Montag, 16. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Samatan – Pau

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Die heutige Etappe führt parallel zu den Pyrenäen, dabei die Berge immer gebührend auf Abstand haltend. Und so haben wir ein hügeliges Profil, kleine Straßen und tiefstes provinzielles Frankreich.

So ist es sicher auch nicht verwunderlich, dass ich zur Strecke fast nichts beitragen kann und sie nur  an einigen Orten gequert habe auf meinen Wegen in die Pyrenäen. Denn in dieser Ecke waren die Berge dann doch immer schon magisch so anziehend, dass maximal Zeit für einen kleinen Zwischenstopp blieb, wenn es denn eine Kleinigkeit zu sehen gab und es grade passte, dass ich eine Pause brauchte. 
So bin ich auch durch den Startort Samatan, ebenso wie durch das benachbarte Lombez bereits mehrfach durchgefahren, wenn ich in oder von den Pyrenäen weg wollte. Die Kirche in Lombez scheint dabei zwar einen Stopp mal zu rechtfertigen, aber bislang hat es sich nicht ergeben.

Die Strecke ist für mich eine Alternativroute, um Toulouse zu vermeiden. Ich biege dann hinter Montauban bei Grenade auf diese Strecke, die recht ruhig und wenig befahren ist und wo auch keine großen Orte durchfahren werden müssen. Man kommt also zügig und ohne viel Aufwand auf kleinerer Strecke hier auf das obere Garonne – Tal zu, um z.B. über Vielha nach Spanien hinein zu fahren. 
Seit ich aber dank der neuen Frankreich-Karte, die unterschiedliche Symbole für mautfreie und Mautautobahnen hat, gesehen habe, dass die die A64 von Muret aus etwa 50 km mautfrei ist, habe ich doch immer die Strecke über Toulouse genommen. Ist allerdings in Toulouse der Autobahnring verstopft und es gibt Stau, dann wäre die obige Route noch eine Alternative.

Um in die Hochpyrenäen hinein zu kommen, kann man seine Route auch über Auch legen. Diese Stadt rechtfertigt auf jeden Fall eine intensivere Besichtigung. Es gibt eine wunderschöne Altstadt rings um eine sehr sehenswerte alte Kathedrale zu entdecken. Aber auch diese Kirche selbst  muss man besucht haben, hat sie doch ein sehr sehenswertes Chorgestühl und eine sehr reiche Ausstattung. Aber auch die 200 Stufen der monumentalen Treppenanlage sollte man mal gestiegen sein. Wir hatten unten geparkt und sind dann beim D´ Artagnan Denkmal über diese Treppe zur Kathedrale hinaufgestiegen.



Danach ist bis Pau für mich unbekanntes Land.

Die Madiran Weinberge werden auch eher südlich umfahren, als dass man durch kommt, dennoch könnte man natürlich einen Wein von dort zur heutigen Etappe empfehlen. Die roten aus der Rebsorte brauchen jedoch immer sehr viel Reifezeit – hier ist immer enorm  viel Geduld angesagt.
Alternativ gäbe es dann  noch die Edelsüßen aus dem selben Gebiet, die allerdings den AOC Namen Pacherenc de Vic Bilh tragen. Es gibt zwar auch trockene Weiße unter dieser Bezeichnung, aber richtig grandios finde ich die Besten der edelsüßen Weine, die eine üppige exotische Aromatik mit einer Honigsüße, aber auch mit einer Zitrusfrische verbinden können. Grade diese Süße-Säure – Balance ermöglicht es, dass diese Weine sich auch wirklich gut trinken lassen. Manko ist allerdings, dass es oft nur 0,5 l Flaschen gibt – die sind dann viel zu schnell leer.

So gelb wie das Trikot des Spitzenreiters und von edler Süße:


Das Gebiet, welches heute durchradelt wird, ist aber auch die Heimat eines berühmten Weinbrands – hier wird der Armagnac produziert. Ob man letztlich den Cognac oder den Armagnac lieber trinkt, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber hier wie dort gibt es eine Qualitätshierarchie, die in XO und Napoleon gipfelt und deren Vertreter wie auch alte Armagnacs zu den interessantesten Spirituosen gehören, die Frankreich zu bieten hat.

Wem das Ganze aber insgesamt zu hochprozentig ist, der probiere dann doch mal einen Floc de Gascogne. Hierfür werden die Trauben des Produzenten wie bei der Herstellung eines Weines verarbeitet und just bei Beginn der Gärung wird diese abgestoppt, in dem der Armagnac des gleichen Produzenten zugesetzt wird.

Ähnliches kennt man in anderen Regionen Frankreichs unter verschiedenen Namen – Ratafia, Macvin du Jura, Pineau de Charentes... Das oft klebrig -süße und brandig alkoholische Getränk kann man zwar immer nur glasweise genießen, aber es hat schon durchaus seine Berechtigung in der Welt der Genüsse.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen