Donnerstag, 15. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Sisteron – Bourg-les-Valence

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen.

Ziemlich am Anfang der Etappe kenne ich mal wieder ein Stück vom eigenen Radlerdasein. Ich kam 1998 nach der Überquerung des Col de la Bonnette über Barcelonette bei Laragne – Montéglin auf die Strecke der heutigen Etappe und bog dann bei Serres allerdings in Richtung Nyons ab. Während der Tage hatte ich mir einen Sonnenstich „aufgehuckt“ und so ziemlich üblen Durchfall, dass ich mich tagelang nur von trockenem Baguette, Bitterschokolade, Tee und Enzianschnaps ernähren konnte. 
In Nyons war es grad Mittagszeit und ich konnte dem herrlichen Düften nicht widerstehen – meine Wahl fiel auf ein Restaurant, welches die Inselküche von Martinique zelebrierte… Danach ging es mir endlich wieder besser und ich entschloss mich am Ortsausgang von Nyons nach dreimaligem Durchradeln des Kreisels, nicht nach Orange abzubiegen, was der kürzeste Weg zum Auto nahe Montpellier gewesen wäre. Ich setzte meine Tour wie geplant über Valreas in Richtung Rhônetal und Ardecheschlucht fort… In Valreas erlebte ich damals dann sogar eine echte Tour de France – Etappenankunft – allerdings vom Rennen der Frauen! 
Ab ca. Beaumont – en – Diois sollten die Fahrer dann heute auch wieder Reben sehen. Zunächst radeln sie durch die fast unbekannte AOC Châtillon – en – Diois, aus der leichte Rote aus Gamay und charakterstarke Weiße aus Aligoté und Chardonnay kommen. Interessanter wird es, wenn wir die sehr hübsche kleine Provinzstadt Die erreichen. Das Gebiet, in dem  im Wesentlichen Muscat und Clairette angebaut werden, zieht sich etwa bis Crest hin. 
Ich bin die Strecke zwischen Die und Crest in der entgegen gesetzten Richtung gefahren und hab es mir natürlich nicht nehmen lassen, ausgiebig bei Jean – Claude Raspail in Saillans, der Union des jeunes viticulteurs Vercheny in Vercheny und der Cave de Die Jaillance in Die zu verkosten. 
Der Clairette de Die ist ein recht lieblicher Schaumwein mit einem Anteil von mindestens 75% Muscat – Trauben und mit Flaschengärung. Der Methode Ancestrale ist recht süß und hat kaum mehr Alkohol wie ein Bier. Ähnliches wird auch in Limoux in den Pyrenäen gemacht – diese süßen „light“ Schaumweine sind vor allem bei der Jugend sehr beliebt, aber auch ich konnte ihnen durchaus etwas abgewinnen. Der trockene Cremant de Die (aus Trauben der Sorte Clairette) ist eine wunderbare Alternative eines französischen Schäumers, der nicht aus der Champagne kommt. Die Preise für die stillen Weine wie auch für die Schäumer liegen meist um 5 bis 8 €, nur im Ausnahmefall werden mal 10 € pro Flasche fällig. 
In Deutschland allerdings schwer bis eher nicht zu finden. Dafür eine umso interessantere Entdeckung vor Ort. Auch die alten Ortsbilder von DieSaillans und Crest (ein wahrhaft romantischer Ort!) lohnen einen Besuch. Mein Tipp – erst verkosten, dann Stadtbummel und erst dann weiterradeln… 
Wenn die Profis dann kurz vor dem Ziel in Châteauneuf – sur Isère den gleichnamigen Fluss „küssen“ liegen am anderen Ufer schon die Weinberge der nördlichen Rhône – der Hermitage Berg lässt grüßen… Aber auch am Zielort empfiehlt sich dringend, mal fix auf die andere Rhône Seite zu wechseln, die berühmten Rotweine der AOC Cornas, die ich persönlich sehr in mein Herz geschlossen habe warten ebenso auf eine Verkostung wie die weißen Still- und Schaumweine der AOC Saint Peray. 
Ich würde ja am liebsten einen Cornas von Auguste Clape empfehlen, aber die sind halt sehr rar und kaum aufzutreiben – ein 1997er und ein 2003er verstecken sich bei mir noch irgendwo, der 1991er, den ich vor einigen Jahren öffnete, war einer meiner bislang besten Weine der Rhône im Glase… 
Anläßlich der Touretappe öffne ich ebenfalls einen Wein von der Rhône, meine Wahl fällt auf einen Wein einer noch sehr jungen AOC:


Château de Rouanne; Vinsobres; 2005 rot Sehr dunkles Rot, süßlich würzige Aromen, roter und grüner Pfeffer, Kräuter, warme Garrigue und etwas Brombeere und Schlehe, am Gaumen ebenfalls die würzig-süßliche Note bestätigend, mittlere Konzentration, aber auch recht fleischige Frucht, samtener Nachhall. Überraschend exzellenter Wein (93/100 Th.) zum vernünftigen Preis aus einem der großen Jahre an der Rhône. Bereits jetzt wunderbar zu trinken, würzig, aber sanft und sehr harmonisch.
Lange Zeit wurden die Weine der Lambert-Ferrantino´s bereits als Côtes du Rhône Villages Vinsobres auch im Guide Hachette regelmäßig gelobt, seit 2006 ist Vinsobres per Dekret zur 15. lokalen AOC des Weinanbaugebietes Rhône erklärt. Die Weine müssen aus mindestens 50% Grenache und mindestens 25% Syrah und oder Mourvedre bestehen. Übergangsausnahmen können bis 2015 noch gemacht werden. Eine junge, aufstrebende Dorfappellation mit noch akzeptablen Preisen (meist zwischen 5 und 8 € / Flasche). Zumindest mein Wein kommt da qualitativ schon an bessere Vacqueyras oder Gigondas heran und ist ab Winzer deutlich günstiger erworben. Eine besondere Empfehlung darf ich aussprechen nach dieser Flasche.

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