Dienstag, 10. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Macon – Bellegarde sur Valserine

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

In den 90ern, als ich mit dem Erlebnissportverband Apricus e.V. des öfteren per Rad in Frankreich unterwegs war, kamen wir auch mehrfach in die Gegend um Macon – eigentlich nie direkt durch die Stadt – wir haben die Routen gern durch die Weinbaugebiete des südlicheren Beaujolais gelegt und zwei Mal machten wir auch Halt im Maconnais, das erste Mal hielten wir in Saint Veran, wo in der Regel ein frischerer Chardonnay – Stil ohne Holzbetonung angeboten wird.

Ein späteres Jahr waren wir in der Gegend um Milly Lamartine, Chasselas und Berze la Ville unterwegs, bevor es dann über die Saône in Richtung Bresse weiter ging. Auch dies sind empfehlenswerte Weindörfer – wobei wir damals nur bei einem Winzer hielten, um etwas für den Abend zu besorgen. Aber ein Wein aus der Gegend um die Solutre – Felsen hat sich auch immer mal so in meinen Keller verlaufen, wozu gibt es Weinhändler und Winzersalons? 
Dennoch habe ich nach wie vor das Gefühl, hier Lücken zu haben, auch wenn ich zu späterer Zeit noch Pouilly – Fuissé und Viré  aufsuchte – und auch hier den einen oder anderen Wein zeitweilig in die Fahrradpacktaschen packte. 
Später bin ich leider durch die Gegend immer zu schnell durch oder im großen Bogen dran vorbei gefahren. Man kann nicht überall sein...

Auch das Gebiet der Dombes haben wir bei diesen Radtouren durchquert, leider aber stets auf anderen Strecken als sie heute gefahren werden. Aber die Gegend ist wiederzuerkennen... Flach wie ein Brett und mit hunderten kleiner Seen und Teiche versehen – ein Paradies für Wasservögel, leider aber auch für Stechmücken. Sehr häufig dagegen bin ich bereits durch einen der Hauptorte im Gebiet der Dombes gekommen – durch Villars les Dombes
Der Ort liegt an einer der Hauptstrecken, um nach Süden zu kommen – an der Nationalstraße von Besancon nach Lyon. Und das hübsche, entspannte Städtchen bot sich schon öfter für einen kleinen Kaffee- oder Einkaufsstopp an, die Kirche allerdings habe ich bislang nur von außen angeschaut. Es ist halt nicht der touristische Halt, aber oft ein nützlicher...

Ländliches Frankreich - aber auch lecker...?
In der Gegend um den Fluß Ain herum kommen wir wieder mal durch ein kleines, aber recht unbekanntes Weinbaugebiet – Le Bugey. Nicht mehr Jura, noch nicht Savoie – es reklamiert Eigenständigkeit für sich. Die Weine, die ich zwei, drei Mal in Villars les Dombes eingekauft hatte, waren gut für den schnellen Durst, aber nichts, was man sich unbedingt in den Keller legt. Solide, sauber gemacht und recht preiswert, aber nichts, wonach man wirklich sucht. Entsprechend habe ich auch hier noch nie einen Winzer besucht, die drei oder vier Mal, wo ich hier durch kam – da hab ich auch  die heutige Strecke nur in offener Landschaft gekreuzt... Das Originellste ist noch ein unkomplizierter Perl- bzw. gar Schaumwein, der gern von der Jugend auf Partys getrunken wird. Aber auch da bin ich mit einem guten Cremant du Jura halt schon zu sehr verwöhnt...

Diesen untersten Teil des Jura, der heute durchfahren wird, habe ich bislang auch vernachlässigt, zwar ist es hier überall schön, auch beim schnellen Durchfahren, aber es fehlt irgendwie an Höhepunkten bzw. Zielen für einen Umweg. Und was wundert es da – auch den heutigen Berg des Tages habe ich zwar bereits von weitem gesehen, aber ich bin achtlos daran vorbei gefahren und so war ich denn ganz erstaunt, als ich jetzt die Strecke auf der Karte nachvollzog...  Sowohl 1994 mit den Rädern, als auch auf der Fahrt zu den Klettersteigen im letzten Jahr sind wir unweit von diesem Bergmassiv entlang gekommen, ohne es weiter zu beachten. Wir waren da mehr mit dem Rhône – Tal, dem kleinen Städtchen Seyssel und dem Lac de Bourget beschäftigt. Und 1994 hielten wir sogar bei einem Winzer, den habe ich vergeblich versucht, im letzten Sommer wieder zu finden...

Lac de Bourget
Die Weine hier um Seyssel  und in Richtung des Lac du Bourget gehören nun schon zu den verstreuten Anbaugebieten Savoyens, Weine, die man vornehmlich nur vor Ort in der Gegend findet. Blindkäufe sind hier auch  kaum ratsam, oft macht sich ob des gezahlten Preises eine Erwartungshaltung breit, die nicht erfüllt werden kann. Aber wenn man die Chance hat, etwas zu probieren, fällt die Entscheidung vielleicht hier und da auch für einen Kauf aus, wie damals auf der Radtour 1994, die wir am Genfer See starteten und wo wir zunächst über das Hochjura hierher gefahren sind und dann weiter in die Massive der Chartreuse und das Vercors. Die damals gekaufte Flasche Rotwein aus der Mondeuse Traubensorte wurde sogar die ganze Tour über mitgeschleppt und lag noch eine Zeit in meinem Keller, ist aber inzwischen lange schon Geschichte...

Zwischen Injoux und Billiat kommen wir dann auch auf die letzten Kilometer der heutigen Etappe – vom Etappenziel bis hier sind wir auf der eben schon erwähnten Radtour 1994 genau entgegengesetzt gefahren. Wir sind dann abgebogen, um über die Staumauer von Génissiat zu fahren. Diese wurde 1937 bis 1947 erbaut und zählt zu recht zu den bautechnischen Meisterleistungen dieser Zeit.

Dieses Jahr könnte ich durchaus nach Bellegarde sur Valserine zurückkehren, weil ich in der Nähe einen kleinen, aber nicht uninteressanten Klettersteig gefunden habe. Schaun wir mal, was wird.





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