Montag, 16. Juli 2012

Etappe 15: Samatan - Pau 158.5 km


Merkwürdige Dramaturgie in diesem Jahr: Nachdem die Fahrer bei der gestrigen Etappe schon mal die Gebirgsluft in den Pyrenäen schnuppern konnten, müßen sie heute wieder quasi aufs platte Land, gefahren werden "nur" knapp 160 Kilometer im hügeligen Gebirgsvorland. Zudem ist dann am Dienstag Ruhetag in Pau. Genug Zeit also, um sich für die Königsetappe am Mittwoch zu erholen - und vielleicht doch Wiggins mal in Bedrängnis zu bringen.

Aber heute ist das noch kein Thema, stattdessen wird durch den ländlichen Südwesten gerollt. Und auch da wachsen, wie könnte es anders sein, Rebstöcke. Kurz hinter Marciac (bekannt für sein jährliches, international beachtetes Jazzfestival mit Auftritten sämtlicher Jazzgrößen von Dizzy Gillespie bis Diana Krall) wird das Madiran gestreift, eine kleine AOC mit nur 1.400 ha. Rebfläche. Die Roten dort werden hauptsächlich aus der Tannat erzeugt. Eine Rebe, die gerbstoffreiche, farbintensive und kräftige Weine mit Alterungspotential hervorbringt. Das sind in der Jugend häufig wilde Gesellen mit einer gewissen Adstringenz.
Alain Brumont ist dort Qualitätspionier, sein Chateau Montus mittlerweile ein Klassiker. Einen schön gereiften ´95er hab ich vor einiger Zeit verkostet (klick).



Einen weiteren Madiran gab es hier bei Tour des Vins, allerdings zur TdF 2010, 17. Etappe: Domaine Laffont "Erigone" 2007 Madiran Pierre Speyer, ein Belgier, bewirtschaftet nur 4 ha und ist einer dieser handwerklich arbeitenden Winzer, die mit großer Leidenschaft wirklich originelle, hochwertige und nicht einer überteuerten Spekulationsblase ausgelieferten Weine machen. Er ist ein Freund von Pierre Clavel, (Copa Santa), sie verbindet (mit anderen) das kleine, nur für Insider sichtbare winziggedruckte Label "Vinarchiste" auf dem Etikett. ERIGONE ist eine Cuvée mit einem Hauptanteil Tannat (80-90%) aus 45 Jahre alten Reben, der Rest Cabernet-Franc. Der Ausbau erfolgt 16 Monate in gebrauchten Barrique (Zweit- bis Drittbelegung). Farbe, natürlich dunkel, undurchdringlich. In der Nase vielschichtig, einerseits Rauch, Graphit - das geht aromatisch schon in Richtung Bordeaux. Andererseits aber auch die würzige warme Erdigkeit des Südens. Was den Wein jetzt schon in der Jugend trinkbar macht ist die dichte satte Frucht. Die macht auch die Gerbstoffe erträglich, die packen im Mund nämlich kräftig zu und "tapezieren" den Gaumen. Also weglegen und in 10 Jahren mal wieder probieren.






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