Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen
Die heutige Etappe ist nochmals eine, deren Etappenverlauf mir bestens in weiten Strecken bekannt ist. Grob gesagt ist es eine Strecke, die ich häufig fahre, um in die Pyrenäen bzw. ins Priorat zu kommen oder entsprechend zurück.
Der Schlüssel, auf diese Strecke zu kommen, ist die ab Vierzon bis etwa Cressensac mautfreie A20, die, wie auch die Zentralmassivautobahn, in den 90ern gebaut wurde. Ich kenne die Gegend abschnittsweise noch aus der Zeit vor dieser Autobahn – dann ging alles recht schnell – in einer Zeit, die man benötigt, um in Deutschland 30 km Autobahn über plattes Land zu bauen, entstanden hier fast 300 km Autobahn und zwei Drittel führen durch Mittelgebirgsgegenden – wir überqueren die Ausläufer des Zentralmassivs. Will man sich die Maut dann weiterhin sparen, muss man vor Cressensac runter und auf die parallele D820 – sprich die frühere N20. Und schon ist man mittendrin in der heutigen Etappe.
Da auch diese Strecke sehr gut ausgebaut ist, geht es hier ebenfalls annehmbar schnell vorwärts – zudem ist die Gegend reich an Sehenswürdigkeiten natürlicher und kultureller Art. Und damit nicht nur als Transitstrecke geeignet, sondern auch als Zielgebiet. Entsprechend bin ich hier auch schon des öfteren auf kleinen Straßen unterwegs gewesen, um mir etwas anzuschauen.
Den Startort Blagnac, nachdem auch der Flughafen von Toulouse benannt ist, kenne ich nur von den Schildern an der Stadtringautobahn von Toulouse. Um diesen Ring nicht verkehrt herum zu fahren (was einem leicht passieren kann), orientiere ich mich von Montauban (oder auch von Albi) kommend gern am Schild Blagnac mit dem Flughafenzeichen. Der Ort selbst ist einer der Schlafstädte, die nahtlos an Toulouse angrenzen, ob es auch entsprechend ein Problemort ist, kann ich nicht sagen, denn ich hatte nie Grund, dort rein zu fahren. Aber generell meide ich derartige Vorstädte der großen Zentren aus genau solchem Grund – zumal, wenn da nicht mal irgendwelche Sehenswürdigkeiten locken wie auch hier wohl nicht viel sein sollte.
Es geht dann auf kleinerer Straße schnell raus aus dem Großraum Toulouse und schon in Grenade sind wir im ländlich provinziellen Raum.
Der Ort ist als typische Bastide angelegt und in seiner Ursprünglichkeit sehenswert, die Kirche und die Markthalle lohnen einen Blick wie auch der Bummel durch die Gassen und über die Plätze mit den alten Häusern. Hier kommen wir auf die Strecke in die Pyrenäen, die ich vor einigen Tagen schon mal erwähnte.
Bis dann kurz vor Cahors die D820 erreicht wird, werden erst mal kleine Straßen im Hinterland genutzt, allerdings welche, auf denen ich bislang nicht unterwegs war, wenn es schnell gehen soll. Fahre ich von Grenade auf Montauban zu, dann auf der kostenfreien Autobahn um dieses drumherum und dann über Realville und an Caussade vorbei in Richtung Cahors.
In Cahors selber habe ich selbstredend schon Halt gemacht, am ausführlichsten im Jahr 2002 auf dem Weg in die Pyrenäen im Sommerurlaub. Damals haben wir einen ausführlichen Bummel durch die Altstadt gemacht, das Palais Duèze und die wehrhafte Brücke Pont Valentre über den Lot besucht und die reich geschmückte Kathedrale St. Etienne besichtigt. Und am Ende durfte auch der Wein nicht zu kurz kommen.
La ville de Cahors |
Die meisten Winzer des Weinbaugebietes Cahors liegen in der Region weit verstreut und gut versteckt. Aber in der Stadt findet man nahe des Lot–Ufers einige Winzer, die einen Laden haben und bei denen man auch verkosten kann – so war ich zum Beispiel bei Château Lagrezette, dessen Weine allerdings preislich gegenüber anderen Cahors–Winzern arg abgehoben scheinen. Die Qualität der Weine ist zwar auch entsprechend gut, aber bei anderen findet man dieselbe Qualität deutlich günstiger.
Ich hatte auch noch einen sehr schönen kleinen Laden mit einer sehr guten Auswahl an Cahors-Weinen gefunden, lauter kleine Erzeuger, deren Weine allesamt regelmäßig im Guide Hachette ausgezeichnet werden. Da ich mit dem Auto da war, musste ein buntes Kistchen mit Einzelflaschen mit, die zum Teil noch immer bei mir im Keller liegen.
Letztlich brauchen Cahors Weine Reifezeit. So plädiere ich dafür, derzeit 1995, 1996 oder 1998 zu trinken, bei Weinen mit einer 2 vorne dran vergibt man sich noch zu viel. Wildhase, Wildschwein, Fasan, auch Ente sind dann gute Partner für diese Weine. An der gesamten D820 gibt es auch die sogenannte Atrium Kette – einige Winzer haben sich hier zusammengeschlossen und an der D820 mehrere Läden aufgemacht, wo sie ihre Weine verkaufen – inclusive Probiermöglichkeit. Man findet einen Laden in Souillac, aber auch in Cahors oder zwischendrin einfach so an der Straße. Ein Stopp lohnt sich, besonders auch wegen der Weine des Château les Rigalets, die u.a. hier verkauft werden. Die Cuvée La Quintessence lohnt in guten Jahren immer, dies ist einer meiner Lieblingsweine im Cahors.
Es wird auf der D820 geblieben, ein Abschnitt, der dünn besiedelt ist und gut ausgebaut. Die Straße führt an einigen alten Schlösschen vorbei, an einem Denkmal bei einer alten Windmühle, das an die französische Résistance erinnert, an mehreren Farmen, bei denen man gute Foie Gras und andere Geflügelprodukte kaufen kann. Ansonsten dominiert die Landschaft – weite Blicke, Wälder, kleine Täler, es ist malerisch, auch wenn sich die A20 hier durchschlängelt und viel verändert hat. An der Abfahrt ins Tal der Dordogne gibt es einen schönen Picknick – und Biwakplatz, den ich schon des öfteren genutzt habe – in beide Richtungen. Wunderschön sind die Blicke auf das Tal der Dordogne, grad wenn morgendliche Nebel aufsteigen, wie auch dieses Jahr Anfang Mai, als wir hier auf dem Weg ins Priorat nächtigten. Wer lieber in Gesellschaft zeltet, der findet vor der Brücke nach Souillac einen hübschen Zeltplatz, an dem ich auch schon Halt gemacht habe.
Blick in das Tal der Dordogne |
Biwakplatz an der D 820 mit Traumblick |
Auch in Souillac sollte man nicht immer nur durchfahren. Das hübsche und schön gelegene Städtchen will entdeckt werden, nicht zuletzt wegen der alten Abteikirche Ste. Marie mit bedeutenden Skulpuren aus der Romanik. Das Atrium für den Weinliebhaber erwähnte ich bereits.
Bis Cressensac geht es weiter auf der D820 über eine dünn besiedelte Hochebene, dann nehme ich lieber die Zufahrt der dann freien A20, um schneller nach Norden zu kommen. Ich habe allerdings auch einmal eine kleine Nebenstraße nach Brive la Gaillarde genommen, allerdings eine andere als die, die heute gefahren wird. Angesehen hab ich mir leider nichts, ich hatte damals lediglich einen Supermarkt mit billiger Möglichkeit zum tanken gesucht. Es gibt halt auch an Strecken wie dieser immer noch Reserven.
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