Donnerstag, 5. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Rouen – Saint Quentin

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen.

Manchmal gibt es dann doch so weiße Flecken auf der Landkarte – die heutige Etappe ist für mich so einer – zumindest weitgehend. Lediglich im Dezember 2004 auf der Fahrt an die Küste bei Etretat habe ich von Paris kommend in dem Ort kurz Halt gemacht, in dem heute der Sprint ausgefahren wird.

Breteuil ist mir dennoch nicht allzu sehr in Erinnerung geblieben, interessanter an dem Zwischentag zwischen Paris und der Küste waren die Kirchen in den etwas nördlich gelegenen Orten Folleville und Ailly s. Noye. Grade Folleville mit seinen Burgruinen und unterirdischen Anlagen ist recht nett anzuschauen, aber nur, wenn man grad mal in der Gegend ist, extra auf den Weg machen, das lohnt dann auch nicht.

Zwar ist allenthalben das grüne Hügelland recht hübsch, aber es mangelt außerhalb der großen Orte wie Beauvais, Amiens oder den Start- und Zielorten heute an wirklichen Höhepunkten. So sollte dann die Strecke auch weniger touristisch interessant sein als andere Etappen dieser Tour. Genau so unspektakulär wird aber wohl auch die Etappe heute verlaufen. Auch weintechnisch ist es erneut Fehlanzeige, man bringe sich was mit oder trinke noch mal Cidre. Wenigstens die Käsefreunde kommen ein wenig auf ihre Kosten, wenn man die Region etwa weiter fasst. Neben diversen Spielarten von Brie und Camembert ist auch der Neufchâtel erwähnenswert, der mir persönlich fast besser gefällt als die Vorgenannten Käsefamilien. Und auch die mit Maroilles und Vieux Lille verwandten Käse sind nicht weit weg – am nächsten ist hier der Baguette Laonnaise. Gewöhnungsbedürftiger im Geschmack ist der Boulette de Cambrai, der aber nicht ganz so drastisch wie der Boulette d´Avesnes ist. Estragon und andere Gewürze sorgen hier für strenge Würze... Dazu gefällt mir ein Trappistenbier dann wieder fast besser als ein Wein.

Alkotesterpflicht in Frankreich:
Der Priorat - Hammer erhebt Einspruch

PS und off-topic (zur Pflicht, seit dem 1.Juli  in Frankreich Einwegalkotester im Auto mitzuführen)

Da der Text heute recht kurz gehalten ist, möchte ich noch einmal auf den Kommentar von gestern eingehen. Ich bin weit entfernt, mir von einem Anonymous Kleinkariertheit vorwerfen zu lassen und es geht hier auch nicht um 2 €, sondern um Prinzipien.

Zum Einen helfen diese Geräte nicht, alkoholbedingte Unfälle zu verhindern – das kann nur „kein Alkohol“ tun, zum anderen spülen die Dinger Unmengen von Geld in die Kassen einer Lobby, sprich der Firma, die die Dinger herstellt  und laden die Polizei regelrecht zur Willkür ein.

Zwar mag eines im günstigsten Fall nur 2 Euro kosten, aber man braucht mindestens zwei an Bord, denn was passiert, wenn man nach der Aufforderung zur Benutzung durch die Polizei kein zweites unbenutztes dabei hat und wenige Kilometer später erneut kontrolliert wird? Richtig, man kann mit Sanktionen belegt werden... Dazu kommt die relativ kurze Halbwertzeit der Dinger, die deutlich kürzer als die eines Sanikastens ist (dessen Mitführen wesentlich sinnvoller und notwendiger ist).

Die Firma, die solche Dinger fabriziert, kann sich mit dem Gesetz über einen Millionendeal freuen, denn schließlich braucht dann plötzlich jeder die Dinger, selbst Antialkoholiker und jeder Ausländer, der durch Frankreich durch muss oder der rein will, weil er gern in Frankreich ist.

Sehr häufig starte ich im Osten Deutschlands am Nachmittag, um noch in der Nacht nach Frankreich reinzufahren, oft ist dann in Luxembourg neben dem Volltanken kurz vor der französischen Grenze auch noch mal ein Kaffeepäuschen drin. Alkohol an der Stelle wäre völlig kontraproduktiv, denn ich will ja noch ein, zwei Stunden fahren und nicht müde werden.

Meist, wenn ich nach Süden will, nutze ich dann die kostenfreie Autobahn bis Toul und genau an der Abfahrt bin ich auch in einer Nacht von der Polizei – wie alle anderen, die dort runter fuhren, angehalten worden in meinem ganzen Autofahrerleben – reines Routinepusten beim allerersten (erzwungenen) Halt im nächtlichen Frankreich... - kein Alkohol, kein Problem und die Polizei hatte ein Röhrchen weniger - die Polizei war sichtlich verwundert, mich hier mitten in der Nacht nüchtern am Steuer anzutreffen... - ab dem neuen Gesetz aber hieße das, sie können mich dennoch kräftig zur Kasse bitten, sollte ich kein von der französischen Polizei anerkanntes (nach französischen Normen hergestelltes) und weder benutztes noch abgelaufenes Röhrchen bei mir haben. Ich müsste also hinter der Grenze den erstbesten Apotheker wach klingeln, denn die Supermärkte haben lange schon zu... - und ob der mir die Röhrchen zum Discountpreis gibt, ist auch fraglich...



Zudem dürfte ich auch nicht wirklich weiter fahren, denn ich müsste nach dem Gesetz innerhalb kurzer Frist den Kauf eines Röhrchens bei der Polizeidienststelle nachweisen, die mir das Bußgeld auferlegt hat. Sonst droht – ihr ahnt es, eine noch deutlich saftigere Strafe, die auch über die Zusammenarbeit der Behörden europaweit eingetrieben werden würde.

Es geht bei diesem wohl unsinnigsten Gesetz also beileibe nicht um 2 € und nicht um Kleinkariertheiten – es geht um einen Passus, der dem klammen Staat gehörig Bürgergeld in die Kassen spülen soll und wird, wenn kein Umdenken in letzter Minute erfolgt..

Die Polizeipräsenz ist in den letzten Jahren unter Sarkozy deutlich verstärkt worden – und da geht es nicht um Kriminalprävention oder Verhindern von Unfällen, sondern um das Zeigen von Macht.

Und dass verleidet letztlich den Spaß am Fahren nach oder auch durch Frankreich.

Und was passiert eigentlich mit den Radfahrern? Auch bei der Tour de France gehörte der rote Kräftigungsschluck früher dazu – heute ist es verboten – wegen des Dopings...


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