Freitag, 9. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Montargis – Gueugnon

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen.

Auch heute wieder führt die Tour zwischen zwei Weinbaugebieten hindurch, Reben werden wir an der Strecke aber kaum sehen. Näher dran sind wir zunächst an einem Teilstück der Loire, wo zunächst die recht preiswerten, aber nicht immer schlechten Weine der Côteaux du Giennois wachsen. Die Domaine de Villargeau macht zum Beispiel oft interessante Rotweine zu günstigen Preisen. Erstmalig entdeckt habe ich diese Weine während einer Radtour an der Loire entlang durch dieses recht unbekannte Weinbaugebiet. Später sind die bekannteren AOC´s Sancerre und Pouilly Fûme / Pouilly s. Loire auch nicht weiter entfernt. Wer findet, genießt zu einem dieser Sauvignon Blanc Weine aus Sancerre oder Pouilly-Fûme einen Ziegenkäse der AOC Crottin de Chavignol
Etwas weiter entfernt zur anderen Seite sind die Gebiete der Côtes d´ Auxerre, die schon zu den Appellationen Burgunds zählen. Höherwertig wären hier die Weine der AOC St. Bris (der einzigen AOC Burgunds, deren Weine aus Sauvignon Blanc statt Chardonnay oder Aligoté bestehen.) und der AOC Irancy (wo dem Pinot Noir eine heimische autochthone Rebe namens César beigemischt sein darf) Die Weine findet man nur schwer in Deutschland, denn sie zählen zu den vom PGV besten in Burgund und würden manchem deutschen Händler das Argument nehmen, dass gute Burgunder teuer sein müssen. Die Fahrt in das Hinterland des wesentlich bekannteren, für uns aber heute weiter entfernteren Chablis lohnt also für önologische Schatzsucher. Die Gegend um Auxerre  hatte ich bereits im ersten Jahr nach dem Mauerfall per Rad entdeckt und seither muss ich immer wieder mal dorthin. 
Die diesmal tatsächlich gefahrene Strecke bin ich so noch nie gefahren, aber an verschiedenen sehenswerten Punkten habe ich sie bereits gequert und daher gebe ich meine Streckenempfehlungstipps hier gern weiter. 
Château Coligny ist ein kleines lauschiges Städtchen mit altem Ortskern und hübscher Kirche. Leider kann man den Park des Schlosses in Privatbesitz nur im Sommer an den Wochenenden gegen Eintrittsgeld besichtigen. Eine kurze Rast zum Beine vertreten lohnt dennoch genau wie im später durchfahrenen St. Fargeau, in dem ja auch letztes Jahr eine Etappe beendet wurde. Hier lohnen das alte Schloss und eine alte Markthalle einen Besuch neben der Stadtkirche. 
Auch Varzy scheint einen Stopp zu lohnen, auch wenn ich bislang stets durchgefahren bin. Dafür kann ich die nach dem Verpflegungspunkt zu durchfahrenden Ort Saint Réverien  mit seiner alten Kirche empfehlen. Auch wenn in dem Dorf de facto nichts los ist, die romanische Kirche mit seinen Steinfiguren ist von außen wie innen sehr sehenswert. Auch die Jakobspilger besuchen diese Kirche häufig. 
Auch wenn das eigentliche Morvangebirge in weiter und sicherer Entfernung bleibt, die Strecke ist landschaftlich durch Hügel und häufige Laubwaldabschnitte stets recht ansehnlich.
Bilderbuchfrankreich mit all seiner Romantik.

  • Alain Gautheron; Vieilles Vignes; Chablis 1er Cru Les Fourneaux; 2000 weiß


    Den Winzer aus Fleys besuche ich regelmäßig, entweder direkt vor Ort oder auf den Salons des Vignerons Independants in Strasbourg oder Lille. Die Weine bestechen durch ein gutes PGV und eine gute Alterungsfähigkeit. Die 1er Crus werden zwischen 10 und deutlich unter 15 € verkauft. Der Winzer erhält regelmäßige Lorbeeren auch im alljährlich erscheinenden Guide Hachette. Also für das Chablis ein valeur sûre…Der Wein hat jetzt eine satte gelbe Farbe und hinterlässt an der Nase wie am Gaumen nach 10 Jahren einen reifen und sehr komplexen Eindruck. Naturtrübes Apfelsaftkonzentrat, Bienenwachs, grüne Nüsse und Haselnusslikör finden sich ebenso wieder wie im Abgang eine leichte Turron-Note. Der Wein zeigt sich typisch von der mineralischen Seite, hat also nicht die Buttrigkeit der großen Chardonnays der Côte de Beaune sondern die knackige Frische des Chablis. Dabei kleidet er den Gaumen dennoch komplett aus. Angenehm langer Nachhall. Wer auf gereifte Weißweine steht wie ich, der wird meine Note verstehen. 93/100 Th. Exzellenter Wein.




    In Frankreich immer ein Treffer - romanische Kirchen kucken: L’église de Saint-Révérien

4 Kommentare:

  1. pino-no-ahr09 Juli, 2010

    Meine Güte, was macht ihr denn hier. Ist ja eine richtiger Aufwand, eine Fleißaufgabe. Respekt !

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  2. ein Pinot - no Ahr kommt bei mir auch noch - habe was interessantes für die 1. Pyrenäenetappe beiseite gelegt...

    Danke für die Rückenstärkung...

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  3. vor dem Alain Gautheron - Vieilles Vignes hab ich nun schon mehrfach gelesen. Gibt es da eine Bezugsquelle in Deutschland?

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  4. Kann ich leider nichts weiter zu sagen, ich war mehrfach vor Ort in Fleys oder besuche ihn an seinem Stand zu den Weinmessen in Strasbourg (Februar) oder Lille (November). Meine ältesten Weine waren die 1997er und ich bin dem Winzer noch immer treu - vom Preis-Genuss-Verhältnis einer der besten im Chablis-Gebiet und mit Weinen, die recht gut reifen, wie man sieht.

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