Samstag, 14. Juli 2012

Torstens Genusskommentar: St. Paul Trois Châteaux – Cap d´ Agde

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Wir starten heute nochmals auf der anderen Seite der Rhône, allerdings deutlich südlicher als wir die Rhône am gestrigen Tag gequert hatten. In den Startort der heutigen Tour Saint Paul Trois Châteaux bin ich einmal hineingefahren, als ich im Rhône-Tal unterwegs war, und habe mir den Ort und vor allem die schöne alte provenzalische Kathedrale angeschaut.

Manches Mal, wenn ich ins Languedoc unterwegs war, hab ich gern die Strecke durch das Rhône – Tal genommen, um mir das eine oder andere dort an zu schauen. Das schnelle Durchfahren auf der A7 dagegen ist dort nicht so mein Ding. Dazu bietet die Gegend zu viel Interessantes.



Gleich am Anfang fahren wir an einem der wohl berühmtesten Atomkraftwerke Frankreichs vorbei – dem von Pierrelatte – Tricastin. Dass nebenan gleich ein Krokodilpark ist, ist ein Scherz, der auch auf seine Art irgendwie makaber ist. Hoffen wir mal, dass hier nie ein Science Fiction wahr wird...

Ein deutlich reizvolleres Ziel in meinen Augen ist dann das alte ehrwürdige Pont St. Esprit, das für mich immer wieder gern einen Halt wert ist, nicht nur der schönen alten Brücke über die Rhône wegen. Aber auch die sollte man wenigstens einmal überquert haben – ich hab es mehrfach getan, sowohl per Auto als auch bereits mit dem Rad. Der Ort selbst hat provenzalisches Flair, obwohl er eigentlich auf der falschen Seite liegt. Diesem Charme ist man schnell erlegen, vor allem wenn grade Markt ist.



Auch Bagnols sur Ceze muss einen Aufenthalt lohnen, ich kenne den Ort bislang leider nur vom Durchfahren, wie schon gesagt, es gibt dort so vieles, was lohnt.

Das lange folgende Stück ab Les Matelettes vor Viols – le Fort bis hier bin ich erstmals gefahren, als wir im Anfang März 1991 (oder war es Ende Februar ? – auf jeden Fall war es schönste Frühlingszeit dort unten mit Baumblüte) vom ersten Jugendaustausch mit dem CEMEA von Aniane nach Deutschland zurückfuhren, damals noch im gemieteten Kleinbus. Damals hatten wir auch in Uzés noch einen Halt eingelegt, um uns das herrliche alte Herzogsstädtchen beim schnellen Bummel durch das Zentrum anzusehen. Natürlich bin ich dort nicht zum letzten Mal gewesen und auch die Strecke ab Quissac kenne ich dann quasi wie meine Westentasche (falls ich eine hätte). Ab hier habe ich auch in fast jedem Dorf schon einen Stopp gemacht, in Quissac, St. Martin des Londres und Viols le Fort  wegen der alten Ortsbilder und der alten Kirchen, in den Gemeinden rings um den Pic Saint Loup natürlich wegen der dort ansässigen Winzer – grade Valflaunes bietet eine erquickliche Zahl richtig guter Erzeuger (wobei die Besten alle außerhalb des Dorfes verteilt leben). Bei Mas Bruguiere und der Domainede l´ Hortus geht die Tour direkt vorbei, vielleicht ist das im Kanandischen Holzhausstil erbaute Anwesen von Hortus gar bei der Übertragung zu sehen...

Früher in den 90ern haben mir die Weine vom Mas Bruguiere mehr gefallen, inzwischen ziehe ich l´ Hortus im direkten Vergleich vor. Ich habe Weine vom Pic ja bereits zu einer Zeit gern getrunken, wo sie hierzulande noch fast unbekannt waren – geschuldet den alljährlichen Fahrten nach Aniane. 
Meine Top drei am Pic heute heißen Mortiès, Mas de Fournel und Clos Marie, wobei Clos Marie lange Jahre meine Nummer eins war, in den letzten Jahren aber nicht immer so überzeugt hat wie die anderen beiden. 
Von Mas de Fournel und von Mortiès biete ich sogar selbst noch einige Reste in meiner Prioratführerselektion an, allerdings als Auslaufmodell – nicht, weil ich die Weine nicht mehr mag, sondern weil ich gemerkt habe, dass Weine vom Pic Saint Loup nicht so ins Profil passen, wenn man sich auf das Priorat und Montsant spezialisiert hat. Nach meinen Weinen von unterwegs wurde einfach zu wenig gefragt, als dass ich dieses Experiment fortführen könnte. Grad eine Selektion vom Pic Saint Loup hätte mich persönlich sehr gereizt, da ich sehr viele der Erzeuger seit langem persönlich gut kenne – aber der Markt ist dafür nicht da.



Genau so reizen die langen Kletterwege am Pic Saint Loup selbst. Erfolgreich gemacht habe ich bislang nur die Gratwanderung mit leichten Klettereinlagen, in der großen Wand musste ich vor einigen Jahren abbrechen – ich war allein unterwegs und entsprechend ungesichert und der Wegverlauf war für mich nicht eindeutig – das Gelände wurde so schwer, dass ich ohne Sicherungspartner nicht weiter wollte. Dennoch hing ich einige Zeit gut sichtbar in der Wand, vom Parkplatz auf dem Pass kann man die Situation gut einsehen und abschätzen, wie viel Zeit einem als böser Bube bleibt. Die Quittung bekam ich nach meiner Rückkehr zum Auto – die kleine Scheibe mit einem Stein eingeworfen, Radio, Rucksack mit Trangia und mehr geklaut, auch von dem zuvor noch gekauften Wein war weg soviel die Diebe weg bekamen. Mein Hauptgepäck war glücklicherweise bei meinen Freunden in Aniane, das Portemonnaie hatte ich in der Innentasche meiner Jacke – im Februar war die Jacke durchaus angebracht. Glück im Unglück, aber schlimm genug, den Wunsch nach erneutem Kletterausflug an den Pic von der Liste zu streichen und auch meine Lust, generell in diese Gegend zu fahren, ließ danach etwas nach, wenngleich auch nur unbewusst. Aber ich bin tatsächlich seitdem weniger in diese Gegend gefahren als früher, wo zwei oder drei Mal im Jahr mir immer noch nicht genug waren.

Es wird dann leider nicht weiter auf Aniane zu gefahren, sondern beim Schlößchen Les Matellettes wird in Richtung Montpellier abgebogen. Die Strecke bis Montarnaud kenne ich natürlich trotzdem von den Radtouren damals zu Austauschzeiten und auch späteren Autoausflügen. Wunderschöne Garrigue und Wälder.

Während ich das Stück zwischen den Autobahnen nicht kenne, bin ich dann am Ende der Etappe wieder dabei. An den Etangs und am Mittelmeer zwischen Montpellier und Agde bin ich natürlich auch viele Male gewesen, auch die Muscats von Mireval und Frontignan kann ich immer mal gern trinken – es muss ja nicht jede Woche sein.

Zum Abschluss möchte ich mich nur noch an meinen Aufenthalt in Séte erinnern – es war im Januar 1991, da trafen sich die Partnerverbände des Deutsch-Französischen Jugendwerkes dort zur pädagogischen Jahrestagung – ausgerechnet über meinen Geburtstag. Als der sich herum sprach, wurde natürlich sofort ein Fest improvisiert – meinen ersten Flaschen Champagner bekam ich da ebenso wie einen Bildband über Séte, in dem alle unterschrieben. Und dazu die „Auflage“:„Bis nächstes Jahr zur Jahrestagung hast du französisch gelernt...“

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