitzejahrgang sorgte für einen Wein, der mit seinen offenen Aromen nach schwarzer Frucht weniger spröde als sonst oft in seiner Jugend wirkt. Er lässt sich bereits recht gut antrinken, ist aber mit seinen 14° und den warmen, gekochten Aromen dunkler Früchte sehr jahrgangstypisch. Dennoch eine schöne Frische, die mit einer lebendigen Säure auftrumpft. Nach einiger Zeit bauen sich auch die typischen Tannat-Tanninwände auf, aber der Wein bleibt stets trinkbar.
    Alles in allem sehr gute 91+/100 Th.

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