Mittwoch, 11. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Albertville - La Toussuire

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Die heutige Etappe steht ganz im Zeichen der Erinnerung an den letztjährigen Alpenurlaub. Insofern kann ich behaupten, quasi fast die gesamte Strecke des heutigen Tages zu kennen., auch wenn wir sie „gestückelt“ und mit dem Auto gefahren haben...

In Albertville im Zentrum haben wir uns nicht umgesehen, aber die hübsche alte Festungsstadt Conflans gehörte zu den kulturellen Zielen unserer letztjährigen Tour. Ein wunderschöner alter Ort mit komplett erhaltener Befestigung, alten verwinkelten und steilen Gassen und schönen Häusern zum Teil mit Arkaden, eine alte Kirche und die Aussichtsterrasse mit dem Sarrazenenturm lohnen einen ausgiebigen Spaziergang in dem auf Tourismus getrimmten Ortsteil. Von der Terrasse schaut man auf die Olympiastadt und die umliegenden Gebirgsmassive, aber man kann, wenn die Zeit reif ist, auch von diversen Rebstöcken die Trauben naschen. Die Reben verschiedener autochthoner Sorten Savoyens sind dort zur Zierde des Parks und zum Kennenlernen in Pergolaerziehung gepflanzt, einen Winzer hat Albertville jedoch wohl nicht.

Festungsstadt Conflans 

Den ersten Teil der Etappe kennen wir aus der entgegengesetzten Richtung, wobei wir den Abschnitt zwischen Albertville und dem Abzweig der D213 auf der Schnellstraße zurückgelegt haben.

Aber schon auf den ersten Kilometern dieser Straße, die zum Col de la Madeleine hinauf führt, muss man stetig in beide Richtungen mit Radlern und waghalsigen Motorradfahrern rechnen. Hier geht es gleich von Beginn an richtig zur Sache, wie wir auch aus dem Auto heraus sehen konnten.
Nach etwa 30 km der heutigen Etappe müsste man den Biwak platz erkennen können, den wir zur Übernachtung genutzt haben, er ist oberhalb von Celliers und hat neben Picknicktischen, einer Wasserstelle und einer Toilette auch eine kleine Schutzhütte, in der wir übernachtet hatten, um einmal nicht das Zelt aufbauen zu müssen. Es wurde in der Nacht hier oben auch empfindlich frisch, insofern war das nicht die schlechteste Idee.

Am Tag zuvor hatten wir nach den Klettersteigen von Pontamafrey den Col de la Madeleine überquert. Die Angabe der Passhöhe variiert ein wenig, aber gut, ob nun 1995 m oder 2000 m... - wenn man, wie wir es taten auf dem Pass zur Hütte des Käsemachers hochsteigt, dann hat man die 2000 auf jeden Fall überschritten. Diese Hütte ist nur wenige Minuten zu Fuß vom Pass weg, wegen des tollen Käses frisch vom Erzeuger aber lohnt der kurze Fußmarsch auf jeden Fall. Neben Käse kann man hier auch Wurst und sogar Savoyer Wein von befreundeten Erzeugern kaufen oder einen Kaffee trinken. Der Wein gehörte allerdings in die Kategorie der überteuerten Weine der Region – hätten wir vorher gekostet, wären uns 18 € erspart geblieben, denn wir hatten den teuersten Roten mit einpacken lassen, in der Hoffnung auf ein wenig Plaisir zur regionalen Küche aus dem Trangia..

Ganz phantastisch sind natürlich auch die Blicke vom Col de la Madeleine, wenn die Wolken nicht zu tief hängen – so schaut man sowohl in Richtung des Mont Blanc Massives als auch zu den Aiguilles d´ Arves.

Blick vom Col de la Madeleine in die Richtung hinab,
in die heute runter gefahren wird.
Im Wolkenloch links gucken die Aiguilles d´ Arves durch.

Gedenktafel für Wouter Weylandt auf dem Col de la Madeleine 
In den Wintersportorten am Hang hatten wir nicht angehalten, dafür aber unten in La Chambre. Hier gibt es eine sehr interessante Kirche aus der Romanik zu sehen – wir hatten das Glück, dass sie sogar offen war. Unten werden die Fahrer mal kurz „in die Irre geschickt“ - statt gleich die Nationalstraße zu queren, müssen sie einige Kilometer im Tal der Arc hinab bis St. Remy und auf der anderen Seite wieder zurück  nach St. Etienne de Cuines – Anlauf nehmen für den Sprint sozusagen. Wir warten gleich am Intermarché und kaufen inzwischen bissel was an Lebensmitteln ein, denn die kleinen Läden hier oben sind a) teuer und b) erinnern sie wie der Lebensmittelladen in St. Colomban des Villards an Läden in Rumänien... Wir waren letztlich zwei mal froh über diesen Supermarkt...

Wir machen nun einen kleinen Sprung einige Tage zurück – als wir in die wirklichen Alpen einfuhren, war das unsere erste Route, wir bogen hier aus dem Tal der Arc ab und fuhren erstmal bergan bis zum ersten Picknickplatz vor dem ersten Teildorf von St. Alban des Villards.

Trangia deluxe auf dem Platz unterhalb des Klettersteiges von La Chal 

Nach dem Mittagspicknick dort und einem kurzen Intermezzo in der Touristeninformation von St. Colomban ging es dann weiter bis La Chal. Nach der Durchfahrt durch diesen Ortsteil und der Überquerung des Flüsschens gibt es einen Parkplatz mit Picknicktischen und Wasserstelle, den wir zum Biwak nutzten. Hier ist auch der Ausgangspunkt für die Via Ferrata La Chal, die wir an jenem Nachmittag natürlich durchstiegen hatten.

 Blick von der Via Ferrata La Chal auf St. Colomban, dieses Tal müsen sie heute hoch... 

Direkt am Picknickplatz startet ein Übungsklettersteig für Anfänger und Kinder, den man durchaus mitnehmen kann, wenn nicht zu großes Gedränge dort herrscht. Am eigentlichen Klettersteig eine knappe halbe Stunde weiter oben ist es auf jeden Fall ruhiger, denn der Steig ist durchaus schon recht anspruchsvoll, grade im zweiten Abschnitt hinter dem Notausstieg. Ich erinnere mich hier an eine technisch anspruchsvolle leicht überhängende Querung – der Klettersteig lohnt sich für Freaks dieser Sportart als echte Herausforderung.

Die Schlüsselstelle im oberen Teil der Via Ferrata La Chal
 ist das schräge Band, welches leicht überhängig quert

Tags drauf sind wir dann über die beiden Pässe Col du Glandon und Col de la Croix de Fer gefahren – natürlich nicht, ohne jeweils zu stoppen und die Aussichten zu genießen.

Blick vom Col de Glandon die Straße hinab, wo sie heute hochkommen 

Blick vom Col de la Croix de Fer zu den Aiguilles d´ Arves
Einige Kilometer vor St. Sorlin d´ Arves haben wir dann rechter Hand einen Parkplatz, der der Ausgangspunkt zu einem weiteren Klettersteig und dem nahebei gelegenen Klettergebiet ist – wir sind hier erst ein wenig geklettert – allerdings ohne Topo, weil die Tourismusinfo geschlossen war – und haben dann noch den Steig gemacht, der leichter als die meisten anderen Steige des Urlaubs war, aber dennoch seinen Reiz hatte. Im Dorf selbst haben wir dann auch noch eine schöne Kirche besucht, die an den Außenwänden eigenartigen Schmuck trägt, den Angehörige hier zum Gedenken an die Verstorbenen gemacht haben – quasi als Beschäftigung während langer einsamer Wintertage.

 Im Klettersteig von Saint Sorlin d´ Arves 

Kirche von St. Sorlin d´ Arves
Heute wird man sich da wohl eher an den Wintersporttourismus und vor allem an die Apres Ski Partys halten... Der Ort selbst deutet heute zumindest auf viel Massentourismus hin. 

Ganz im Gegensatz zu den einladend ruhigen Orten um das alte Dorf Albiez – Montrond hinter dem Pass Col de Mollard. Dieses Dorf ist in mehrere kleine Weiler unterteilt, wie so viele der Dörfer hier. Aber man erkennt, wenn man im Hauptort ist, denn nur hier gibt es eine nennenswerte Möglichkeit, sich zu versorgen. Neben einem Bäcker mit „artisanalem“ und entsprechend wohlschmeckendem Brot fanden wir einen tollen Laden mit Käse, Wurst und anderen Spezialitäten der Region am Hauptplatz. Die folgende Abfahrt wirkt recht „halsbrecherisch“, hoffen wir mal, dass da alle gut durchkommen – es hat ja schon genug schwere Stürze in diesem Jahr gegeben.

Blick von der Straße zum Col de Mollard auf die Aiguilles d´Arves 

In Saint Jean de Maurienne verabschieden wir uns dann von der Tourstrecke und lassen die Radler alleine den letzten Anstieg – quasi auf fast paralleler Straße wieder zurück  - in Angriff nehmen. Oben  um das Etappenziel gibt es für den Sommerbergfreund nicht viel, was den Umweg reizen würde – das ist eine Ecke, die dem Wintersport vorbehalten ist – oder den Radfahrern auf „Bergjagd“.

Wir fahren da lieber nach Pontamafrey – Montpascal, wo eines der besten Klettersteigerlebnisse auf uns wartet, welches man in dieser Gegend haben kann.

Wenn ich auch schon dem Thomas einige Fotos unserer letztjährigen Tour hier für den Artikel zum Einbauen mitgeschickt habe, so gibt es doch vielleicht den einen oder anderen, der davon noch mehr haben will – der lese hier im Tagebuch der letztjährigen Tour nach – beginnend mit der Via Ferrata La Chal am Beginn des Abschnittes, wo wir in die heutige Touretappe einbiegen – und dann fortlaufend bis wir in Conflans sind ( – oder vielleicht sogar noch weiter ?):

Letzter Post  - hier mit Fotos zu Conflans am Start der Etappe heute:

Zwischendrin sind aber auch mal Posts zu anderen Themen – einfach ignorieren oder auch lesen...



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