Donnerstag, 19. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: Bagneres de Luchon – Peyragudes

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Noch einmal wird heute eine Schleife gefahren, bei der man am Ziel luftlinienmäßig nicht weit vom Start weg ist.

Ich bin von Bagneres de Luchon meist immer über den Col de Portillon weiter nach Spanien gefahren. Man wollte aber sicher die Fahrer nicht mit einem sofortigen Anstieg schocken – 10 hinter dem Start wäre man dann schon auf dem 1293 m hohen Col de Portillon gewesen, der zugleich die Grenze zu Spanien markiert – 9 km später ist man schon wieder unten – im Aran – Tal

Dieses zu Spanien gehörige Tal ist dennoch eher französisch geprägt – kein Wunder, denn seitdem das Gebiet im mittelalterlichen Pyrenäenfrieden Spanien zugesprochen wurde dauerte es noch Jahrhunderte, bis es eine Infrastruktur gab, die das Val d´ Aran tatsächlich mit Spanien verbindet.

Die einzige Zufahrtsstraße kam von Frankreich her hoch – denn da blieb man im Tal, die Pfade über die Hochpyrenäen waren gefährlich, beschwerlich und nur kurze Zeit des Jahres begehbar. Somit hat sich hier über die Jahrhunderte eine eigene Kultur erhalten. Das hübsche Bosost wirkt auch heute noch von der Architektur her französischer und auch das Aranés als eigene Sprache ist mehr dem französischen als dem Katalanischen oder gar Spanischen verwandt.

Heute kommt man vom Hauptort des Aran – Tals Vielha in zwei Varianten über die Hochpyrenäen – über den Port de Bonaigua (zugleich höchster spanischer Pyrenäenpass) oder durch den Tunnel von Vielha. Beides hab ich inzwischen unzählige Male im Auto bei allen Witterungsbedingungen gemacht, erstmalig aber 1996 mit dem Rad. Damals kamen wir von Sort her über den Paß und sind dann durch den Tunnel (grusel!) weiter...

Vielha im Aran - Tal

Doch das nur am Rande, den die Tour fängt heute gemächlicher an. Es wird das Vallée du Luchon ausgenutzt – einmal, als am Col de Portillon gesperrt war, mussten wir auch so um den Berg herum fahren, um nach St. Beat ins Aran Tal zu kommen.Bei dieser Gelegenheit hatten wir uns dann gleich das verträumte Städtchen etwa 10 km vor der Grenze nach Spanien angeschaut. Dass es dort wie in der offiziellen Tourbeschreibung erzählt, viele Geschäfte gäbe, davon merkten wir nichts, es war alles zu und der Ort wirkte wie ausgestorben. Kleine Geschäfte gibt es zwar, auch Kneipen, aber wenn alles dicht ist und nur stundenweise offen, dann nützt einem das wenig. Besser also im nahegelegenen und schon erwähnten Bosost einkaufen, so wie es alle tun. Und weil in Bosost so viele Franzosen ein Einkaufsparadies sehen, ist es wohl hier in St. Beat auch so eine Wüstenei.

Dennoch, der Ort und vor allem die Kirche ist sehr schön anzuschauen und lohnt einen kleinen Stopp zum Füße vertreten.

Auf unserem diesjährigen Weg zur Fira nach Falset wollten wir nach der Besichtigung von St. Martory eine alternative Strecke über einen Pass ausprobieren. Ich hätte ja, da wir kaum noch Sprit im Tank hatten (in St. Martory war wegen Mittagspause zu) zur Sicherheit den niedrigeren Col d´ Ares gewählt, aber meine Abenteuer liebende Partnerin am Steuer setzte sich durch und so ging es über den deutlich höheren Col de Mente. Somit kenne ich die nächsten Kilometer der Strecke auch, wenngleich auch von der Gegenrichtung. Es wird steil – hoch, wie runter... - Der Col de Mente ist durchaus nicht ohne Reiz – bei der fast menschenleeren Strecke mit den Minidörfern kamen wir uns vor wie am Ende der Welt. Meist sind aber diese Weltenden landschaftlich äußerst reizvoll wie auch hier. Die Straße, auf der heute runter gefahren wird, wurde im Anfang Mai frisch gebaut.



Die LKW´s mit dem Baumaterial waren auch fast das einzige, was uns begegnete, außer natürlich den wirklich fleißigen und freundlich – umsichtigen Bauarbeitern, die uns zumeist sofort passieren ließen wie auch die LKW- Fahrer, die uns stets bei nächster sich bietender Gelegenheit vorbei ließen. Es geht halt auch ganz anders als im Straßenbau in Deutschland, wo oft monatelang nichts vorwärts geht... Vielleicht – und sicher wurde die Straße auch wegen der anstehenden Tour saniert. Was bei uns ein Zwei Jahres Vorhaben ist, wurde dort in zwei Monaten bewältigt und dabei weder mit lästiger riesiger Umleitung noch mit unflexiblen ewigen Ampeln. Nur ganz unten in Couledoux gab es eine Baustellenampel, während der gesamten Passfahrt wurde „menschlich reguliert“, wie man das auch von Spanien her kennt – mit Posten am Anfang und Ende jeden Bauabschnittes.

In Senguagnet wird dann auf für mich unbekanntes Terrain abgebogen. Lediglich bei der Querung der Hauptstrasse hinter Barbazan kann ich noch mal kurz winken. Meist fährt man von St. Beat nämlich direkt hier auf Montrejeau bzw. auf St. Gaudens zu bzw. kommt von dort.



Die ganze weitere Strecke von hier bis nach St. Aventin ist für mich unbekanntes, noch irgendwann zu entdeckendes Neuland, erst den Anstieg bis auf den Peyresourde – Pass kenne ich dann selbstredend wieder. Und natürlich bin ich auch schon mal in die kleine Bar auf dem Gipfel eingekehrt, die mit den historischen Fotos von den diversen Touren de France. Und die bereits gestern erwähnte Straße hoch zum heutigen Etappenziel ist es, von der aus man bei guter Sicht phantastische Blicke u.a. in Richtung zum Mont Long, ins Neouvielle Massif und in das Gebiet der 3000er um Gavarnie – Mont Perdido und La Munia hat.


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