Samstag, 10. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Tournus – Station des Rousses

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen.

Die Reben mögen uns bislang noch nicht richtig. Wir starten zwar in Tournus im südlichsten Zipfel Burgunds, welches weinbautechnisch ins Maconnais gehört, aber ähnlich wie in Epernay flüchten wir vor den Weinbergen. Die Hänge mit den Chardonnay, Pinot Noir und auch Gamay-Trauben haben wir sofort im Rücken – schade, gäbe es dort doch so manches, auch preisgünstige Tröpfchen zu entdecken. Lediglich der eine oder andere Pouilly – Fuissé wäre etwas teurer, alle anderen AOC´s hier sind wahre Geldbeutelschoner und dennoch gäbe es manchen Wein, der Trinkfreude vermitteln kann. 
Vor dem Start sollten sich die Fahrer eigentlich unbedingt die Abtei Saint Philibert mit ihrer düster strengen romanischen Kirche anschauen, die eine der sehenswertesten Abteien Burgunds ist. Und sehenswerte Abteien gibt es in Burgund wie es große Weine gibt, nämlich jede Menge… 
Aber welcher Radrennfahrer hat schon die Augen dafür? Ich als Radtourist hatte es auf zahlreichen Touren durch diese Gegend hier da deutlich einfacher. 
Ich müsste auch nicht so aufpassen wie die Raser, dass ich in der Bresse, die die Profis heute als erstes durchradeln, kein Huhn überfahre. Dafür würde ich in Romenay bereits eine erste Rast einlegen. Das hübsche ehemals befestigte Dorf hatte uns damals durchaus gefallen, als wir bei einer der Touren durch die Bresse dort lang kamen. 
In Saint Amour sollten dann wenigstens die Verliebten stoppen, auch wenn der Ort eigentlich nur durchschnittlich schön ist. Aber von hier aus sollten ganz schnelle Fahrer einige Kilometer nördlich fahren, bis die ersten wirklichen Weinberge des südlichen Revermont auftauchen. Sonst wird es wieder nichts mit dem eigenwilligen Jurawein, den man in Deutschland kaum zu kaufen bekommt. Bereits in Rotalier würde ich eine Anlaufadresse empfehlen können, Vater Claude und neuerdings auch Sohn Cedric Joly machen dort ganz passablen Pinot Noir (der bereits desöfteren gute Kritiken im Guide Hachette bekam), aber auch schon ein Vin Jaune musste mal von dort ins Gepäck.
Über den Vin Jaune würde sich letztlich das überfahrene Bresse-Huhn am meisten freuen... 
Auch um Saint Amour gibt es noch kleine Weinbergsausläufer, aber ein wirklich guter Erzeuger ist mir von dort bislang nicht bekannt. 
Aber wir haben keine Zeit für diese kulinarischen Schwärmereinen, denn von nun an geht es in die Berge des schönen Jura-Gebirges – von nun an dreht sich alles weder um Wein noch Hühner, nur die phantastische Landschaft dominiert das Geschehen. Lediglich ganz zum Schluss könnte man noch mal jemand los schicken, einen guten Bleu de Gex zu holen – wenn die Käsegeschäfte dann noch offen sind.
Mein Wein der Etappe erinnert an das Maconnais, den Start der Etappe:
  • Domaine du Chalet Pouilly; Pouilly – Fuissé; 2002 weiß Die Leger-Plumets sind Kleinerzeuger in Solutre, ihre Weine findet man bisweilen auf den Salons der Vignerons Independants. Der  Wein wirkt ebenfalls reif, aber verhaltener als der Gautheron von gestern. Etwas buttrig, dazu wieder Äpfel (getrocknete Apfelspalten), am Gaumen ebenfalls ein zarter Ton nach gemahlener Haselnuss, in zerlassener Butter geschwenkt. Finessebetont, ein wenig Druck kommt dann im Abgang. Frisch und kaum gealtert wirkend am Gaumen, alles sehr harmonisch miteinander verwoben. Er reicht insgesamt in Qualität und Preis-Genuss-Verhältnis nicht ganz heran, ist aber mit ca. 12,50 € dennoch fair und mit 91/100 Th. ein sehr guter Wein.
Ich hätte ebenso noch einen Jura-Wein öffnen können, aber den spare ich mir für die folgende Etappe auf, die ja auch noch im Jura startet.


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